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The Penguin Folge 6 und 7: Schwach in den Details, aber exzellente Spannung

Der Ursprung einer toxischen Beziehung.

Hach, ich werde mich wohl damit abfinden müssen, dass The Penguin an seinen Rändern uncharakteristisch unscharf geschrieben ist. Oder, um es einfacher zu sagen: Diese Serie hält sich nicht gern mit Details auf und lässt gewisse Dinge einfach passieren, damit es in der Handlung weitergehen kann. Tun andere auch, aber hier fällt mir in jeder Folge etwas Neues auf, das ich nicht so komplett glauben kann. Wenn man davon absieht, wie konsistent gut diese Show in ihren Dialogen und darstellerischen Leistungen abliefert, ist die Schwäche für Einzelheiten der durchgehende Faden, der verhindert, dass ich komplett in The Penguin versinken kann.

Ich bin mir bewusst, das ist ein “Alex-Problem”, wenn ich an Kleinigkeiten so anecke. Aber Schon zu Beginn von Folge 6 haben wir kaum ein Gefühl dafür, wie viel Zeit seit der letzten Episode verstrichen ist: Oz’ Bliss-Operation läuft plötzlich wie geschmiert, ohne dass wir auch nur ansatzweise verstünden, wie er das geschafft hat. Er wohnt immer noch in den Ruinen des ehemals gefluteten Apartments ohne stabilen Strom, immer noch gejagt von der Maroni-Gigante-Familie, von der wir ebenfalls nie so richtig sehen, wie mächtig sie noch ist. Zwei, drei Schläger sind alles, was die Oberhäupter neben sich haben, wenn wir sie sehen.

Ich bin gleich fertig mit meckern.

Beide Parteien sind deshalb nicht besonders gut definiert. Auch, was die Drogengeschäfte angeht, wissen wir im Grunde nichts: Oz hatte die Pilze, jetzt hat er auf einmal noch mehr, als ob dafür keine Züchter und später Chemiker für so etwas nötig wären. Wenig später ist er in Folge 6 überrascht, dass sich das gegnerische Syndikat auf drastische Weise wehrt und gibt sich erstaunlich fatalistisch im Angesicht des Gegenwinds. War er darauf ernsthaft nicht eingestellt? Ein seltsamer Lapsus in Sachen Voraussicht, was man auch von dem Moment zum Ende der siebten Episode sagen kann, als er mal eben eine fahrende Bombe in seinem Versteck willkommen heißt, ohne jegliche Checks oder Sicherheitsvorkehrungen. Natürlich, da ging er noch davon aus, dass Sofia ihre Ware zurückhaben will, aber nichts hätte gegen eine Durchsuchung des Fahrzeugs am Tunneleingang gesprochen.

Und ich komme gleich zu den guten Momenten, von denen es die letzten beiden Wochen so einige gab, aber eine Sache noch: Wie überheblich und unterbewaffnet Sal Maroni zuvor in Oz’ Fabrik reinstolperte, das war im Grunde Selbstmord. Sehr enttäuschend, dass dies der Weg ist, einen Clancy Brown aus der Serie zu schreiben. Wohlgemerkt jemand, der ein Hochsicherheitsgefängnis verlassen konnte, einfach nur, weil er einen Schlüssel hatte… Im Direktvergleich mit Agatha All Along, das tonal natürlich eine komplett andere Spur fährt, aber so wundervoll schlüssig erzählt ist, dass man mit der Zunge schnalzen möchte, ist der laxe Umgang mit den eigentlichen Abläufen in The Penguin ein wenig unbefriedigend für mich. Aus demselben Grund finde ich auch die Sopranos-Vergleiche recht oberflächlich. Der HBO-Gangster-Klassiker war sehr viel wasserdichter geschrieben.

Okay, ich höre ja schon auf, denn ich will nicht den Eindruck erwecken, ich mag The Penguin nicht. Tatsächlich finde ich die Serie ziemlich gut, denn Colin Farrell und vor allem Cristin Millioti haben den Spaß ihres Lebens. Ich bewundere, wie viel knisternde Spannung in jedem einzelnen Dialog liegt. Sofia Gigantes Besuch bei Oz’ ehemaliger Liebschaft Eve war ein großes Highlight der Show bisher. Man ist sich sicher, das hier wird blutig enden, doch dann mündet es in einem Gespräch und einer stillen Übereinkunft zweier Frauen, die vom selben Mann hintergangen wurden. Großartiges Spiel auch von Carmen Ejogo in dieser Szene, deren Charakter Eve sicher schon ihre letztes Stündlein hatte schlagen hören.

The Penguin - Folge 8 Trailer

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Folge sieben beginnt mit einer starken und exzellent gecasteten Rückblende in Oz’ Kindheit. Sowohl der junge Penguin als auch seine Mutter sind bestens besetzt und gespielt, auch wenn der Verbrecher-Akzent bisweilen ein wenig zu dick aufgetragen wirkt. Wir werden Zeuge, dass Oz’ seine Brüder auf dem Gewissen hat, wenngleich vermutlich ungewollt, und wie das seinen weiteren Lebensweg formte: Der Wegfall des korrigierenden Einflusses seines größeren Bruders, der die Gangster der Gegend nicht für coole Typen hielt, aber auch die beginnende Abhängigkeit seiner Mutter von ihm. Insgesamt war die Szene mit dem überflutenden Abfluss, der um Hilfe flehenden, ertrinkenden Kinder und dem jungen Oz, der es in einem Moment der Schwäche genießt, seine Mutter nur für sich zu haben, extrem eindringlich. Cooler Auftakt der vorletzten Folge.

Sowohl Sofias Plausch mit Oz’ Mutter als auch mit ihrer Nichte Gia gaben insbesondere der neuen Gangster-Chefin so viel mehr Profil, dass ich mich vor nächster Woche fürchte, wo der Pinguin sie entweder abserviert oder zumindest so aus dem Spiel nimmt, dass sie so schnell nicht mehr zu sehen sein wird. Kaum auszudenken, wenn er es irgendwie hinbekommt, dass sie wieder in Arkham landet. Damit wäre Oz’ Weg zum Superbösewicht vermutlich komplett.

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