The Saboteur
GTA im Zweiten Weltkrieg
Alarm Stufe 4. Die Nazi-Elite trifft ein. In einem schicken, gepanzerten Mannschaftswagen. Männer in dunklen Mänteln und Gasmasken vor den Gesichtern springen heraus. Mit Flammenwerfern im Anschlag rücken sie zielstrebig auf eure Position vor … ärgerlich, dass ihr nach eurem Bildschirmtod an einem Checkpunkt wieder einsteigen müsst und nicht speichern könnt, wann ihr es für richtig haltet.
Doch wer ist überhaupt dieser Aushilfs-James-Bond, der den Nazis die Stirn bietet und den ihr in The Saboteur steuert? „Eigentlich ist Sean Devlin ein Rennfahrer. Er ist davon besessen. Dazu kommt noch, dass er Ire ist“, löst Hunt das Rätsel. „Im Laufe der Zeit stellt Sean einfach fest, dass er ziemlich gut darin ist, Nazis zu ärgern, und er wird zum Teil des Widerstands.“ Sean ist also nur zum falschen Zeitpunkt am richtigen Ort. Als der Zweite Weltkrieg losbricht, will er nämlich bloß für seinen Rennstall Morini Rennen fahren. In die Rolle des Widerstandskämpfers rutscht er eher zufällig.
Pandemic hat sich zu diesem Schachzug durch die wahre Geschichte eines englischen Rennfahrers namens William Grover-Williams inspirieren lassen, der als Untergrundkämpfer in Frankreich starb. Etwas Gutes hat die Sache. Durch den Rennfahrer-Hintergrund eurer Spielfigur stehen auch Wettfahrten und Verfolgungsjagden auf dem Programm. Sogar in schicken 40er-Jahre Rennwagen, wie Hunt kurzerhand per Cheat vorführt, indem er der Spielfigur ein solches Geschoss mal eben vor die Füße zaubert. Wie in GTA kann Devlin Leute natürlich auch aus ihren Wagen zerren und sich selbst hinter das Steuer klemmen. Doch Rennwagen sind normalerweise nicht im Straßenverkehr zu finden. Sie müssen verdient werden. Oder gekauft. In Garagen. Dort lassen sich auch Extras wie Maschinengewehre an der Stoßstange installieren.
In der virtuellen, angeblich etwa neun mal sieben Kilometer großen Stadt gibt es Dutzende Garagen, Geschäfte und Waffenhändler, die ihr aufsuchen könnt. „Eine tolle Sache ist die Karte, auf der du erkennst, welche Ziele es gibt und wo die Nazis aktiv sind“, so Hunt. „Es gibt gut 1.300 Objekte, die hier eingezeichnet sind. Die Stadt ist in verschiedene Zonen aufgeteilt, ich kann auch ein wenig raus aufs Land und sogar nach Deutschland.“
Genauer gesagt nach Saarbrücken. Und in eine Fabrikanlage von Mercedes – Pardon einer an Autobauer Mercedes angelehnten Firma. Die Lizenzkosten für Wagen und Waffen der Ära wollte man sich sparen. Das 40er-Jahre-Flair vermitteln die laut Entwickler zu knapp 90 Prozent authentischen Gerätschaften trotzdem. Auch das sogenannte Doppelsieg-Rennteam der Deutschen gab es natürlich nicht wirklich. Ein Schelm, wer dabei an die legendären Silberpfeile denkt.
Doch Autofahren ist nur ein Teil des Spiels. Endziel ist, den Anführer der Besatzer, Kurt von Dierker, zu stoppen. Ein Nazi, wie er im Klischee-Handbuch für Wolfenstein-Spiele steht. „Hinter der Besatzungsmacht steckt eine Menge mehr, als du auf den ersten Blick erkennen kannst“, orakelt Hunt. Und eine Liebesgeschichte haben die Entwickler natürlich auch noch eingebaut. Es wäre andernfalls aber auch zu schade um die Blondine Skylar und ihre üppigen Rundungen gewesen. Nur warum man auf dem Schwarzmarkt neben Dynamit oder Alkohol auch Kondome erwerben kann, wollte Hunt noch nicht verraten: „Kauft das Spiel und findet es heraus! Es gibt einen Grund für die Kondome, sie sind nicht bloß im Spiel, um sie zu besitzen.“ Wie gemein!
Die deutsche Version des Spiels erscheint gekürzt, aber aus Marketing-Gründen immerhin vier Tage vor der amerikanischen Fassung. Bei den Unmengen an Hakenkreuz-Fahnen und Armbinden sind Schnitte allerdings auch kein Wunder. Doch etwas Pixelblut musste offenbar ebenfalls weichen; Hunt bestätigt für die deutschen Version einiges an Zusatzarbeit geleistet zu haben. Immerhin kündigt er gegenüber Eurogamer neben komplett deutscher Sprachausgabe für Anhänger des Originaltons auch eine englische Tonspur auf dem gleichen Datenträger an. Das klingt nach einem fairen Kompromiss.
Auf so ein Spiel habe ich gewartet! Das wusste ich bis vor Kurzem zwar nicht, aber nach einem wirklich ausführlichen Blick verstehe ich kaum noch, wie ich bisher ohne ein Offene-Welt-Spiel im Zweiten Weltkrieg auskommen konnte. Saboteur wirkt an manchen Stellen fast unverschämt attraktiv, besonders die Idee die besetzten Zonen in schwarz/weiß zu hüllen, hat es dem heimlichen Künstler in mir angetan. Doch inwieweit die Steuerung hakelig und die Missionen abwechslungsreich ausfallen, lässt sich momentan noch nicht sagen. Ich hoffe das Beste....
The Saboteur erscheint voraussichtlich am 4. Dezember für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.