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The Last of Us Part 2 Remastered im Test: Durchlebt euer Trauma nun noch schöner als zuvor!

Gewalt – und was sie aus uns macht.

Ein gemeines Spiel für eine gemeine Welt: Machtvoll und zermürbend bricht euch das umfangreiche Remaster von The Last of Us Part 2 auch auf der neuen Generation das Herz.

Im Gespräch mit dem Game Director von The Last of Us Part 2 Remastered, Matthew Gallant, kommt mir die Frage fast ohne nachzudenken und als Erstes in den Sinn: Warum jetzt schon ein Remaster, nur drei Jahre nach Erscheinen des ursprünglichen Spiels? Nach der Antwort des Naughty-Dog-Veteranen, der schon am ersten Teil beteiligt war, kommt sie mir beinahe töricht vor – mit dem ersten Teil sei es immerhin nicht viel anders gewesen, das kam sogar noch zügiger.

Gallant beschreibt es so einleuchtend, dass es aus Entwicklerperspektive wahnsinnig logisch wirkt: Naughty Dog arbeitete bei beiden Spielen mit Hardware, die dem Ende ihrer jeweiligen Generation entgegensah. Die kennt man zwar in- und auswendig, aber sie legt einem auch Limitationen auf, um die man herumarbeiten muss. Wie könnte man da nicht mit den Hufen scharren, wenn neue Hardware direkt um die Ecke ist. Es muss sich wie ein Befreiungsschlag anfühlen.

Das ist neu in The Last of Us Part 2 Remastered

Und so kommt in drei Tagen also The Last of Us Part 2 Remastered heraus, mit eher erwartbaren technischen Upgrades, wie die Wahlmöglichkeit zwischen nativen 4K und einem Performance-Modus mit unbegrenzter Bildfrequenz für Leute mit VRR-Displays. Die Sampling-Rate der Animationen wurde ebenso erhöht wie die Detail-Sichtweite und die Auflösungen der Texturen und Schatten. Das hier ist die hübscheste Version des kontroversen, unbequemen und – ja – waghalsigen Nachfolgers.

Aber es steckt auch eine Menge mehr drin, das ich sehr zu schätzen weiß. Über den Zwischensequenzen liegen nun optional Entwicklerkommentare von Leuten wie Neil Druckmann und den versammelten Darstellern, drei “Verlorene Level” geben Einblick hinter die Kulissen, den Denkprozess von Entwicklern, warum bestimmte Inhalte geschnitten werden und wer schon immer dachte, die Gitarrenhandhabung in TLOU2 hätte das Zeug zu einem eigenen Spiel, freut sich über einen überraschend komplexen und spaßigen Freeplay-Modus, in dem sogar Pedale zum Einsatz kommen, während Speedrun-Fans sich in den Leaderboards eines dedizierten Modus’ mit anderen messen.

The Last of Us als Roguelite - das funktioniert erstaunlich gut

Für mich war die spannendste Ergänzung jedoch der neue Modus “Kein zurück”. Dabei handelt es sich um eine Roguelite-Angelegenheit, die mich bestens daran erinnerte, wie sehr ich das grundlegende Kampfsystem von The Last of Us doch mag. Es ist ein Katz- und Maus-Spiel mit viel Flexibilität und einem fließenden Übergang zwischen Heimlichkeit und offenem Kampf. Man hat viel Raum, sich Taktiken zurechtzulegen, nur um sie oft genug durch smart agierende Feinde oder überraschende Reaktionen in sich zusammenfallen zu sehen. In einem Szenario, in dem der Tod endgültig ist, zieht die immense situative Spannung nur noch mehr an, vor allem wenn Gegner im Spiel sind, die euch mit einem Biss töten können.

In Kein Zurück wählt ihr zunächst eine Spielfigur – was zunächst nur Ellie ist – von denen jede ihren eigenen Fokus hat. Abby ist zum Beispiel so gut im Nahkampf, dass Melee-Kills ihre Gesundheit wieder herstellen. Dina dagegen ist Crafting-Expertin und startet mit Rezepten, die andere Charaktere erst freischalten müssen. Eine Runde in diesem Modus ist vergleichsweise kurz: Ihr spielt bis zu sechs Szenarien, wobei das letzte in einem Bosskampf gipfelt. Nach jedem Level wählt ihr aus einer von zwei Alternativen aus und kämpft dann unter anderen Vorzeichen. In einigen der zufällig zusammengestellten Szenarien machen die Gegner direkt vom Start an Jagd auf euch, in anderen seid ihr noch versteckt und könnt versuchen, euch bis zum Schluss als Leisetreter durchzuschlagen.


