The Showdown Effect – Test
Ein rasantes und manchmal leicht überambitioniertes 2.5D-Gekloppe.
Unbeschwertes Ballern inspiriert von den Action-Filmen der 80er und 90er Jahre? Oh ja, da bin ich doch gerne dabei! Genau das verspricht Arrowheads 2.5D-Multiplayer-Shooter The Showdown Effect und hält es auch weitestgehend. Wo sonst kämpfen Arnie-inspirierte Action-Helden mit coolen Sprüchen und dicken Maschinengewehren gegen Schwert-schwingende Ritter, New Yorker Polizisten oder Kung-Fu-Experten?
The Showdown Effect wirft die unterschiedlichsten Charaktere ins Scharmützel und macht das auch ziemlich gut. Es ist eine kunterbunte Mischung und dank der Individualisierungsmöglichkeiten braucht sich auch keiner davon benachteiligt zu fühlen, obwohl Schwert gegen MG auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz fair klingt. Grundsätzlich kann hier jeder die Waffe tragen, die er mag - und mit Nahkampfwaffen lassen sich zum Glück Schüsse abblocken. Die Individualisierung setzt sich bei den verschiedenen Kleidungsstücken fort, die ihr euch durch in den Matches verdiente Punkte freischaltet. Wenn ihr eurem virtuellen Arnie-Abziehbildchen einen Holzeimer auf den Kopf setzen und ihn mit Schwert und Wurfsternen kämpfen lassen wollt, könnt ihr das tun.
Präzision gefragt
Im Gegensatz zu den meisten anderen Sidescroll-Titeln kommt es in The Showdown Effect aber tatsächlich auch auf das pixelgenaue Zielen an. Einfach nur das Fadenkreuz in Richtung des Gegners zu bewegen und abzudrücken, hilft euch hier nicht weiter. Nein, ihr müsst exakt euren Feind anvisieren, damit ihre Kugeln ihn auch treffen. Es ist das Quäntchen Präzision, das man eher aus FPS-Multiplayer-Shootern gewohnt ist und man braucht erst einmal ein Weilchen, bis man das hier auch wirklich verinnerlicht hat, anstatt einfach nur grob in Richtung Feind zu zielen, wie man es sonst in Titeln mit vergleichbarer Perspektive macht.
Keine einfache Aufgabe, allen voran in Anbetracht der Tatsache, dass die Kontrahenten in den Auseinandersetzungen meist wie verrückt durch die Gegend springen und hüpfen, wenn sie aufeinandertreffen. Da die Übersicht zu behalten und inmitten des Gefechts noch das Fadenkreuz auf den Gegner zu bewegen, während man selbst gerade in Bewegung ist, erfordert Überblick und Konzentration - je nach dem Können eures Gegenüber kann das gerade bei Einsteigern schon mal größere Probleme bereiten. Denn: Es gibt zusätzlich dazu noch eine ganze Reihe an weiteren Buttons mit verschiedenen Manövern. Über den Boden rutschen, ein Kung-Fu-Angriff, Seitwärtsrollen, das Aufnehmen und Werfen von in den Leveln verteilten Items, der Aim-Modus - in dem das Sichtfeld leicht vergrößert wird - und und und. Zuweilen wirkt das Spiel hier ein wenig überambitioniert und überladen, zumal jede Aktion über einen eigenen Button ausgelöst ist. Weniger wäre manchmal eben doch mehr.
Knoten in den Fingern
Euer Erfolg hängt somit auch größtenteils davon ab, wie gut und schnell ihr die Steuerung meistern könnt. Gleichzeitig ist eure Taktik entscheidend. Ihr müsst die Beherrschung eurer Fähigkeiten und Waffen regelrecht perfektionieren, die richtigen Momente finden, um euch zu heilen und den jeweiligen Special Move eures Charakters einzusetzen, etwa einen Schutzschild oder einen besonders hohen Sprung. Und das alles funktioniert hier hauptsächlich nach dem Prinzip „Learning by Doing", denn das Tutorial ist nicht wirklich hilfreich. Eure Aufgabe besteht dort darin, neun stationäre Ziele zu erledigen. Dadurch lernt ihr zwar, wie man schießt und sich durch die Maps bewegt - also die Grundlagen -, aber der Rest? Ohne gleich in die Optionen zu schauen, erfährt man von vielen Spezialmanövern erst durch die Ladebildschirme vor einem Match. Das geht auch besser und benutzerfreundlicher.
