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The Surge: Deck13 hat "im RPG-Bereich eine echte Heimat gefunden"

Das bislang größte Projekt des Studios.

Am 16. Mai erscheint mit The Surge das neueste Projekt des deutschen Entwicklerstudios Deck 13.

Das Team, das sich früher viel mit Adventures beschäftigte, hat mittlerweile "im RPG-Bereich eine echte Heimat gefunden", wie Deck13s Michael Hoss im Gespräch mit Eurogamer.de betont.

Dabei gingen viele Spieler vermutlich erst mal davon aus, dass man nach der Entwicklung von Lords of the Fallen auch am Nachfolger arbeiten wird, aber es kam anders und CI Games trennte sich von Deck13. Ist The Surge also eine Art "Plan B" für das Studio gewesen oder etwas, was man schon länger irgendwo in der Schublade liegen hatte?

"Nach Lords of the Fallen wurden viele Gespräche in viele Richtungen geführt. Schließlich konkretisierten sich die Gespräche mit unserem Publisher Focus Home Interactive und es war eine Chance, die wir nicht ausschlagen konnten. Uns war von Anfang an klar, in welche Richtung wir gehen wollten. Das Projekt hieß zu diesem Zeitpunkt noch anders, aber die grundsätzliche Idee geisterte schon eine Weile durch den Raum."

Auf jeden Fall hat die vorherige Entwicklung von Lords of the Fallen die Arbeiten an The Surge "sehr" beeinflusst, es war "quasi die Grundlage" für das Spiel. Das Ziel der Entwickler ist, sich mit jedem Spiel weiter zu verbessern, daher betrachtet man Lords of the Fallen gewissermaßen als Startpunkt, von dem aus man weitere Schritte nach vorne geht.

"Vieles wurde zwar gänzlich neu geschrieben, mal vom Setting abgesehen, wie zum Beispiel das Kampfsystem. Aber trotzdem: Ohne Lords hätte es The Surge so wohl nie gegeben. Auch die Arbeitsprozesse haben sich seitdem stark verändert und verbessert, was natürlich eine Produktion dieser Größe erheblich beeinflussen kann", erklärt er.

Von einem Fantasy- wechselt man also zu einem Science-Fiction-Szenario, was eine "ziemlich einfache" Umstellung und "nie ein Problem" war. Dennoch ist im SciFi-Bereich in puncto Designs viel mehr möglich, was den Entwicklern wiederum "in die Hände spielt". Aber obwohl ihr in Anbetracht dessen vielleicht große Laserkanonen erwartet, konzentriert sich The Surge doch in erster Linie auf den Nahkampf: "Da bleiben Fragen nach den Schusswaffen nie aus, selbst wenn man dafür plausible Gründe hat."

Lektionen von einem ähnlichen Titel wie Lords of the Fallen mitzunehmen, ist natürlich eine Sache, aber wie sieht es mit früheren Spielen aus, zum Beispiel den Adventures, die Deck13 entwickelt hat? Hoss zufolge war das Ziel des Studios schon immer, "in den Rollenspielmarkt einzusteigen".

"Nur irgendwo muss man ja erst einmal anfangen. Also wurde damals mit Adventures angefangen. Und während wir das Genre nach wie vor lieben, haben wir mittlerweile im RPG-Bereich eine echte Heimat gefunden. Ohne die Adventures wäre das aber niemals möglich gewesen", sagt er.

Zwischen den heutigen und früheren Produktionen gibt es dementsprechend einige Unterschiede, denn "The Surge ist das bisher größte Projekt von Deck13". Genau zu beziffern, wie viel mehr Aufwand es am Ende ist, sei zwar unmöglich, aber Tatsache ist, dass sich "die Entwicklungsprozesse, die Abläufe, massiv verändert haben. Und das hilft natürlich bei so einem Projekt enorm".

