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The Witcher 3 Complete Edition Nintendo Switch: Test - Immer noch das Größte, auch im kleinen Format.

Ein paar Details weniger, aber voller Umfang.

Eurogamer.de - Herausragend Badge
Auch auf der Switch hat der Witcher nichts an Faszination und Umfang verloren, auch wenn ein paar Details geopfert werden mussten.

Es gab eine Zeit, als die portable Version eines Spiels ein sehr trauriger Abklatsch des großen Artverwandten war. Im besten Falle war es dann ein eigenes, auf die Plattform abgestimmtes Spiel, angefangen mit Final Fantasy Legend bis hin zu Uncharted: Golden Abyss. Aber so nett diese Spiele waren, sie waren kein Final Fantasy VI oder Uncharted 2. Zumindest reichte es für ein aufmunterndes "Hey, für ein mobiles Games ist es echt ganz nett."

Und das ist wohl ein Teil der Magie der Switch. Sehen wir mal von schlichtem Unwillen ab, einen Versuch zu starten, die komplette Spielerfahrung auf den Screen zu bringen - FIFA 20 -, gibt es scheinbar wenig, was auf diesem kleinen Screen nicht gehen würde. Waren Skyrim und Doom schon beeindruckend, legt jetzt Witcher 3 noch einmal gründlich nach. Die nächsten Stufen wären dann Assassin's Creed Odyssey und Cyberpunk. Und ganz ehrlich, wenn ich diesen Port sehe, dann halte ich das, Entwicklerwillen vorausgesetzt, für durchaus möglich.

Große Monster, jetzt auf ganz kleinem Screen.

Aber nur für den kleinen Screen. The Witcher 3 ist in 4K auf einem großen TV eine echte Erfahrung und selbst von einer Konsole gespielt immer noch eine der schönsten Welten, die ihr euch zu Gemüte führen könnt. Wenn ihr dann die gedockte Switch danebenhaltet, dann zeigt sich schonungslos, warum das Spiel überhaupt auf dem kleinen Gerät läuft. Wie ich vor ein paar Wochen schon schrieb, nehmt die PC-Version, reduziert die Auflösung auf irgendwas um 1280x786 und schaltet alle Details auf Mittel. Das ist der Preis, wenn man es auf einem Tegra X1 laufen lassen will. Einem Chip, der nur sehr bedingt für High-End-Gaming entworfen wurde. Mehr für High-End-Streaming. Aber dann wiederum, mein Laptop mit seiner zigmal leistungsfähigeren CPU, aber praktisch nicht vorhandenen Grafikkarte schafft nicht mal das so gut, wie es die Switch hier hinbekommt. Und es ist ja nicht so, dass es nicht spielbar wäre. So, als würde man einen guten Film auf einem veralteten Format gucken, fällt einem die ersten zehn Minuten schmerzhaft auf, dass VHS eben doch keine Blu-ray ist. Aber wenn einen der Inhalt gefangen nimmt, dann lässt das schnell nach. Man darf halt nur nicht zwischendurch zur PS4-Version oder höher wechseln. Dann beginnt der Prozess von vorn.


Hier ein paar (hundert) Tipps, Tricks und gelöste Quests: Die große Witcher 3 Komplettlösung inklusive Blood and Wine


Kein NPC musste für diese Umsetzung sein Leben lassen.

Was jedoch die mobile "Version" angeht: Wie so oft sieht die virtuelle Welt auf dem kleinen Screen gleich ganz anders aus. Die geringe Fläche hat alle Pixel, die sie braucht, um die Details zu zeigen, die sie bieten kann, trotz der moderaten visuellen Einstellungen. Die Landschaften, ihre Bewohner, die Städte, Dungeons, Welle, Boote, alles ist da, jede Animation, jeder Baum, jeder See, jedes Haus.

Was nicht da ist, dass sind Hair-Works-Haare, einzelne Grashalme, manche Partikel-Effekte. Nichts Wichtiges also, nicht für diese Screen-Größe. Selbst die Ladezeiten sind okay. Initial ist es etwas heftiger, 1:50 Minuten vom Start im Hauptmenü bis zum geladenen Spielstand. Ein Sprung in eine größere Stadt wie Novigrad dauert dann etwa 35 Sekunden für die Schnellreise, etwa 20 sind es noch, wenn ihr in eine der weniger belebten Ecken der Welt hopst. Das halte ich insgesamt für sehr akzeptabel, zumal man ja nun nicht ständig nur herumspringt.