Nicht immer ganz einwandfrei funktioniert auch die Steuerung. Das trifft hauptsächlich in Situationen zu, in denen man gerne sofort zum Stehen kommen würde, aber stattdessen noch ein ganz kleines Bisschen weiter in Laufrichtung rutscht. Bei Sprüngen über Abgründe oder Wände hinauf ist das alles kein Problem, aber wenn man eben einen Aufzug nehmen oder ein Item benutzen will und direkt davor anhalten muss, ist manchmal eben diese Präzision vonnöten, die das Spiel hier einfach nicht gänzlich bietet. Ein wenig mehr Feintuning würde hier Wunder wirken.
Ein weiteres Problem resultiert aus der Kombination des in The Showdown Effect nötigen pixelgenauen Zielens und der Entscheidung zur Nutzung von Peer-to-peer-Verbindungen bei den Multiplayer-Matches. Wer hier einen schlechten Host erwischt, kann das Match im Grunde schon vergessen. Charaktere ruckeln und zuckeln dann über den Bildschirm, ihr könnt ganze Magazine entleeren und erzielt keine Wirkung. Zum Glück war das im Testzeitraum zwar eher selten der Fall und es lässt sich bei den Custom Matches auch die Distanz zum Host einstellen, aber bei den Ranked Matches hat man dafür keine Anpassungsmöglichkeiten. Schade ist auch, dass bislang zumindest überwiegend Showdown-Matches (Deathmatch mit abschließendem Last Man Standing) von der Community gespielt werden. Die weiteren Spielmodi kommen eher selten zum Zuge.
Für einen Zehner kann man die Inhalte von The Showdown Effect indes wohl als angemessen bezeichnen, wenn auch alles noch ausbaufähig ist. Insbesondere bei den Maps, von denen man vier Stück zu bieten hat - jeweils zwei davon spielen in einer ähnlichen Region (futuristisch und mittelalterlich). Die maximale Zahl von acht Spielern ist für die Größe der Karten so ziemlich perfekt. Wie schon erwähnt, legt man auch großen Wert auf eine Individualisierung der Charaktere. Neben den für Ingame-Punkte erwerbbaren Dingen gibt es auch noch zusätzliche Mikrotransaktionen. Bislang nur für kosmetische Items (Kleidungsstücke und Waffen), die euch ansonsten jedoch keine Vorteile gegenüber den anderen bescheren. Ein Eintrag im Store verweist zwar auch auf Charaktere, momentan sind allerdings noch keine vorhanden. Kurz gesagt: Solange das Ganze nicht zum pay-to-win verkommt, ist alles gut.
Für gerade mal 10 Euro (20 für die Digital Deluxe Edition) bekommt ihr hier also ein kleines, feines Multiplayer-Spiel geboten, dem ein paar mehr Maps zu Beginn ganz gut zu Gesicht gestanden hätten. Es macht auf jeden Fall Spaß, sich unbeschwert mit den anderen Kämpfern auf dem Schlachtfeld zu messen, aber es dauert eigentlich zu lange, bis man als Einsteiger wirklich alle Spezialmanöver kennt - das Tutorial ist fast schon ein Witz und bringt euch nicht viel bei. Die Erfahrung müsst ihr also direkt in den Matches sammeln. Dabei werdet ihr oft sterben, aber wenn ihr das Spiel erst einmal beherrscht, verbringt ihr damit unterhaltsame Stunden. Ein wenig mehr Feintuning bei den Bewegungen wäre noch wünschenswert, aber allen voran braucht es natürlich auch mehr Content - insbesondere in Form von Maps -, damit aus The Showdown Effect ein langfristiger Erfolg werden kann. Einzig und alleine durch kosmetische Items und Charaktere wird man die Spieler nicht bei der Stange halten können.