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The Penguin Folge 8: Im Finale schockiert der skrupelloseste Oz, den wir bisher gesehen haben

Mit Schirm, Charme und Mordsgedanken.

Spoiler zum Finale von HBOs The Penguin

Und vorbei! Mit Folge acht schwingt sich der Pinguin endlich zum dominanten Gangster-Boss Gothams auf und unterm Strich bin ich zufrieden. Insgesamt war es eine coole Serie, die allerdings in erster Linie von den starken Darstellern lebte, weniger vom kompetenten, aber an vielen Stellen unscharfen und bisweilen recht bequemen Drehbuch. Fantastische Charaktermomente, einige Spannung und ein vor allem in den ersten und letzten beiden Folgen eindrücklich demonstrierte Überlebensfähigkeit eines Oswald Cobb, der mit dem Köpfchen schneller ist als zu Fuß. Das ist es, was den Unterschied gemacht hat zu all dem anderen, was man sonst noch schauen könnte, in der Zeit.

Haare fand ich in dieser Suppe mehr als auf Oswalds langsam kahl werdendem Kopf, aber darin bin ich leider besser als mir lieb ist. Mir missfiel zum Beispiel, wie Oz Mal um Mal dem sicheren Tod von der Schippe sprang, weil die Gegenseite einfach wahnsinnig inkompetent war. Dass ausgerechnet das so wichtige Zusammentreffen mit Sofia im vorderen Teil der letzten Folge durch eine schlimm unwahrscheinliche Befreiungsaktion beendet wurde – Oz kippt mit dem Stuhl um und hat direkt ein passendes Mordwerkzeug in der Hand! – war mir nach der Maroni-Episode im Drogentunnel ein glücklicher Zufall zu viel. Und das, obwohl ich die Abrechnung von Oz’ Mutter mit dem Brudermörder eigentlich gut gefallen hatte.

Einer Mutter Zorn...

Zuvor hatte schon die ausgedehnte Rückblende ausgerechnet in der Finalfolge ein wenig zu lange gedauert, wenngleich hier ebenso ein lohnender Erkenntnisgewinn mitschwang: Eigentlich wollte Francis Oz von Rex Calabrese umbringen lassen, nachdem sie herausgefunden hatte, dass er für den Tod ihrer anderen Kinder verantwortlich war. Hart war das, aber nicht komplett unverständlich. Auch, wenn ich denke, dass Oz nicht damit gerechnet hatte, dass seine Brüder ertrinken würden.

Wie dem auch sei: Mit einem halb aufgeschlitzten Bauch ballert er sich trotzdem aus einer Situation frei, die jeder normal denkende Mensch – dafür muss man nicht mal ein Falcone sein – mit ein paar mehr schwerbewaffnenten Männern abgesichert hätte. Danach werden wir Zeuge, wie Victor versucht, den Rest der Gothamer Verbrecherfamilien zur Rettung Oz’ zu bewegen, was die wiederum für keinen guten Zeitvertreib halten und sich lieber von Sofia zu Gin einladen lassen. Die Gute setzt ein Kopfgeld aus – in Form ihres Imperiums – und will sich nach erledigter Arbeit vom Acker machen. Fast gönnt man ihr den Abgang. Aber da hat sie die Rechnung ohne Link gemacht, auf den Oz’ Reden wohl mehr Eindruck gemacht haben als auf mich.

The Penguin Finale - Teaser

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Und so fand ich auch Oz’ “Auslieferung” durch die anderen Mob-Familien, die in einer Katastrophe für Sofia endet, fast zu einfach. Das Wichtigste jedoch gelingt dieser letzten Folge gut: Oz vollendete Transformation zum Superbösewicht. Das war im Grunde das Wichtigste, nachdem man dem vom Schicksal gebeutelten Träumer von einer gerechteren Gangsterwelt beinahe ein bisschen sympathisch fand. Er war der Underdog, gerissen und mit Durchhaltevermögen gesegnet. Eigenschaften, die man sonst an Helden schätzt. Wenn uns noch ein Nachweis gefehlt hat, dass Oz nicht zum Sympathieträger taugt, macht Folge acht da ganze Sache.

Letzte Skrupel fallen von Oz ab, als er – mithilfe eines korrupten Stadtrates – Sofia wieder in Arkham einfahren lässt. Die Art, wie er ihr das in die Schuhe schiebt, ist brillant. Und so dankbar ich auch bin, dass Cristin Miliotis wundervoll gespielte Gangstertochter nicht endgültig abserviert wurde: Für Sofia ist es ein Ende, schlimmer als der Tod. Ich war dennoch froh, als ein Brief von Selina Kyle mehr oder weniger verspricht, dass wir Miss Gigante nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Die Mauser eines gemeinen Vogels

Doch die schlimmste Nummer kommt noch: bevor er seine dahinvegetierende Mutter, die ihn eigentlich gebeten hatte, ihr Leben zu beenden, sollte es mit ihr so weit kommen, in einem Penthouse dazu verdammt, bis zu ihrem Ende die Stadt als seine Auster zu präsentieren, an der sie niemals schlürfen wird, bringt er noch Victor um, dem er sein Leben zu verdanken hat. Persönliche Bande machen ihn schwach, so seine Logik. Eine Kugel, unvermittelt in den Hinterkopf, wäre die menschlichere Maßnahme gewesen als eine langsame Erdrosselung durch die einzige Familie, die dem Jungen noch blieb. Immerhin: Wir sehen diesen im Grunde guten Kerl nicht komplett verkommen, schon gar nicht zu Victor Szazs, wie ich zwischenzeitlich befürchtet hatte. Vielleicht hat ihm der Pinguin auch was erspart. Er war definitiv auf einem schlechten Weg.

Am Ende steht er da, der Pinguin. Voll und ganz Super-Villain. Im Penthouse mit Frack und Zylinder, und holt sich von Eve in Francis’ Dress die Bestätigung und das Lob, das ihm seine ihn heimlich hassende Mutter nie gegeben hat. Eine verabscheuungswürdige, aber auch traurige, kaputte Figur – jetzt zweifellos im direkten Konfrontationskurs mit Batman. Die Show ging nicht immer ein Tempo, das mir entgegenkam, war nicht zu jeder Zeit plausibel. Dennoch als Erweiterung des Comic-Kosmos um Batman herum eine Bereicherung und in dieser Güte singulär.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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