Thrustmaster T128 – Test: Könnte das euer Einstieg in die Welt der Rennsimulationen sein?
Mit geringer Kraft voraus!
Und so schließt sich wohl der Kreis: Ein Lenkrad von Thrustmaster war vor vielen Jahren das erste, mit dem ich digitale Boliden über den Asphalt von Monza, Watkin’s Glen und Zandvoort habe – danach kamen verschiedene Modelle von Logitech, bevor ich zuletzt viel Geld bei Fanatec gelassen habe und jetzt mit dem T128 zu einem Einsteiger-Set von Thrustmaster quasi zurückkehre...
... wenn auch nur für diesen Test, denn das T128 dürfte nur den wenigsten ernsthaft Interessierten lange als Arbeitsplatz in ihrem virtuellen Cockpit dienen. Es ist meilenweit vom Klapper-Plastik der ganz einfachen Modelle entfernt! Gehobene Ansprüche befriedigt es allerdings ebenso wenig. Und so dient es mit seinem Preis von knapp 200 Euro vor allem enthusiastischen Piloten als Einstieg, die erste aussagekräftige Erfahrungen mit einem gut gebauten Wheel sammeln wollen.
Zunächst einmal die Eckdaten: Das Thrustmaster T128 besteht aus dem Lenkrad sowie einem Fußteil mit zwei Pedalen. Es ist mit vier Kilogramm kein Leichtgewicht, aber einfach zu handhaben und hat einen maximalen Lenkradausschlag von 900 Grad, kann von der Mittelstellung aus also eine ganze plus eine weitere Vierteldrehung in jede Richtung gekurbelt werden. Zusätzlich zeigen vier Lämpchen im Zentrum die Drehzahl an.
Enthalten ist außerdem ein Netzteil, dass man neben dem Verbindungskabel zu den Pedalen sowie dem Anschlusskabel für PC beziehungsweise Konsole am hinteren Ende unter dem Lenkrad befestigt. Dafür vorgesehene Führungen sowie ein Klettverschluss sorgen dafür, dass das Ganze sehr sauber dort verlegt wird. Angebracht wird das Lenkrad schließlich mit einer Klemme, die man per Schraubverschluss am Tisch, Wheel Stand oder dort festzieht, wo man den Controller eben anbringt.
Es gibt zwei Versionen: Nummer eins ist sowohl ist sowohl mit PC als auch PlayStation 4 und PlayStation 5, Nummer zwei sowohl mit PC als auch Xbox One und Series S/X kompatibel. Eine All-in-one-Lösung gibt es wie üblich nicht.
Lobenswert ist auf jeden Fall die schnelle Montage des Wheels; nicht umsonst ist eine solche Klemme bei sehr vielen Modellen seit langem etabliert. Etwas bedauerlich finde ich nur, dass es an der Unterseite des Fußteils keine ausklappbaren Widerhaken gibt, um das Verrutschen auf zum Beispiel Auslegware zu verhindern. Und während vier kleine Gummifüße im Normalfall für einen anständigen Halt auf glatten Oberflächen sorgen, muss man die Pedale womöglich in ihre Ausgangslage zurückziehen, wenn man ein paar Mal energisch in die Eisen geht. Das kann den Spaß auf Dauer durchaus dämpfen.
Zumal nicht zuletzt keine Schrauben oder Muttern mitgeliefert werden, um das Fußteil etwa auf einem Racing Seat zu montieren. Zwei Löcher machen das zwar theoretisch möglich, aber in den meisten Fällen gilt wohl ohnehin: Wer das T128 kauft, ist gedanklich noch nicht so weit, mehr als den relativ günstigen Controller vor seinem Monitor oder Fernseher aufzubauen. Da bei mir bereits ein Wheel Stand herumsteht, habe ich aber natürlich eine lange Schraube durch das Loch auf der Seite des Bremspedals in eins der Löcher auf der Bodenplatte fallenlassen und war damit ausreichend stabil unterwegs.
Angetan bin ich von der Verarbeitung des durchgehend in Plastik gehaltenen Lenkrads. Die wird einem halbwegs hochwertigen Controller nämlich durchaus gerecht. Die Schaltwippen klacken satt und obwohl keiner der restlichen Knöpfe einen Preis gewinnt, sind alle angenehm groß, stehen so weit hervor und sind derart positioniert, dass man sie problemlos erreichen kann. Nur die System-Knöpfe (Start, Options und der zentrale PlayStation-Button) sowie zwei weitere liegen sinnvollerweise so weit in der Mitte, dass man sie nicht aus Versehen drückt.
Das Steuerachse ist mit einem hochwertigen Widerstand leicht drehbar und hat kein überflüssiges Spiel. Das alles macht einen sehr guten Eindruck. Das Lenkrad selbst hat allerdings einen ziemlich geringen Durchmesser, der sich mehr nach Spiel- als Simulationsgerät anfühlt.