Wer sagt, dass auf Bahnfahrten nichts passieren kann. Gut, dass die Bahn jetzt überall Steckdosen hat, denn das ist keines der Spiele, bei denen die alte Switch lange durchhält (aber ein Civ 6 ist es auch nicht).

Seid ihr zu Fuß unterwegs, dann werdet ihr wahrscheinlich nicht viel vom langsameren Streaming der Daten im Hintergrund mitbekommen. Wenn ihr aber Plötze, den treuen Gaul, zum schnellen Galopp über lange Strecken zwingt, dann stolpert ihr häufiger mal über einen Bauern, eine Wache oder sogar ein Monster, das scheinbar aus dem Nichts vor euch auftaucht. Dank der wie auch zuvor großzügigen Routinen, die ein solches Hindernis praktisch "umschwimmen" ist das kein echtes spielerisches Problem, mehr ein Stolperstein für die Immersion. Teil des Preises, ein solches Spiel auf solcher Hardware in Gang zu bringen. Bei allen Kompromissen merkt man jedoch, dass CD Projekt sie nur da einging, wo sie spielerisch nicht so sehr ins Gewicht fallen.

Die Framerate ist praktisch stabil, die 30 werden gehalten. Das HUD wurde so bei der Schriftgröße angepasst, dass alles lesbar bleibt. Die Stick-Empfindlichkeit lässt sich sehr fein einstellen, dass es selbst mit Joy-Con gut spielbar ist und selbst die Sichtweite ist hoch genug, um nie den Eindruck zu haben, dass da die Welt von irgendwoher aufpoppen würde. Wie gesagt, der gelegentliche Bewohner schon, aber alles andere läuft und sieht aus, wie man es eigentlich nicht für möglich halten würde, wenn man technische Daten und ursprüngliches Spiel nebeneinanderhält.

Stimmung ist in der kleinsten Hütte.

Nicht mal im Umfang wurde geknausert. Wo ein Civilization 6 schwächelt und seine Add-ons wegließ, habt ihr hier alle 16 DLCs von damals plus beide großen Erweiterungen, Heart of Stone und Blood and Wine. Das ist auch wichtig, denn Heart of Stone zeigt sich als kreative Quest von der besten Seite und Blood and Wine beendet mit Würde ein großes Kapitel RPG-Geschichte. Beides ist hier, ihr könnt also Witcher 3 mit allem erleben, was es jemals zu bieten hatte. Flüche und Sex inklusive, was sich auf einer Nintendo-Platform immer wieder komisch anfühlt. Ich weiß nicht mal mehr warum, es muss irgendwie noch tief drin sein, dass auf einer Nintendo-Plattform niemals ein Spiel wie Night Trap erscheinen würde.

Zeit, Pläne für lange Abende zu machen.

Für den Rest könnt ihr einfach die Tests zu Witcher 3 noch mal studieren, wenn es Zweifel an der Brillanz des eigentlichen Spiels geben sollte.

The Witcher 3: Wild Hunt - Test

The Witcher 3: Hearts of Stone - Test

The Witcher 3: Blood and Wine - Test

Die Umsetzung von Witcher 3 für die Nintendo Switch klang erst wie ein fragwürdiges Experiment, aber jetzt stellt es sich als völlig legitimes Unterfangen heraus. Sicher, wenn ihr könnt, dann spielt es das erste Mal auf dem großen Screen. Es hat bis heute vor allem auf dem PC, aber auch auf den großen Konsolen nichts an seiner visuellen oder spielerischen Faszination eingebüßt. Aber wenn ihr zu den Leuten gehört, die Videospiele auf dem kleinen Screen wiederentdeckt haben oder Geralt und Company unterwegs noch einmal besuchen möchtet, dann ist dieses kleine Modul mit der großen Welt und ihren brillanten Geschichten Pflicht. Ein paar Details weniger tun der Schönheit dieser Reise keinen Abbruch.


Entwickler/Publisher: CD Project RED / CD Project - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: ca. 30 Euro (PC, PS4 und Xbox), ca. 60 Euro (Switch) - Erscheint am: erhältlich, Switch ab 15.10.19 - Sprache: Deutsch, Englisch und mehr - Mikrotransaktionen: nein - Getestete Version: Switch

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