The Next Big Thing
Das Krokodil im Kühlschrank
Kommen wir damit zum Abenteuern selbst, dem Herzen des Ganzen, den Rätseln. Einsteigergerecht trifft es wohl am ehesten. The Next Big Thing ist ein perfektes Spiel für jemanden wie mich, einen Story-Buff und Rätsel-Noob in Personalunion. Die Abschnitte des Spiels, sechs insgesamt, sind klar unterteilt, die zu erreichenden Meilensteine klar definiert, auf einem Übersichtsbild verdeutlicht und man weiß zumindest immer grob, was noch so ungefähr zu tun ist. Nicht dass das komplett aus dem Blickwinkel fallen sollte. Selten hat man mehr als ein halbes Dutzend Räume zur Auswahl, nie sind mehr als ein Dutzend Gegenstände im Inventar, meist deutlich weniger. Immer noch ein klein wenig zu viel für nacktes Herumstochern im Dunkeln, aber das ist zum Glück auch so gut wie nie nötig.
Die Mehrzahl der Rätsel funktioniert perfekt mit der inneren Logik der eigenwilligen Spielwelt, und nachdem man akzeptierte, dass hier einiges ein wenig seltsam, aber in sich schlüssig läuft, fallen einem einige der Lösungen praktisch in den Schoß. Es fällt scheinbar schwer, in so eng abgestecktem Terrain sich komplex verzahnende Puzzles zu entwerfen. Und mit Ausnahme zweier, die sogar komplett losgelöst von der Umgebung in der Tradition von autarken Schalterpuzzeln stehen, bleibt einem The Next Big Thing sicher für so einiges im Gedächtnis haften, aber die Rätsel werden es sicher nicht sein. Sie sind halt nicht schlecht, nur in einem Rahmen, der so deutlich an alles erinnert, was gut an dem Genre ist, hätte man halt auch in diesem Feld gerne solche Größe gesehen. Einsteiger und Denkfaule freut es, der Profi rauscht in fünf bis sechs Stunden durch.
Man fragt sich an diesem Punkt schon, warum sich das Spiel die Mühe macht, mit drei Schwierigkeitsgraden aufzuwarten. Im Einfachsten bekommt ihr zu jeder Zeit auf Wunsch einen recht deutlichen Hinweis, was als Nächstes zu tun ist. Außerdem lassen sich die Hotspots eines Screens einblenden. Wer da nicht weiterkommt, sollte... eine ganz andere Art von Spiel versuchen. Mikado vielleicht. Auf Normal gibt es keine Tipps, dafür aber noch die Hotspots und die fallen dann auf Schwer auch noch weg. Wie gesagt, Könner starten am besten hier, damit The Next Big Thing mehr als zwei Abende hält.
The Next Big Thing wurde leider nicht ganz ein Fall von Nomen est Omen, aber dafür ein wahnsinnig sympathisches Spiel mit einigen bezaubernd verrückten Figuren, Orten und Momenten, die allein beinahe die 30 Euro rechtfertigen. Wenn da nur nicht die doch extrem kurze Dauer des Glückes wäre. Selbst ich war an drei Abenden durch und normalerweise leide ich mindestens ein oder zweimal an Komplettblockade, ein Zustand, der hier ausblieb. Äußerst angenehm zu spielen? Ja, auf jeden Fall. Rätsel, über die wir in Jahren noch sprechen werden? Sicher nicht. Ihr kennt eure Ansprüche in dieser Richtung am besten, und wenn ihr wisst, dass da einfach diese große Kopfnuss sein muss, um überhaupt mal wieder etwas spüren zu können, könntet ihr mit The Next Big Thing durchaus ein Problem haben.
Nimmt man es also besser als wundervoll schrägen Trip für alle, die wie ich nicht immer ganz fokussiert denken, die das Sonderbare und das Außergewöhnliche zu schätzen wissen. Da die Rätsel am Ende halt auch nicht schlecht, sondern „nur" ein wenig zu einfach ausfielen, will ich auch gar nicht zu hart damit ins Gericht gehen. Wer es brutal schwer braucht, ist gewarnt, alle anderen erfahren einen vielleicht etwas kurzen, aber dafür umso charmanteren und liebenswürdigeren Trip in eine ziemlich chaotische Welt.
The Next Big Thing ist ab dem 4. Februar auf PC für etwas unter 30 Euro zu haben.