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The Legend of Spyro: Dawn of the Dragon

Comeback des Jahres

Mit Videospiel-Helden ist es wie mit Rockstars: Oft sind sie nur für ein paar Gigs angesagt, werden früher oder später durch frische Ware ersetzt und wissen selten, wann es an der Zeit ist, aufzuhören. Crash Bandicoot war lange Zeit solch ein Kandidat, aber auch der kleine Drache Spyro und seine lustigen Freunde. Mit beiden hatte ich zu seeligen PSone-Zeiten eine Menge Spaß. Als dann die zweite Sony-Konsole auf den Markt kam, ging es steil bergab. Irgendwie hatten die beiden Plattform-Helden den Absprung verpasst und lieferten eine Katastrophe nach der anderen ab.

Doch während Crash auch mit seinen neusten Abenteuern seiner Form hinterherrennt, scheint Spyro die Kurve gekriegt zu haben. Dank eines frischen Entwicklerteams macht der dritte Teil der Legend of Spyro-Reihe zumindest auf den ersten Blick eine hervorragende Figur. Anstatt das altbackene Gameplay der Vorgänger aus der Rumpelkiste hervorzuholen, wurde der flinke Feuerspucker in ein modernes Gewand gekleidet. Als Vorbilder nennt Senior Producer Chris Wilson nicht etwa Super Mario oder einen anderen niedlichen Nintendo-Vertreter, sondern die beiden Erwachsenen-Titel God of War und Devil May Cry.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das komplette Spielsystem umgestellt und dem Kampf eine deutlich größere Rolle zugewiesen. Held Spyro und sein dunkler Freund Cynder können nicht nur kräftig mit ihren Krallen hinlangen, sondern auch Feuerspucken und durch die Gegend fliegen. Gerade letztere Funktion soll dem Titel eine vollkommen neue Dynamik geben. Die Gefechte mit der niedlichen Fauna sind so auch direkt im Flug und in Kombination mit anderen Attacken möglich. Sogar richtige Endgegner mit unterschiedlichen Taktiken warten auf die geneigten Nachwuchsschnitzler. Am Beispiel eines gigantischen Lava-Monsters zeigte uns Senior Producer Chris Wilson, was hinter dieser neuen Fassade steckt.

Wo das Vieh hinschlägt, wächst kein Gras mehr.

Im CoOp-Modus mit einem Kollegen stürzte er sich in einer beeindruckenden Lavahöhle auf das wütende Ungetüm. Durch verschiedene Kombos und Team-Attacken wird der Feind zurechtgestutzt und schließlich mit gemeinsamen Kräften in den Boden gerammt. Mit der Zeit und einer sinkenden Energieleiste wechselt der Riese seine Taktik und versaut den Angreifern ihren sicher geglaubten Sieg. Erst durch einige Spezialattacken und kurze Quick-Time-Angriffe bekommt Chris das Vieh unter Kontrolle. Und nach ungefähr zehn Minuten dürfen Spyro und Cynder die Lorbeeren für ihre Schlacht einholen.

Von den besiegten Gegnern erhalten die Junior-Drachen Rüstungen und Waffen. Diese können mit steigendem Level weiter aufgerüstet werden und verpassen dem Titel so eine kleine Prise Rollenspiel. Neben einfachen Schlag-Kombinationen kann Spyro vier verschiedene Atemwaffen – Feuer, Elektrizität, Eis und Erde – einsetzen, die er je nach eigener Spielweise unterschiedlich stark ausbauen kann. Diese Elementarkräfte werden natürlich wieder ausgiebig zur Lösung von Rätseln benutzt. Cynder setzt auf Gift, Schatten, Wind und Angst. Damit bietet er eine spannende Alternative, die den CoOp-Modus noch packender gestaltet.

Wer nun Angst hat, dass bei der ganzen Fliegerei die Plattform-Abschnitte zu kurz kommen, den kann ich beruhigen. Der Auftrieb hat organische Grenzen und an manchen Stellen muss man zum Beispiel eine Steilwand erklettern. Chris Wilson vergleicht das mit den Jump'n'Run-Elementen von God of War. Sie ergänzen das Spielprinzip, sind aber nur ein kleiner Bestandteil des großen Ganzen.

Das nenne ich mal idyllisch.

Das Highlight der Präsentation ist und bleibt aber die Grafik. Den Entwicklern ist stilistisch und technisch ein herausragender Titel gelungen, der selbst in der Vorabversion der versammelten Konkurrenz die Schau stiehlt. Prächtige Texturen, wunderschöne Lichteffekte und flüssige Animation verwandeln Dawn of the Dragon quasi in einen interaktiven Animationsfilm.

Endlich mal keine abgegriffene Grafik-Engine für die süßen Kleinen, sondern ein zeitgemäßes Technikgewand. In Kombination mit dem nagelneuen Gameplay dürfte der kommende Auftritt des fliegenden Feuerspuckers auch für ein älteres Publikum interessant werden. Schade, dass der CoOp-Modus momentan nur für einen Einsatz an einer Konsole geplant ist. Eine Online-Option wäre ein absoluter Traum.

Das nenne ich mal eine positive Überraschung. Innerlich hatte ich Spyro schon längst abgeschrieben. Eine dröge Fortsetzung nach der anderen zog den guten Ruf der Serie immer weiter in den Dreck. Ein Umstand, den sich auch die Entwickler eingestehen mussten und deshalb das gesamte Konzept über den Haufen warfen. Ein gewagter Schritt, der sich scheinbar ausgezahlt hat. Mit einer deutlich besseren Grafik, hochwertigen Spielelementen und mehr Abwechslung scheint Spyro am Ende ein Comeback zu gelingen. Während es sich Crash in diesem Jahr noch in seiner Nische gemütlich macht, wagt der kleine Drache einen Schritt hinaus und scheint sich damit wieder auf dem Weg nach oben zu befinden. Danke Vivendi-Blizzard-Activision-Games, oder so ähnlich. Der süße Kerl hat es aber auch wirklich verdient.

The Legend of Spyro: Dawn of the Dragon soll noch diesen Herbst für Xbox 360, PS3, PS2, Wii und DS erscheinen.

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