The Last of Us: Part 1 – Eins der besten Spiele aller Zeiten, aber...
Hoffentlich „reimagined“ Naughty Dog auch Teile des Spieldesigns.
Eins will ich klipp und klar vorausschicken: The Last of Us gehört sowohl spielerisch als auch erzählerisch zum Allerbesten, das ich je gespielt habe. Würde ich heute noch persönliche Hitlisten führen, hätte es sogar gute Chancen auf den ersten Platz. Ganz wenige Charaktere trage ich so nah am Herzen wie Ellie, Joel und übrigens auch Abby. Die letzte Szene aus Part 1 – keine Angst, ich verrate nichts – ist eine der schlimmsten/stärksten, die ich je gesehen habe.
Und trotzdem habe ich geschimpft wie ein Rohrspatz, als ich The Last of Us in der Remastered-Version auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad gespielt habe! Steht die reine Stealth-Action dann nämlich viel stärker im Vordergrund, fällt sie stellenweise fast auseinander. Dabei ist sie über weite Strecken absolut hervorragend, weil sie eine Dynamik aus vorsichtigem Schleichen, schnellen Vorstößen und erneutem Verstecken fördert, die nicht nur taktisch interessant ist, sondern auch perfekt zu dem Szenario passt, in dem sie stattfindet.
Doch gerade in diesem packenden Katz-und-Mausspiel ist es doch ein Unding, dass Joel zum Beispiel von Klickern in die meist tödliche Mangel genommen werden kann, wenn die sich noch satte zwei Meter von ihm entfernt befinden! Es gibt ein paar solcher frustrierenden Mechaniken, die eine grundsätzlich mangelnde Herausforderung durch unfaire Vorteile wettmachen – was schlicht frustrierend ist und einen aus der eigentlich großartigen Immersion reißt.
Ich bin außerdem kein allzu großer Freund des recht stark schwankenden Fadenkreuzes, denn so sehr dadurch auf den meisten Schwierigkeitsgraden eine nachvollziehbare menschliche Schwäche nachgeahmt wird, so sehr fehlt bei stärkeren Herausforderungen das Gefühl der Kontrolle über das Alter Ego. Die ist mir bei reiner Action zumindest bedeutend lieber als das Zugucken beim Danebenzielen.
Erinnern will ich nicht zuletzt an die erzwungenen Wechsel von Stealth zu Action, mit denen man im Grunde dafür verhöhnt wird, erfolgreich an einer schwierigen Stelle vorbeischleichen zu können oder das sogar bereits getan zu haben. Klar: Naughty Dog inszeniert mit The Last of Us einen geführten Spiel-Film. Aber wenn man Spielern zwei verschiedene Vorgehensweisen ermöglicht, sollten auch immer beide relevant sein.
Und so frage ich mich eben, ob Sonys Edelstudio jetzt nur Äußerlichkeiten überabeitet oder auch Schwachstellen im Spieldesign angepackt hat. Die wurden nämlich an keiner Stelle erwähnt, als die Neuauflage in einem gut zehnminütigen Video gerade ausführlich vorgestellt wurde. Für mich würde sich ein weiterer Durchlauf aber nur mit einer entsprechenden Überarbeitung so richtig lohnen. Sollten die erwähnten Schwächen weiterhin vorhanden sein, hätte ich mindestens auf die neuen Speedruns jedenfalls keinen Bock. Vom Permadeath-Modus ganz zu schweigen.
Natürlich ist die Überarbeitung schon alleine deshalb sinnvoll, weil zusätzliche Optionen den Zugang für Spieler mit verschiedenen Einschränkungen erleichtern. Und immerhin finden die aus Part 2 bekannten, wesentlich glaubhafteren KI-Routinen ihren Weg ins Spiel, weshalb ich überhaupt erst an die Infizierten im ersten The Last of Us denken musste. Part 2 gehört schließlich zu den besten Stealth-Action-Titeln überhaupt. Aber reicht dessen quasi-neue KI schon aus, um grundlegende Schwächen im Spieldesign, der Gegneraufstellung, dem Leveldesign und anderen Elementen wettzumachen?
Ich will ja gar nicht über vergangene Tatsachen meckern – erst recht nicht, wenn es ausgerechnet um dieses Meisterwerk geht! Aber wenn Naughty Dog diesmal schon nicht mehr von einem Remaster, sondern von Reimagining spricht, dann hoffe ich eben, dass das runderneuerte The Last of Us auch als Action-Titel überzeugt, in den man sich auch auf den hohen Schwierigkeitsgraden mit Haut und Haaren verbeißen kann.