The Mandalorian Season 3: Folge 1 bleibt Star Wars-Pauschaltourismus von einer Nebenquest zur nächsten
Aber wer kann bei Pedro Pascal schon "nein" sagen?
Seichte Spoiler zu Folge 1 der dritten Staffel The Mandalorian
Letzten Herbst entfachte Star Wars Andor meine Liebe zu diesem Universum erneut, nachdem mir die jüngsten Filme und schließlich das geistlose Boba Fett sowie das seines eigenen Vermächtnisses müde wirkende Obiwan schwer daran zweifeln hatten lassen. Die ersten beiden Staffeln von The Mandalorian fand unterhaltsam genug, um am Ball bleiben zu wollen, wenngleich ich auch hier immer eine gewisse Leere verspürte.
Regelmäßig nahm sich das Ganze zu ernst, nur um in der nächsten Szene wieder in eine intergalaktische Muppetshow auszuarten. Gut, das könnte man auch über die alte Trilogie sagen, bloß hatte man da das Gefühl, der Space-Zirkus erzählte doch eine Geschichte, die mehr war, als die Summe ihrer Teile. Der alte “Krieg der Sterne” öffnete einem das Fenster zu einer Welt, durch das man mit der Kraft seiner Fantasie hineinsteigen konnte. Und im Grunde macht The Mandalorian was Ähnliches: Es steckt seinen Helm durch dieses Fenster, schaut ein wenig nach links und rechts. Aber ich finde nicht, dass man viel Neues sähe – oder gar ein weiteres “Fenster”, durch das ich einen anderen Blick für dieses Universum gewinne.
Nicht falsch verstehen, das war mindestens in jeder zweiten Folge schon sehr gefällig, allerdings auch so mit Oberflächlichkeiten und schneller Gratifikation befasst, dass ich dasselbe Gefühl hatte, wie beim Spielen eines ordentlichen Lizenz-Games aus diesem Merchandise-Universum. Deshalb erinnere ich mich an das Wenigste, was in den ersten beiden Season passiert ist. Star Wars Andor hatte mit seinem geistreichen, emotionalen Blick auf die Natur von Tyrannei und die Rebellion gewisse Hoffnungen bei mir geweckt, dass auch Mando Season drei nach immerhin zwei Jahren Wartezeit ein paar tiefere Gedanken umtreiben würden. Danach sieht es – zumindest nach Ansicht der ersten Folge – erst mal nicht aus.
Es bleibt also bei Popcorn-und-Limo-Kino im Halbstundenformat, das in manchen Situationen genau das ist, was man gerade braucht – auch wenn es die Sorte flüchtiger Stoff ist, für die “Previously on…”-Eröffnungen unermesslich wichtig sind. Eben, weil so wenig hängenbleibt. Immerhin: Regisseur Rick Famuyima verfilmt Jon Favreaus Skript optisch wahnsinnig imposant. Zwei schön dynamische und in Effekt-Hinsicht überzeugende Actionszenen bilden eine aufregende Klammer um den Piloten, der ansonsten von einer Handlung in frustrierend durchsichtiger Videospielstruktur bestimmt ist. Soll heißen: Erst wird die Hauptquest definiert – Mando will sich seinem immer noch albern wirkenden Helm-Kult gegenüber rehabilitieren –, um dann von einer Nebenquest zur nächsten zu rennen.
Mal wieder passieren Dinge ausgerechnet dann, wenn er auftaucht – Oh nein! Piraten auf Nevarro! –, mal wieder sind gefährliche oder schwierigere Unterfangen einfacher als sie sein müssten (das Töten besagter Piraten, Ingangsetzung eines Droiden nach dessen Selbstzerstörung, was ein wenig gegen den Sinn dieser Funktion geht). Und dann wird es sogar ein bisschen verwirrend, als ihn die wirklich goldigen Mini-Mechaniker losschicken, um einen Chip für den kaputten IG-11 zu besorgen. Er sagt, er würde den Chip besorgen, Karga antwortet, "wenn die Anzellaner (diese Mechaniker-Aliens ) ihn nicht finden können, dann niemand" und anschließend fliegt Mando erstmal in sein Heimatsystem nach Mandalore, um sich Bo Katan anzuschließen, was sie ausschlägt. Danach bricht er nach Mandalore auf, was er eigentlich nicht ohne den reparierten IG-11 tun wollte. Was habe ich verpasst und wer besorgt nun den Chip?
Aber das Kreaturendesign bleibt stark. Ich mochte die kleinen Anzellaner, ihr wunderbar Henson-eskes Design und ihre Miniatur-Werkstatt versprühte viel vom dezent albernen Star-Wars-Zauber alter Tage. Trotzdem hat man durchweg das Gefühl, alles passiert nur, damit der Hauptcharakter etwas zu tun hat. Eine alte Star-Wars-Krankheit, schon klar und hier immerhin gefällig und maximal familientauglich, sofern die Kinder der Familie etwa zwölf oder älter sind. Mich persönlich frustriert es etwas, wie beiläufig das alles ist, wenn man mal nicht darüber ins Schwärmen kommt, wie süß Grogu mal wieder ist. Mir liegt es eigentlich fern, diese beiden Serien näher nebeneinanderzuhalten, als ich sollte. Doch das Gute an Andor war, dass es eine Geschichte war, die etwas zu sagen hatte, mit Figuren, die mehr beschäftigte als das Erreichen des unmittelbaren Ziels vor ihrer Nase. Eine Serie, die auch ohne Star-Wars-Unterbau packend und clever gewesen wäre. Zieht man vom The Mandalorian Star Wars ab, bleibt so gut wie nichts übrig.
Und klar, man kann das auch umformulieren und sich über “100 Prozent Star Wars!” freuen – und wem das einfacher fällt als mir, den beneide ich. Aber so langsam dürfte es für mich mal etwas bedeutsamer und einnehmender werden, als es bisher war. The Mandalorian ist schöner Eye-Candy, coole Kreaturen (Piratenkönig Shard war klasse!) wohldosierte Nostalgie, mit gelegentlichen brillanten und oft eher belanglosen Momenten. Man spürt, dass diese Show das Zeug zu mehr hätte – Talent und Geld sind genug da. Es fehlte den Verantwortlichen bisher nur die Geduld, auf die richtigen Geschichten zu warten.
Wir werden sehen. Vielleicht hat der Mando noch das eine oder andere erzählerische Ass im Ärmel, wenn er auf Mandalore vielleicht etwas erfährt, das er – und wir – so nicht erwartet hätten. Bis dahin ist das hier gut und vor allem schön genug, um zu sehen, ob unter dem auf Hochglanz polierten Helm am Ende nicht vielleicht doch noch etwas mehr Persönlichkeit steckt.