Während der Entwicklung wurde The Surge in den Medien oftmals mit Dark Souls verglichen. Einerseits sicherlich eine Ehre, aber vielleicht doch eine Bürde für die Entwickler? "Es ehrt uns, wir suchen den Vergleich aber nicht direkt. Die Souls-Reihe ist genial und hier hat jeder Mitarbeiter seinen ganz eigenen Favoriten", sagt Hoss.

"Und The Surge nimmt viele Ideen der Reihe auf. Aber - und das lesen wir nun in diversen Previews (und hoffentlich auch bald Reviews) immer häufiger - The Surge ist durchaus etwas Eigenständiges. Und wir hoffen, dass das die Spieler auch bald bestätigen werden."

Meine eigenen Erfahrungen mit Dark Souls sind bislang begrenzt. Erst vor kurzem probierte ich den ersten Teil aus, wurde bei meinen ersten Gehversuchen aber häufig böse verkloppt. Ob mir - oder euch, wenn ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt - das in The Surge ähnlich ergeht, "kommt ganz darauf an". Das erste Gebiet hat man demnach so aufgebaut, "dass man nach einiger Zeit sehr gut damit zurechtkommen sollte".

Was aber keineswegs heißt, dass es anschließend nicht ordentlich zur Sache geht: "Danach zieht der Schwierigkeitsgrad aber ordentlich an. Wir hatten aber auch Spieler im Fokustest, die direkt von Anfang an in Stücke gerissen wurden. Sprich: Man kann gut und gerne auch am Anfang erst einmal einstecken, bevor man austeilen kann", fügt er hinzu. Ich habe Angst.

Souls-Entwickler From Software sei "in vielerlei Hinsicht über jeden Zweifel erhaben", schließlich habe man es geschafft, dass ein ganzes Genre nach der eigenen Spielereihe benannt (Souls-like) wird. Von diesen Titeln, aber ebenso von Nioh, das wiederum ein paar eigene Ideen mit einbrachte, lässt man sich daher gerne inspirieren: "Klar haben wir uns diverse Ideen der Spielkonzepte angeschaut und teilweise auch übernommen. Wir glauben aber, dass wir es geschafft haben, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen."

Deck13 kann man mit seiner jahrelangen Erfahrung als Aushängeschild der deutschen Branche betrachten, die hierzulande in Sachen Großproduktionen noch immer dem internationalen Markt hinterher hängt. Am Standpunkt Deutschland gab es "schon immer Höhen und Tiefen", allerdings umfasst der Markt ja mehr als nur Triple-A-Titel. Im Free-to-play-, Mobile- und Browsergame-Markt ist Deutschland "recht gut aufgestellt", sagt Hoss, "allerdings gibt es nicht allzu viele Studios, die 'klassische' Großproduktionen stemmen können".

Mit The Surge geht man durchaus in Richtung Triple-A, von Budgets für Spiele wie Call of Duty oder Assassin's Creed kann man aber wahrscheinlich nur träumen. Doch woran liegt es, dass in Deutschland eher wenig Großproduktionen entstehen?

Hoss dazu: "Das hat viele Gründe. Ein Punkt, der immer wieder in die Kritik gerät, ist die Förderung in Deutschland. Hier an Risikokapital heranzukommen gestaltet sich als nahezu unmöglich. Schon mal versucht, einen Kredit für eine Softwareentwicklung zu bekommen? Nahezu unmöglich in Deutschland. Man ist also zwingend auf ausländisches Kapital angewiesen, wenn man Projekte dieser Größe realisieren will und wenn man selber nicht gerade im Lotto gewonnen hat."

Mehrere hundert Leute für solche Titel zu beschäftigen, kostet "Unsummen". Zudem gebe es keine Garantie für einen Erfolg, was die Sache nicht wirklich leichter macht. Aktuell arbeitet Deck13 mit dem französischen Publisher Focus Home Interactive zusammen, zuvor war es CI Games aus Polen: "In Deutschland gibt es in dieser Größenordnung vielleicht ein Unternehmen, maximal zwei, welche solche Großprojekte finanziell stemmen können."

