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The Witcher 2: Assassins of Kings

Update: Das finale Urteil

Interessanterweise scheint es auch dem Kampf und nicht nur der Geschichte ein Anliegen gewesen zu sein, sich im letzten Abschnitt von seiner nicht ganz so schokoladigen Seite zu zeigen. Was Kapitel 1 und 2 angeht, stehe ich zu meiner im letzten Text getroffenen Aussage: Dies hier das beste actionorientierte RPG-Kampfsystem, das trotz einer gewissen Trägheit geschickt Reaktionen, Taktik und Zahlenwerk verbindet und stets fordert, nichts verschenkt, aber eben auch nicht unfair wird, wenn man denn seine Kämpfe richtig wählt. Wie schon gesagt, Monster leveln nicht mit. Ihr könnt sie besiegen oder auch nicht. Dann solltet ihr später wiederkommen oder üben.

Im letzten Akt jedoch kommen drei Faktoren zusammen. Zum einen übertrifft zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad die eigene Ausrüstung ein wenig die Gegenwehr, sodass es deutlich leichter wird. Zum anderen trefft ihr auf die Bauern einer Mittelalterarmee, die Piken-Träger. Und die halten euch gut am Boden. Schaden verursachen sie keinen nennenswerten, aber sie holen euch immer wieder von den Füßen, wenn ihr gerade aufstehen wollt. Ja, klar, man kann sich Stellungsgefechte liefern und so eleganter an ihnen vorbeikommen, aber das rechtfertigen die Luschen eigentlich kaum. Gut, dass die restlichen Feinde davor besser auf die Stärken des eigenen Systems abgestimmt wurden. Auch kleine KI-Schwächen zeigen sich in dieser letzten Stadt aus welchem Grund auch immer etwas häufiger.

Dazu kommt, dass in den engen Stadtmauern des dritten Aktes gerne mal die Kamera in Schwierigkeiten kommt und man deutlich häufiger justieren muss als im ganzen Spiel zuvor, wo es in dieser Richtung eigentlich nie etwas zu beklagen gab. Stand CD Projekt vielleicht ein ganz klein wenig unter Zeitdruck, als sie Akt 3 zusammenzimmerten?

Ein wenig schade war es an der einen oder anderen Stelle auch, dass der Witcher nichts von Fernkampfwaffen hielt, aber historisch bedingt ist er nun mal eine gesetzte Figur. Das ist Geralt und nicht Legolas. Bis auf Legolas kann keiner mit allen Waffen umgehen. Und Legolas musste dafür in Form von Orlando Bloom einen hohen Preis zahlen. Da ist Geralt schon eine andere Marke als Figur. Die im Englischen übrigens sehr gut und im Deutschen ganz okay gesprochen wird. Ein Konzept, das sich durch alle Figuren zieht, wobei die deutsche Version kein Ausfall, aber ein wenig gewöhnungsbedürftig bleibt. Gerade für Spieler des ersten Teils, weil es zwar einen deutlichen Qualitätsgewinn darstellt, aber eben doch anders klingt.

Zurück zum Kampf, kommen wir in das Inventar und hier wird es leicht chaotisch. Nicht im Hinblick auf die Sortierung. Alles findet seinen Platz in zehn oder 15 Registerkarten. Waffen, Rüstungen, Rüstungsupgrades, Tränke, Mutations-Zubehör, drei Arten von Alchemie- und Craftingzutaten, das alles sortiert zwar schön, verursacht aber, wenn mit dem Pad gespielt wird, auch deutliche Wanderarbeit mit vielen Tastendrücken. Pad-Spieler, die in Witcher 2 jenseits des Menüs in keiner Weise benachteiligt werden, müssen aber auch damit leben, dass sie von einem gefallenen Monster oder einer Kiste alles einsammeln, selbst wenn sie nur eine Teilmenge brauchen.

Maus-Zocker wählen aus, was sie möchten. Das Inventar selbst ist begrenzt, was vor allem Alchemie- und Crafting-Begeisterte zu vielen Besuchen bei Händlern locken wird. Einige der Zutaten wie Kräuter haben kein Gewicht, aber alles andere kann dann schon mal in die Kilos gehen. Immerhin kann sich Geralt auch überladen noch bewegen, wenn auch sehr langsam.

Crafting und Alchemie sind nun zwar wirklich nicht meine Steckenpferde, aber so komfortabel, wie es hier integriert ist, könnte ich mich dann doch dran gewöhnen. Ihr sammelt Rezepte und Schmiedeanleitungen und seht auch sofort, welche Zutaten ihr braucht, wie viele ihr davon schon besitzt, was das neue Item genau tun wird und so weiter. Habt ihr alles zusammen, reicht ein Klick. Es ist erstaunlich, was man alles plötzlich mixen kann, wenn man einfach gelegentlich neue Rezepte kauft und sonst alles einsackt, was nicht an den Boden getackert wurde. Insbesondere der Katzentrank, der im Dunkeln sehen lässt und das Spurenlesen deutlich leichter macht, hatte es mir angetan, aber auch das Status-Boosting vor einem Kampf gab dem Ganzen eine wichtige taktische Note.

In Witcher 2 lassen sich nämlich während des Kampfes keine Tränke konsumieren. Ihr müsst zuvor, solltet ihr wissen, dass es gleich zur Sache geht, meditieren und dabei die gewünschte Mischung einwerfen. Heiltränke gibt es praktisch nicht, da nach Abschluss eines Kampfes die Figur eh schnell von alleine heilt. Man kann also nicht schlecht kämpfen und hoffen, dank der Trank-Übermacht doch noch durchzukommen. Dieser Ansatz steigert die Spannung bei Bosskämpfen deutlich, da man zwar auch heilt, wenn man mal nicht getroffen wird, aber nur sehr langsam. Und so lange auszuweichen, bis es signifikant besser um den Witcher steht, ist anstrengend. Deshalb werden die Kämpfe häufig so ausgetragen, wie sie sein sollten: Hart, schnell und verbissen.