Eine kleine Schwachstelle sind zudem auch hier die Pedale, deren Widerstand für ein Gerät dieser Preisklasse sicherlich in Ordnung ist. Ihr Hebelweg ist jedoch so kurz, dass sehr gefühlvolles Gasgeben und Bremsen deutlich schwerer fällt als mit hochwertigen Pendants – ein Eindruck, den der relativ steile Winkel, mit dem man sie tritt, nur verstärkt. Gerade bei einem Fußteil, dass in vielen Fällen unter einem Schreibtisch stehen dürfte, sollte man die Pedale mehr nach unten als nach vorne treten müssen. Dann wäre die erwähnte Gefahr des Verrutschens auch geringer.
Um das T128 ausführlich zu testen, habe ich mich in sehr verschiedene Cockpits gezwängt; mit vor allem Need for Speed Unbound, Forza Horizon, Gran Turismo 7, Dirt Rallye 2.0, Assetto Corsa Competizione und iRacing war ich mal auf PlayStation 5, mal auf PC unterwegs. Und das hat sich in jedem Fall sehr ordentlich angefühlt. Fest steht, man kann mit dem Thrustmaster-Wheel gute Zeiten fahren. Unterm Strich kommt es wie immer mehr auf die Fähigkeiten als (virtueller) Rennfahrer an als auf die Hardware.
Man muss mit dem T128 allerdings viel mehr auf die Geräusche achten und darauf schauen, was das Auto allem Anschein nach macht, als das mit den meisten teureren Lenkrädern der Fall ist. Von dem detaillierten Feedback eines Direct-Drive-Wheels fange ich erst gar nicht an. Denn das Force Feedback des T128 ist leider kaum der Rede wert.
Ich hatte jedenfalls in keinem der ausprobierten Spiele und auf keiner der beiden Plattformen das Gefühl, dass über die Kraftübertragung überzeugend vermittelt wird, was gerade mit den Reifen passiert. Momente, in denen zum Beispiel die Lenkung fest geht oder plötzlich sehr leichtgängig wird, weil Grip verlorengeht, gibt es hier praktisch nicht.
Was übertragen wird, sind ein paar Unebenheiten auf der Strecken und wenn man Glück hat, wenigstens das Überfahren der Randsteine. Spätestens bei iRacing war ich allerdings dermaßen unsicher, ob das Force Feedback überhaupt genutzt wird, dass ich einen schweren Unfall gebaut habe, um sicherzugehen. Immerhin: Da hat es dann tatsächlich mal ein bisschen gerüttelt im Rad.
Auch das in Sachen Force Feedback ohnehin notorisch zurückhaltende Assetto Corsa Competizione lieferte keine nennenswerten haptischen Informationen zum aktuellen Griplevel. Das gleiche gilt für die aktuellen Forza Horizon sowie Need for Speed, war dort aber ohnehin zu erwarten.
Das hat möglicherweise auch damit zu tun, dass das T128 zumindest derzeit von den wenigsten Spielen überhaupt erkannt, sondern meist als ein anderes Thrustmaster-Gerät identifiziert wird. Man muss deshalb zunächst die Knopf-Zuweisung anpassen sowie gelegentlich noch festlegen, womit man eigentlich bremst und beschleunigt. Diese Prozedur ist vielen Besitzer solcher Lenkräder wohlbekannt.
Hin und wieder sollte man außerdem den maximalen Lenkwinkel einstellen, damit man in Need for Speed etwa nicht in jeder Kurve mehr als eine komplette Drehung kurbeln muss. Und das ist über die Windows-Systemeinstellung (Thrustmaster erstellt beim optionalen Installieren seiner Software einen dahin führenden Link im Startmenü) sehr schnell erledigt. Man legt dort einfach den gewünschten Winkel fest und spürt sofort, dass das Wheel an dieser Stelle mit starkem Force Feedback blockiert.
Test zu Thrustmaster T128 - Fazit
Wie gesagt: Man kann mit dem T128 Rennen gewinnen. Man kann Bestzeiten fahren und bekommt ein Gefühl dafür, was virtuelles Autofahren ausmacht. Sicherheit und Präzision beim schnellen Umrunden sind jedem Gamepad um Welten voraus! Man taucht aber auch nie so tief in die Materie ein, dass man so richtig das Gefühl bekommt eine Simulation zu erleben. Dazu sind die Pedale mit ihren kurzen Hebelwegen zu klein und stehen ohne zusätzliche Befestigung etwas unsicher auf dem Boden, das eigentliche Lenkrad ist ebenfalls relativ klein und das Force Feedback mit seiner schwachen Rückmeldung des Griplevels kaum mehr als ein Gimmick beim Überfahren mancher Hindernisse.
Erwartet also nicht, mit Haut und Haaren in der Simulation eurer Wahl zu versinken. Falls ihr allerdings vom unhandlichen Gamepad-Fummeln auf Rennfahren upgraden möchtet, dann ist das überzeugend gearbeitete T128 ein guter erster Schritt, um sich mit virtuellem Rennsport vertraut zu machen.
Thrustmaster T128 - Pro und Contra
Pros:
- Gute Verarbeitung
- Leicht erreichbare Tasten
- Einfacher Aufbau
Contras:
- Sehr schwaches Force Feedback
- Kleine Pedale, die zudem verrutschen können
- Kleines Lenkrad für sehr "spielerisches" Fahr- statt Simulationsgefühl
- Keine Schrauben/Mutterm zum Festmachen auf Wheel Stand oder Racing Seat