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The Witcher: Enhanced Edition

Wie verhext

PC-Spieler werden in der letzten Zeit schwer gebeutelt. Ob S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky oder Sacred 2: Fallen Angel, ohne einen Bug-Schutzengel verwandeln sich die entspannten Stunden vor der Flimmerkiste in einen ungewollten Spießrutenlauf. Fehler hier, Probleme da oder einfach mal die CD kaputt? Mit Ausnahme von Crysis: Warhead lief eigentlich kein PC-Start in diesem Jahr richtig schmerzfrei ab. Auch beim letztjährigen Launch von The Witcher mussten die Fans durch die Hölle gehen. Mit dem Day-One-Patch lief das Teil zwar bei uns durch und konnte so eine 8 einfahren, doch wir waren scheinbar die glückliche Ausnahme der Regel.

Nach weiteren Verbesserungen ging es dann aber recht problemlos vonstatten. Die Ladezeiten wurden reduziert, die vielen kleinen Fehler aus der Welt geschafft und der Performance ein kräftiger Kick verpasst. Eigentlich hätten sich die polnischen Entwicklern von CDProjekt nun zufrieden zurücklehnen und das nächste Projekt ins Auge fassen können, doch sie waren mit ihrem Mammutwerk noch nicht zufrieden. Viele Monate Arbeit wurden investiert, um ihre Vision von The Witcher endlich wahrzumachen. Eine Vision, die nun mit dem Zusatz Enhanced Edition auf den Markt gekommen ist und gleich wieder Probleme bereitet.

Auf dem Papier klingen die Verbesserungen, die auch den Besitzern der Original-Version zur Verfügung stehen, fantastisch. Neben noch einmal deutlich reduzierten Ladezeiten wurden Charakter-Modelle aufgepeppt, neue Sprecher beauftragt, Animationen verbessert und das Inventar-System auf Vordermann gebracht. Damit Ihr nicht ständig Kopien über den Weg lauft, wurden sogar die NPCs vielfältiger gestaltet, mit zwei Bonus-Missionen zusätzlicher Inhalt geschaffen und mit dem D'jinni Adventure Editor ein mächtiges Tool beigelegt. Eine Aufarbeitung, die theoretisch sogar den Re-Release rechtfertigt, wären da nicht erneut technische Probleme.

Das Art-Design ist und bleibt einmalig.

Problem Nr. 1: Bei der Herstellung der neuen Spiele-DVDs gab es einen Produktionsfehler. Einige Spiele-Discs können nicht gelesen werden und machen so eine Installation unmöglich. Atari bietet zwar einen Austauschservice an – Mail mit Seriennummer an TWEE@atarisupport.de – doch bis der Ersatz eingetrudelt ist, müssen die Käufer leider auf das Spiel verzichten. Eigentlich kein Fiasko, schließlich kann man die Verbesserungen auch mit der Original-Version nutzen. Leider meinten es die Update-Götter nicht gut mit uns.

Problem Nr. 2: Bei dem Versuch, unsere bestehende The Witcher-Installation auf den neusten Stand zu bringen, stießen wir auf ein paar ungewöhnliche Hindernisse. Theoretisch muss man einfach im Launcher-Menü auf Update klicken und den Patch herunterladen. oder? Nein, so einfach macht es Euch CDProjekt nicht. Um die Verbesserungen zu nutzen, muss man neben dem 1 Gbyte Patch noch ein Sprachpaket herunterladen. Habt Ihr die beiden Pakete endlich auf Eurer Festplatte, müsst Ihr zusätzlich das Spiel registrieren, sonst versagt das Upgrade seinen Dienst. Dummerweise akzeptierte der Launcher unsere Anmeldung nicht und das Spiel blieb in Version 1.3 hängen.

Zum Glück machte unsere Enhanced-Edition keine Probleme. 14 Gbyte und einen erneuten Patch später lief endlich die neue Version unseres Lieblings-Helden. Und ja, die Ladezeiten haben sich wirklich dramatisch verbessert. Während man vorher schon mal ein paar Minuten warten musste, kann es diesmal schon nach 10-20 Sekunden weiter gehen. Die neuen Animationen sehen schick aus, die NPCs unterscheiden sich deutlich und das neue Inventar-System fällt um einiges komfortabler aus. Alchemie-Gegenstände werden endlich in einem eigenen Fach sortiert und auf Knopfdruck lässt sich alles sortieren. Zusammen mit den neuen, deutlich besseren Sprechern ein wirkliches gelungenes Update, das sich den Namen redlich verdient.

Schade, dass die Bonus-Missionen so austauschbar sind.

Deutlich schwächer fallen dagegen die Zusatzinhalte aus. Die beiden Bonus-Missionen sind jeweils in nur 2 Stunden abgehakt und präsentieren sich schwächer als das Hauptprogramm. Figuren, Geschichte und Monster wirken nicht vernünftig eingebunden. Es fehlt das gewisse Etwas, das The Witcher eigentlich auszeichnet. Als Addon für die Käufer der Enhanced Editon genug, als Kaufgrund für die Besitzer des Originals ungenügend. Immerhin weiß der Adventure Editor aufzutrumpfen, auch wenn er eher Hardcore-Fans anspricht und mit seiner Komplexität Anfänger überfordert.

The Witcher macht es einem nicht einfach. Hatte der Titel beim ersten Release vor allem mit Fehlern und technischen Unzulänglichkeiten zu kämpfen, steckt diesmal der Teufel im Detail. Sowohl mit der Verkaufsversion als auch mit dem Original läuft das Update nicht schmerzfrei ab. Das Endergebnis kann sich zwar sehen lassen und macht die Enhanced Edition zum besseren Spielerlebnis, doch die Hürden fallen wieder einmal zu hoch aus. Ja, The Witcher ist und bleibt ein erstklassiges und vor allem ungewöhnliches Rollenspiel, das Euch mit seiner einmaligen Atmosphäre und seinen glaubhaften Charakteren in seinen Bann zieht. Da aber einige der neuen Features eigentlich auch schon beim ersten Auftritt Pflicht gewesen wären, reicht es nicht für eine Aufwertung. Vielleicht klappt es ja beim zweiten Teil.

The Witcher: Enhanced Edition ist für den PC erhältlich.

8 / 10

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