The Show
Kann man gucken.
Eine geheimnisvolle Macht bedroht die Welt. Die von Natur aus hinterhältigen Russen können es nicht lassen und entfachen einen Krieg mit den USA. Die fiesen Orks leben einmal mehr ihren Trieb aus und machen den Menschen das Leben schwer. Typische Szenarien aus Echtzeit-Strategiespielen, man kennt das ja. Für The Show hingegen hat sich das deutsche Entwicklerstudio sixteen tons einen neuen Hintergrund ausgedacht - und nicht nur das.
Der verlorene Stern
Wir befinden uns am Ende des 21. Jahrhunderts: Nachdem die Kalifornier schon mit der Wahl von Arnold Schwarzenegger zum Gouverneur einen gewissen Sinn für Humor bewiesen haben, trennen sie sich später nach einem Bürgerkrieg einfach komplett von Uncle Sam. Nicht ganz freiwillig, diktiert ihnen doch fortan Tyrann Lou Baxter, was sie zu tun und zu denken haben. Wer es wagt, seinem Führer zu widersprechen, landet ohne Vorwarnung im Gefängnis, wo sich die Staatsfeinde bald stapeln. Also muss ein Ausweg für die Vaterlandsverräter her, der gleichzeitig auch noch ein hübsches Propaganda-Instrument darstellt: The Show. In dieser TV-Sendung kämpfen Gefangene gegen Roboter und Söldner, in der Hoffnung, dadurch eines Tages zurück in die Freiheit zu finden. Was natürlich nie passieren wird.
Irgendwann haben die Jungs in Washington keine Lust mehr, sich dieses Spielchen anzugucken und wollen Kalifornien, den verlorenen Stern auf ihrer Flagge, zurückholen. Und wie macht man das? Na, ganz einfach: Man schickt mit Frank Harris einen stahlharten Agenten undercover gen Westen, der sich nun nur noch durch The Show schlagen und deren Austragungsort in die Luft sprengen muss. Denn wenn es die nicht mehr gibt, wird das ganze Regime in sich zusammenstürzen, hofft die US-Regierung.
Helden des Reality-TVs
Also beginnt Ihr in der Kampagne, eine Show nach der anderen zu bestehen, um schlussendlich Zugang zu dem Sektor zu erlangen, in dem Harris dem makaberen Schauspiel ein Ende setzen kann. Wie schon bei der Story verzichtet der Titel auch bei diesen Missionen zu einem gewissen Grade auf die bekannten Muster - oder versieht sie vielmehr mit einem kleinen Twist. Ihr beginnt mit Eurem Helden, einem Hauptquartier und ein paar Einheiten. Rings um das Hauptquartier errichtet Ihr nach und nach eine kleine Basis, um kleine Upgrades einzukaufen und neue Truppen zu rekrutieren. Darunter neben Fußsoldaten auch schwere Mechs und anderes Ungetüm. Euer Ziel lautet in der Regel, entweder das feindliche Hauptquartier zu zerstören oder den gegnerischen Helden zu töten.
Soweit, so gewöhnlich. Aber: Ihr müsst Euch zunächst einmal einen Weg zum Feind bahnen und dabei mehrere Außenposten erobern, die Ressourcen liefern. Nur wenn Ihr alle Stützpunkte in einer Linie bis zu Euren Kontrahenten besitzt, könnt Ihr gewinnen. Erinnert ein klein wenig an den Klassiker Z und bietet interessante, taktische Möglichkeiten - zum Beispiel, wenn sich das Netz der Außenposten an einer Stelle verzweigt und Ihr mehrere Wege gehen dürft: Ist der kürzere, bei dem Ihr weniger Stützpunkte erobern müsst, automatisch der bessere? Außerdem könnt Ihr Truppen von einem Punkt in Sekundenschnelle zum nächsten transportieren. Aber Vorsicht, denn natürlich versuchen Eure Widersacher ebenso, die wichtigen Stationen an sich zu reißen und von Euch eroberte Außenposten zurückzugewinnen. Zusätzliche, teilweise sekundäre Missionsziele sorgen darüber hinaus für Spannung und schicken Euch häufig ins Innere von Gebäuden. Erinnert an Alarmstufe: Rot.
Simpel, aber spaßig
Überhaupt hinterlässt The Show einen sehr klassischen Eindruck, mit seiner einfachen, gradlinigen und doch äußerst spannenden Struktur und seinem Verzicht auf riesige Technologiebäume, Formationen und ähnliche Features, die in den letzten Jahren fast schon Standard im Strategiegenre geworden sind. Auch über die KI können wir nicht vielmehr sagen, als dass sie, naja, "funktioniert". Meistens stehen die gegnerischen Truppen eben an bestimmten Positionen auf der Karte und warten darauf, dass Ihr eintrefft, um Euch angreifen zu können. Ob man das mag, ist selbstverständlich Geschmackssache: Einige finden es vielleicht rückschrittlich, aber das Konzept geht - soweit wir das anhand unserer Preview-Version beurteilen konnten - durchaus auf. Zumal der naive Charme der Story mit ihren vorberechneten Zwischensequenzen perfekt zu diesem 90er-Jahre-Flair passt.
Von der optischen Seite hingegen solltet Ihr keine allzu positiven Überraschungen erwarten: Die Grafik kommt rein technisch gesehen mit ihren pixeligen Charakteren und vergleichsweise detailarmen Umgebungen zwei, drei Jahre zu spät und ihr Stil... nun... der könnte auch aus einem Generator für 08/15-SciFi-Design stammen. Besonders ärgerlich ist allerdings die Benutzeroberfläche, die mit unklaren Symbolen verwirrt und schlichtweg dahingeschludert aussieht. Wir hoffen, dass sixteen tons daran bis zum Release noch ein wenig schraubt.
Neben der Kampagne mit vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden bietet The Show übrigens die üblichen Skirmish-Matches, in denen Ihr auf zehn Karten gegen den Computer antretet, sowie einen Multiplayerpart für bis zu vier Spieler. Den konnten wir jedoch bislang nicht ausprobieren.
Jedem Geschmack sein eigenes Spiel: Fans von gewaltigen Massenschlachten freuen sich auf Supreme Commander. Freunde von aufwendigen Präsentationen zählen die Tage bis zum Release von Command & Conquer 3. Taktik-Experten warten darauf, was The Creative Assembly als nächstes macht. Und Nostalgiker? Die dürfen sich auf The Show wirklich freuen. Das könnte nämlich so eine Art Serious Sam der Echtzeit-Strategiespiele sein: Ein einfaches Spiel, das uns ein bisschen an alte Zeiten erinnert, ein paar pffifige Ideen enthält und vor allem schnell Spaß macht, ohne zu sehr anzustrengen. Warum auch nicht?
The Show geht am 23. Februar in Deutschland auf Sendung.