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Mit jeder Herausforderung, die ihr absolviert, schaltet ihr neue Spielfiguren, Arten von Kampfszenarien oder Modifikationen frei. In Sachen Waffen und Upgrades startet ihr aber jedes Mal von null, was man angesichts der beschleunigten Progression zwischen den einzelnen Missionen nicht als störend empfindet. Es ist eher eine Chance, seinen Charakter von Neuem zu formen, um sich flexibel der Situation anzupassen. Nach zwei, drei Anläufen kommen auch Gambits hinzu, die zufällig innerhalb eines Matches besonders riskante Anfragen an euch stellen. Die werden zwar reich belohnt, könnten aber auch euer Ende sein.Gerade die Gambits betonen, wie sehr The Last of Us schon immer dazu aufforderte, in brenzligen Situationen unter Umständen verheerende Entscheidungen zu treffen. Sie unterstreichen, warum diese Art von ruppigem, offensivem Stealth und atemlosen Hit-and-run-Vorgehen so attraktiv und spannend ist. In den Kämpfen von The Last of Us ist das Kräfteverhältnis stets klar: Ihr seid der Underdog, der Gejagte – und nur, wenn ihr es smart und listig angeht, werdet ihr zum Jäger. Viel glaubwürdiger wird es in Videospielen nicht.

Man muss Teil 2 nicht mögen, um ihn zu lieben

Der Rest von The Last of Us Part 2 Remastered ist eine bekannte Größe. Wenige Spiele wurden zum Erscheinen kontroverser diskutiert, was nicht ausschließlich an der Bigotterie eines Teils des Publikums in Bezug auf bestimmte Aspekte zentraler, neuer Figuren lag. Es gibt Leute, die fanden aus nachvollziehbaren Gründen keine Freude an dieser Geschichte und was sie mit den Charakteren machte. Part 2 findet viel Schönheit in seinen Systemen oder einzelnen Charaktermomenten. Sein übergeordneter Handlungsbogen ist aber eine immens freudlose Geschichte über Trauer, Trauma und die Abgründe, in die sie einen hinunterziehen. Es geht darum, wie Zorn zum Monster macht und wie Kreisläufe der Gewalt funktionieren.

The Last of Us Part 2 Remastered in Bildern

Das Spiel hat nicht einmal viel Schlaues dazu zu sagen – aber es wusste, dass es das nicht musste: Nüchtern betrachtet weiß so gut wie jeder ob der Irrwege von Rache und Vergeltung. Alles, was man wirklich darüber lernen kann, muss durch den Bauch kommen. Deshalb tut The Last of Us Part 2 uns Spielern gleich am Anfang das schlimmste Unrecht an, zu dem es in der Lage ist, hebelt so gelernte Ratio aus. Wir sollen blind vor Wut sein, zum willigen Komplizen von Ellies Missetaten werden. Nur so spüren wir diesen Irrweg. Das ist nicht immer elegant, oft wahnsinnig zermürbend, wird aber in jedem Fall tief empfunden. Die Verletzung vieler Fans gehört also zum Konzept dieser Geschichte. Ich jedenfalls habe lange nicht so hart mit meinen Taten gehadert und über Gewalt im Allgemeinen nachgedacht, wie nach diesem Spiel.

The Last of Us Part 2 Remastered – Fazit

Da sind wir also: Drei Jahre nach dem Erscheinen vielleicht ein bisschen früh, aber sehr kompetent und lohnend für die Gegenwart aufgehübscht, unterstreicht The Last of Us Part 2 Remastered noch einmal, warum es ein besonderes Spiel ist. Die glaubwürdigen Figuren, hochemotionalen Ereignisse und packenden Spielsysteme sind gut gealtert und die zentrale Botschaft bleibt das Knie in die Magengrube, das es vor drei Jahren schon war. Komplett ohne anschließendes “Kopf-hoch!”-Schulterklopfen. Angesichts der aktuellen, säbelrasselnden Weltlage ist ein Spiel über die Mechanismen, nach denen Gewalt sich unkontrolliert fortpflanzt, zwar noch einmal ungleich schwieriger zu verdauen, aber vermutlich umso wichtiger.

The Last of Us Part 2 ist auf die einzige richtige Art ein hässliches, gemeines Spiel: Ein Blockbuster, der keine Lust hat, sich anzubiedern, der seine Botschaft über den Willen stellt, so zu gefallen, wie das Videospiele für gewöhnlich tun. Das muss man sich erst mal trauen. Ganz groß!

The Last of Us Part 2 Remastered
PROCONTRA
  • Das emotional gnadenloseste Action-Adventure seit langem
  • Technisch und gestalterisch immer noch beeindruckend
  • Wundervolle schauspielerische Leistungen
  • Natives 4K und Performance Modus mit unbegrenzter Bildrate
  • Viele schöne Extras
  • Kein Zurück-Modus spielt sich packend
  • Man muss hart im Nehmen sein
  • Vereinzelte Längen in der Handlung gegen Schluss

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