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The World Ends With You

I'm goin' deeper Underground

Die beiden Charaktere nutzen jeweils einen Screen, Neku den unteren, Shiki den oberen. Shikis Angriffe kontrolliert Ihr mittels recht einfacher Steuerkreuzkombos – oder, für Linkshänder, den Tasten. Oben, Links, Links. Dinge in dieser Richtung. Nie zu komplex, aber das wäre auch hinderlich, da Ihr mit kurzer Verzögerung auch noch Nekus Angriffe mit dem Stylus dirigieren müsst.

Die beiden arbeiten dabei zusammen und wie bei einem okkulten Pingpong wandert die Attacke zwischen den Screens hin und her und baut sich immer weiter auf. Bis Ihr sie dann entfesselt. Je nachdem, wie lange Ihr das Kombospiel aufrecht halten konntet: mal ganz ok, mal mit screenvernichtender Zerstörungswut.

Nekus Anteil ist dabei der weit komplexere und variantenreichere, was an dem Einsatz der überall im Underground verteilten Pins liegt – kleinen Anstecknadeln, die hier ein Mode-Revival feiern. Sie stellen in The World Ends With You das Äquivalent zu den sonst üblichen Waffen und Zaubern dar und zum Start dürft Ihr gerade mal zwei davon anstecken, mit steigender Erfahrung dann schließlich bis zu fünf gleichzeitig.

Ein Schwert-Pin ermöglicht es Euch, einfach eine Linie über ein Monster zu ziehen und ihm so eins mit einer Klinge mitzugeben. Rüstet stattdessen einen Elementarpin aus und ein einfaches Zeigen auf das Biest reicht, um Feuer, Eis oder Blitzgewitter auszulösen. Benutzt die Telekinese und zieht von der Mülltonne im Hintergrund eine Linie zum Bösen, das Ergebnis wird an die Kampfweise von Darth Vader in Empire Strikes Back erinnern: Die Tonne rast auf das Monster zu. Oder ruft einfach ein bestimmtes Wort, das Mikrofon des DS wird Euch hören und einen bestimmten Move auslösen. Oder, oder, oder.

Fashion matters. Pins, Caps, Shirts und Ramen bestimmen Eure Coolness.

Mehrere hundert Pins sollten für genug Abwechslung sorgen, zumal jeder einzelne davon nicht vom Start weg sein volles Potential bietet. Ist Euch das alles im ersten Moment zu viel, dürft Ihr jederzeit, sogar im Kampf, den Schwierigkeitsgrad verändern. Es macht es schon einfacher, den oberen Charakter auf Automatik zu setzten. Reicht dies nicht, senkt Ihr halt die generelle Schwierigkeit.

Erwartet dann aber nicht die gleichen Belohnungen in Pins, wie sie die erhalten, die sich dem Bösen in aller Härte stellen. Leichtere Gegner, weniger Pins. Vor allem die richtig guten Anstecker lassen sich dann deutlich seltener sehen, schließlich braucht Ihr die, bei den für Euch leichter eingestellten Monstern nicht. Ein theoretisch gut gewichtetes System, das allen Fertigkeitsgraden mit dem Stylus entgegen kommen sollte.

Nach einem Sieg sammelt Ihr neben den obligatorischen Erfahrungspunkten noch Pin-Punkte, die dann Eure Lieblingspins erst richtig bis zu ihrem Maximum aufleben lassen. Diese Punke sammelt ihr sogar dann, wenn Ihr gar nicht spielt. Square hat Verständnis für alle unter Euch, die auch Tätigkeiten wie Schule, Studium oder Arbeit nicht ganz aus dem Weg gehen können und/oder wollen. Die Uhr des DS hält fest, wie lange Ihr Euch schon nicht mehr im Underground herumgetrieben habt. Für den ersten Tag der Abwesenheit gibt es eine ganze Menge Pin-Punkte als Ausgleich für die Enthaltsamkeit und dann jeden Tag weniger. Bis das Spiel irgendwann davon ausgehen muss, dass Ihr es wohl vergessen habt und erst einmal ganz Pause macht.

Nichts schreit mehr 'J-Pop' als fliegende Stoffkatzen, die einen Zombiewerwolf zerlegen.

Ein anderer Nutzen der internen Uhr ist das Steigerungssystem über Snacks, die Neku zu sich nimmt. 24 Bissen darf er an einem realen Tag im Underground essen. Findet Ihr beispielsweise einen Hamburger, hat dieser einen Wert von sechs Bissen. Spielmechanisch übersetzt bedeutet dies sechs Kämpfe, bis Neku den Burger zur Stärkung verzehrt hat und dieser Euch einen permanenten Anstieg der Eigenschaften beschert. Nach 24 Kämpfen und der entsprechenden Menge an essbaren Dingen, ist also für diesen Tag mit dem Charakteraufbessern Schluss. Neku bekommt erst am nächsten wieder Hunger. Also kein Powerleveln die ganze Nacht durch.

Die Liebe zum Detail und der Ideenreichtum der Schöpfer scheint auch darüber hinaus keine Grenzen zu kennen und alles lässt sich hier kaum unterbringen. Angriffskombos, die sich immer weiter ausbauen lassen, Minispiele, Pin-Handel per Wi-Fi, ein System, das die getragene Mode Eurer Charaktere nach dem gerade besuchtem Stadtteil bewertet und entscheidet, ob Ihr hip genug für einen Bonus gewandet seid und, und, und…

Man merkt The World Ends With You an jeder Ecke an, dass die Kreativen hinter Kingdom Hearts wieder einen ganzen Schwung von Ideen hatten, die sie jetzt alle mit Stil und Klasse in Form des winzigen Moduls an Euch weiterreichen. Die konsequente Ausnutzung des DS mit all seinen Features und eine visuelle Klasse der ganz eigenen Art, verquickt mit einer Handlung, die Schräg, Düster, Humorig und Bedeutungsschwanger zu einem neuen, noch nicht gesprochenen Wort verbindet, machen The World Ends With You zu meinem aktuellen Rollenspiel- Geheimtipp für 2008. An alle Genrefreunde und Begeisterungsfähige des Andersartigen: Unbedingt im Auge behalten!

In Japan geht es bereits in den Underground, die Amis folgen Ende April und wir… tja, auch wir dürfen dank Koch Media schon im Frühjahr in den Underground abtauchen.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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The World Ends With You

iOS, Nintendo DS

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