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The Mummy Demastered - Test

Wann ist das Spiel schon mal besser als der Film?

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Eine Filmumsetzung, die besser ist als die Vorlage: Sackschweres, unnachgiebiges und hochsolides 16-Bit-Metroidvania mit irre guter Musik.

Ich weiß, wir sind spät dran hiermit. Im vorweihnachtlichen Trubel, all die tollen Spiele des Spätherbstes in angemessenem Umfang zu besprechen, geht die Umsetzung eines schlechten und gefloppten Tom-Cruise-Monsterfilms schon mal unter. Konnte irgendjemand damit rechnen, dass das hier was Gutes ist?

Nun, diejenigen, die zum Erscheinen des Spiels schon darauf achteten, aus welchem Hause The Mummy Demastered kommt, waren sicher weniger überrascht als ich. Die Shantae- und Mighty-Switch-Force-Macher von WayForward wissen in Sachen 2D stets haargenau, was sie tun. Nun legen sie in diesem 16-Bit-Metroidvania-Titel eine zentrale Idee ihres 2011er DS-Geheimtipps Aliens: Infestation neu auf.

Atmosphärische Pixel. Man wünschte wirklich, Plot und Welt des Filmuniversums wären besser, damit man noch tiefer hierin versinken könnte. Das Spiel kann nichts dafür.

Wie zu besten Super-Nintendo-Zeiten hat diese Filmumsetzung mit dem eigentlichen Streifen wenig mehr zu tun, als die zentrale Nemesis und einem Pixel-Russel-Crowe, der mit keinem Wort als der Dr. Jekyll vorgestellt wird, den er verkörpert. Ihr seid als namen- und gesichtsloser Soldat für eine Geheimorganisation tätig und stellt der erwachten Mumie Ahmanet nach, die sich durch die Welt marodiert und Horden an riesigen Ratten, Heuschrecken, Spinnen und Skarabäen auf die Welt loslässt. Und Untote natürlich. Was wäre das hier ohne Untote?

Die Austauschbarkeit der Spielfigur hat durchaus Methode: Euer Soldat kann sterben und wartet dann als schwer bewaffneter Zombie auf seine Erlösung. Aliens: Infestation machte es mit einer ähnlichen Sterbemechanik allerdings besser, denn die Menge eurer Marines war endlich und sie waren sowohl namentlich als auch optisch unterscheidbar. Die Frage, ob einer von ihnen ein Alien in sich trug, sorgte für einige Spannung und allgemein fühlte sich das Töten des Monsters, das an der letzten Ruhestätte eines gefallenen Kameraden auf seine Abreibung wartete, weniger wie eine Pflichtaufgabe an.

Die Bosse erfinden ihre Angriffsschemata zwar nicht neu, aber wollen wir das wirklich? Dafür ist die Fortbewegung sehr ansprechend und frisch gelöst.

In The Mummy Demastered hat man hingegen nicht die Wahl, den Tod eines Freundes ungerächt zu lassen, weil ein frischer Rekrut nur mit Standardausrüstung daherkommt. Und ohne all die Waffen und Granaten des Gefallenen kommt man kaum vom Fleck, so fleißig und unnachgiebig, wie hier alle Monster immer und immer wieder nachwachsen. Tatsächlich hält das Spiel zu Beginn einige Frustmomente bereit und in einer bestimmten Passage hinterließ ich gleich ein halbes Dutzend meiner Zombies, zusätzlich zu den ohnehin anwesenden Feinden. Bevor ich meine Sachen zurückhatte, war eine Stunde voller Fehlversuche verstrichen. Anders als in Aliens: Infestation war ich gerade zu Anfang nicht sicher, ob die Sterbemechanik dem Spiel wirklich etwas Sinnvolles hinzuzufügen hat.

Es stimmt schon, dass sie die Spannung fördert, wenn man gegen Ende eines schwierigen Ganges befürchten muss, ihn nur mit der Standardwaffe noch einmal zu spielen und am Ende noch einer Granaten jonglierenden Ghoul-Version seiner Selbst gegenüber zu stehen. Und die Gesundheits-Upgrades, die man findet, reduzieren die Tode im weiteren Verlauf drastisch. Aber die guten und ärgerlichen Momente im Bezug auf diesen Spielaspekt halten sich dermaßen die Waage, dass ich ernsthaft nicht sagen kann, ob er etwas für das Spiel tut oder ihm schadet.

PC-User mit Monitoren jenseits der 60 Hz sollten die Bildfrequenz auf diesen Standard runterstellen, um Rucklern vorzubeugen.

Von dieser Irritation mal abgesehen, ist das hier aber immer noch mehr als nur passables Metroidvania, das man Freunden dieser Gattung Action-Erkundung vorbehaltlos empfehlen kann. Die Levelstruktur ist flott und nicht allzu verwirrend, aber verschachtelt genug, dass man sie sich anhand des wachsenden Skill-Repertoires erst selbst zusammenpuzzeln muss. Überhaupt sind die Fähigkeiten recht frisch aufgezogen: Das letzte Mal, dass ich mich an der Decke entlanggehangelt habe, dürfte vor ein paar Jahren in Strider gewesen sein. Spiele dieser Art regeln die Erkundung selten in direkter Interaktion mit den Rändern ihrer Level. Ich fand das sehr erfrischend.

Andernorts gewährte mir das Spiel höheres Lauftempo. Je länger man ungebremst in eine Richtung läuft, desto schneller rennt man, was wiederum für weitere und höhere Sprünge sorgt und Routen eröffnet, die man zunächst nicht als solche wahrnahm. Beides nicht neu, aber schon ein bisschen untypisch. Die Waffen fühlen sich gut an, die Plattform-Anordnungen schlagen einen schönen Spagat zwischen reibungsloser Fortbewegung und angemessener Jump-and-Run-Herausforderung und allgemein vergisst man schnell die Zeit, sobald man die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden hat und weiß, wie das Spiel tickt.

The Mummy Demastered - so muss Spooky-Metroidvania klingen.Auf YouTube ansehen

Knapp sechs Stunden versinkt man auf der Jagd nach Ahmanet, wird erst ein bisschen zu sehr, dann immer angenehmer gefordert und verlebt den einen oder anderen unterhaltsamen Bosskampf. Der Soundtrack ist dermaßen gut, dass er hier noch eine Weile in Dauerschleife laufen dürfte, die Pixel-Art gehört zu den besten des Business und wenn mir vorher einer gesagt hätte, das erste Spiel, das ich im neuen Jahr durchspiele, wäre eine Filmumsetzung zu diesem Streifen, ich hätte ihm den Vogel gezeigt. 20 gut investierte Euro.

Das hier ist kein neues Axiom Verge. Aber es ist nah genug dran, um auch in diesem mittlerweile wieder gut aufgestellten Unter-Genre noch ein bisschen aus der Masse hervorzustechen.


Entwickler/Publisher: WayForward Technologies - Erscheint für: Nintendo Switch, PS4, Xbox One, PC - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: Erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: Nein - Getestete Version: PC

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