Skip to main content

The Wolf Among Us - Episode 2: Smoke & Mirrors - Test

Wenn's mal wieder länger dauert...

Wenig Höhepunkte nach dem Start, eine Episode, die den Ball am Laufen hält, aber nicht zeigt, wo es hingeht.

Irgendwo kann ich die Fans ja schon verstehen, wenn sie nach rund vier Monaten Wartezeit auf die zweite Episode von The Wolf Among Us nicht gerade glücklich sind. Und wenn dann noch der Season-Pass auf der Xbox 360 nicht funktioniert und man knapp zwei Tage warten muss, bis man extra von Microsoft einen Download-Code erhält, um Episode 2 herunterladen zu können, hat man das Gefühl, dass Telltale die Entwicklungszeit und die Veröffentlichung zumindest dieser Episode lieber schnell wieder vergessen würde.

Vor allem muss sich das Unternehmen auch mal Kritik an seiner Kommunikation gefallen lassen. Erst Mitte Januar, als die Fans schon unruhig waren, äußerte man sich zum Status von Episode 2, ohne hinsichtlich der Probleme, die sich während der Entwicklung manifestierten, wirklich näher ins Detail zu gehen. Gleichzeitig beteuerte man, dass so etwas nicht noch einmal vorkommen soll. Nun gut.

In der Kürze liegt die Würze

Kommen wir zur Episode an sich. Sofern ihr nun gehofft habt, dass diese aufgrund der längeren Entwicklungszeit vielleicht auch länger ausfällt, dürftet ihr wahrscheinlich eher enttäuscht sein. 80, vielleicht 90 Minuten lang wird euch die zweite Episode unterhalten - aber das immerhin auf einem recht guten Niveau. Nicht ganz so gut wie die Staffelpremiere, doch es bleibt spannend. Und mysteriös.

Was steckt hinter all dem, was in der ersten Episode passiert ist? Langsam, aber sicher versucht ihr als Bigby das Puzzle zusammenzusetzen, wobei ihr Telltale-typisch immer auf Überraschungen gefasst sein solltet. Dabei zeigen sich die beiden unterschiedlichen Persönlichkeiten von Bigby wieder ganz hervorragend.

Bigby versucht alles, um das Rätsel zu lösen.

Ihr könnt entweder ruhig und verständnisvoll sein oder den Sheriff als echtes Arschloch spielen, der seine Fäuste (und andere Dinge) sprechen lässt, um Informationen zu erhalten - die jeweiligen Gesprächspartner legen es aber auch wirklich immer darauf an -, und auf die Gefühle anderer wenig Rücksicht nimmt. Es ist auch eine Art Test, der euch auf die Probe stellen soll. Behaltet ihr weiterhin die Ruhe, obwohl ihr wisst, dass euer Gegenüber nicht die Wahrheit sagt, oder entscheidet ihr euch dafür, auf andere Art und Weise zu argumentieren?

Im Rahmen der Episode werden zugleich einige neue Charaktere eingeführt, zum Beispiel Bluebeard. Aber zumindest momentan halten sich die Neulinge noch etwas im Hintergrund, ihre genaue Rolle in der Welt beziehungsweise Geschichte bleibt noch unklar. Von dem einen oder anderen wird man künftig noch mehr zu hören bekommen.

Telltale und die Technik

Was die Technik anbelangt, zeigt Telltale - zumindest in der getesteten Xbox-360-Version - mal wieder seine zwei unterschiedlichen Gesichter. Einerseits schafft man es, ein wunderbar stylisches und stimmiges Spiel auf den Bildschirm zu zaubern, das wie ein zum Leben erweckter Comic wirkt. Andererseits gibt es noch immer die Probleme mit den Rucklern, vornehmlich beim Szenenwechsel.

Das ist zugegebenermaßen im normalen Spielverlauf weniger problematisch - aber dennoch ärgerlich -, da es hier selten zu schnellen und aufeinanderfolgenden Szenenwechseln kommt und somit meist nur dann auftritt, wenn ein neuer Schauplatz geladen wird und noch nicht wirklich viel passiert. Doch insbesondere im Rückblick auf die vorherige Folge zu Anfang des Spiels oder im Ausblick auf die nächste Episode bekleckert sich Telltale nicht gerade mit Ruhm. Ich weiß nicht, ob es an der Engine, an der Konsole oder gar an beidem liegt, aber es ist schade, dass man hier nicht zumindest mal ein wenig Fortschritt spürt, immerhin arbeitet Telltale schon einige Zeit mit der Hardware, und die Daten sind ja auf der Festplatte installiert, was eigentlich einen schnellen Zugriff ermöglichen sollte.

"Was die Technik anbelangt, zeigt Telltale - zumindest in der getesteten Xbox-360-Version - mal wieder seine zwei unterschiedlichen Gesichter."

Seid freundlich oder... nun ja, nutzt andere Methoden.

"Mund abputzen und weitermachen", dürften sich die Jungs und Mädels bei Telltale vermutlich sagen, wenn sie an Episode 2 von The Wolf Among Us zurückdenken. Es ist schwierig, für sich selbst ein Urteil zu fällen, wenn man nicht genau weiß, was denn nun eigentlich die genaue Ursache dafür war, dass es so lange gedauert hat, und warum obendrein der Season-Pass auf der Xbox 360 nicht korrekt funktionierte. Aber dass die Probleme im Hinblick darauf, dass Telltale ja künftig gleich vier Projekte stemmen will, nicht unbedingt für mehr Zuversicht unter den Fans gesorgt haben, dürfte wohl auch klar sein.

Was die Episode selbst betrifft, liefert Telltale hier guten Stoff ab, auch wenn sie meiner Ansicht nach nicht an die Vorgängerepisode heranreicht. Mir fehlte irgendwie DER eine Höhepunkt, durch den ich Smoke & Mirrors ganz besonders in Erinnerung behalte. In der Geschichte kommt man gut voran, sie beantwortet einige Fragen, wirft aber auch neue auf. Und - sofern man auf großartig anspruchsvolles Gameplay auch mal verzichten kann - es macht nach wie vor einfach Spaß, Telltales Adventures zu spielen.

7 / 10

Schon gelesen?

Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

The Wolf Among Us

iOS, PS3, Xbox 360, PlayStation Vita, PC, Mac

Verwandte Themen