In Ländern wie Dänemark oder Polen werde dagegen von "Business Angels, von staatlicher Seite und sogar von EU-Seite aus viel mehr getan". Dort sei man allerdings weit realistischer und "nicht so extrem erfolgsverwöhnt" wie hier. Es werde von Anfang an mit einkalkuliert, dass sich vielleicht eins von zehn Projekten am Ende rechnet, "während Kapitalgeber in Deutschland zwingend mit jedem Projekt einen Erfolg erwarten wollen".

"Wenn sich das also ändern soll, muss hier in erster Linie ein Umdenken stattfinden. Oder der Investitionsstandort Deutschland für ausländische Publisher interessanter gestaltet werden. Auch das wäre eine Option", erklärt er.

Mit den Förderungen und der Unterstützung in Deutschland ist man wenig zufrieden: "Welche Förderungen? In Hessen gibt es aktuell keine Förderungen in diesem Bereich. Bayern ist hier schon eher interessant. Und auch andere Länder tun da was. Davon ab sind die Summen, über die wir hier reden, nahezu verschwindend gering. Klar freut sich eine Firma über 100.000 Euro. Aber seien wir doch mal realistisch: Wenn man 20 Angestellte hat, dann reicht das mitsamt Miet- und Lohnnebenkosten vielleicht für einen Monat. Vielleicht einen Tick länger."

Mitunter müsse man diesem Geld "noch über einen Zeitraum von Jahren hinterherlaufen" und stellt sich dann schon mal die Frage, "ob das die Mühe wert ist". Ein Grund dafür ist die Politik, die sich hierzulande "auch so gut wie gar nicht für die Branche" interessiere: "Außer ein paar Fotos hier und da zu bestimmten Events will man ja lieber nichts damit zu tun haben. Es ist in den letzten Jahren besser geworden, aber noch weit von einer optimalen Situation entfernt."

Eine von der Politik unterstützte Veranstaltung ist der Deutsche Computerspielpreis, bei dem zuletzt mit Portal Knights ein Early-Access-Titel den Preis als bestes deutsches Spiel gewann. Deck13 wurde dort nicht erwähnt, obwohl man The Surge zuvor eingereicht hatte. Nominiert wurde das Spiel allerdings nicht: "Woran das nun gelegen hat, da möchten wir uns an Spekulationen nicht beteiligen. Wir freuen uns aber enorm für Keen, die Jungs haben das in jedem Fall verdient."

Unterdessen ist Deck13 nach wie vor im Adventure-Geschäft tätig, heutzutage aber mehr als Publisher. Das Studio half zum Beispiel bei der Bertram-Fiddle-Reihe aus, ansonsten hat das Team jedoch "mit den Rollenspielen unsere aktuelle Aufgabe gefunden".

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Auf dem Konsolenmarkt sorgen wiederum die neuen Mid-Generation-Upgrades in Form der PS4 Pro und Xbox Scorpio für Spannung, obwohl das natürlich für Entwickler mehr Arbeit bedeutet. "Aber ganz ehrlich: Die hat man ja mehr oder weniger so oder so", sagt Hoss. Die Konsolen nähern sich damit etwas mehr dem PC an, für den es selbstverständlich hunderte weitere Konfigurationen gibt. Bei den Konsolen hat man nun "je zwei, für die man optimieren muss, wobei die zusätzliche Rechenkraft durchaus angenehm vermerkt sei. Aber klar, mehr Arbeit ist es in jedem Fall".

Und was würde Deck13 machen, wenn die Entwickler einen Wunsch frei hätten und keinerlei Einschränkungen beachten müssten? "Diese Frage zu beantworten, ist unmöglich. Allein in unserer Niederlassung in Frankfurt arbeiten über 60 Mann (und Frauen). Da hat jeder ein Wörtchen mitzureden und jeder hat bestimmt auch andere Träume. Insofern wäre der kleinste gemeinsame Nenner wohl, mit dem Geld durchzubrennen, eine Insel zu kaufen und erst einmal ein paar Wochen zu entspannen."

Das klingt nach einem Plan.

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