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Thrustmaster Viper TQS Schubhebelquadrantsystem im Test – Schöner fliegen

Ein Traum für Hobbyflieger.

Teure, aber fabelhaft verarbeitete Replik des F-16-Schubhebels mit nur kleinen Schwächen, die Flug-Enthusiasten glücklich machen dürfte.

Es ist eine Weile her, dass Thrustmaster neue Hardware für Simulations-Enthusiasten auf den Markt gebracht hat. Der Warthog regiert das obere Ende von Thrustmasters HOTAS-Angebot schon seit über einer Dekade und lässt wenig Zweifel daran aufkommen, dass es in Sachen Verarbeitung kaum mehr besser geht. Jetzt kommt trotzdem mal wieder etwas Neues, in Form eines Schubhebelquadrantensystems, das dem der F-16 Fighting Falcon nachempfunden ist.

Das ist schon ein ganz schöner Kasten, der da nach Hause kommt.

Als jemand, der diese Dinger nicht nur, aber hauptsächlich liebt, weil er als Wing-Commander- und Elite-Fan seit Kindheitstagen einer geradezu pathetischen Cockpit-Romantik anhängt, sind originalgetreue Militärhardware-Faksimiles wie diese, natürlich ein wenig, wie Perlen vor die Säue. Das bedeutet aber nicht, dass ich die zusätzliche Präzision, die ein Premium-System wie dieses bietet, nicht auch bemerke und zu schätzen wüsste, selbst wenn ich noch im zwölften Versuch, im Flight Simulator auf Saba zu landen, nur ein D bekomme.

Also merke: Das hier ist ein Gerät für Leute, die wenig anderes machen, als eben Simulationen zu spielen. Sie sind es, die die Investition von rund 500 Euro allein für die Kombination aus Schubhebel und Viper Panel – es ist kein Stick enthalten – rechtfertigen können. Der Rest geht bitte weiter. Dieses Gerät ist nicht für euch gemacht.

Der Thumbstick und alle Schalt- und Drehelemente am Schubhebel fühlen sich wie echtes Cockpit-Equipment an.

Aber was ist es denn überhaupt, diese Viper TQS Mission Pack? Nun, Thrustmaster übersandte mir die vormontierte Kombination aus Schubhebel und Panel, die jeweils auch einzeln zu haben sind zu Testzwecken. Eine offizielle, lizenzierte Replik mit viel Metall, wo es darauf ankommt. Die F-16 ist eine einstrahlige Maschine und kommt in Sidestick-Konfiguration daher. Die hoch aufragende Seitenwand, aus der der metallene Schubhebel-Arm herausragt, besteht aus Kunststoff, wie auch große Teile der Basis und die Blende des Panels. Der ist allerdings hochwertig gewählt und insgesamt ist das Gerät recht schwer. Die Bodenplatte und die zierende Seitenblende sind, wie der Hebel, die obere Führungsschiene und die Kippschalter, aus Metall.

Intern herrscht ebenfalls Metall vor, vor allem die Primärachse des Schubs, die per Hall-Effekt-Sensorik abgefragt wird, sieht wirklich nach Präzisionswerkzeug aus und fühlt sich auch so an. Ab Werk fand ich die Schubachse ein wenig leichtgängig, mithilfe des mitgelieferten Innensechskantschlüssels ließ sie sich aber fein auf meine Bedürfnisse einstellen. Das Gefühl beim Vor- und Zurückschieben ist konkurrenzlos weich und feinfühlige Geschwindigkeitsanpassungen beim Landen oder Auftanken in der Luft gelingen damit tadellos.

Zieht ihr diesen Hebel, könnt ihr den Schubregler nach oben rotieren und in Parkposition bringen.

Glanzpunkt des Systems ist zweifellos der Griff des Schubhebels selbst, der abseits eines unauffälligen Zoom-Kipprädchens und eines zusätzlichen Knopfes im Daumenrad für die Antennenhöhe eins zu eins aus der F-16 kommt. Der Cut-off des Triebwerks und der Nachbrennerbereich sind auf der Schubachse physisch abgegrenzt. Um überhaupt erst Schub geben können, zieht ihr einen metallenen Hebel mit dem kleinen Finger, woraufhin sich der Hebel auf seiner Querachse um etwa 30 Grad rotieren lässt. Erst dann könnt ihr ihn nach vorn schieben. Und wollt ihr Nachbrenner geben, hebt ihr den Throttle am Ende seines Weges erneut etwas an, um ihn über den normalen Schubbereich hinauszuschieben.

Dieses Sorte physische Interaktion gibt Cockpit-philen Menschen wie mir eine besondere Art von Befriedigung und es ist hier wirklich gut umgesetzt. Vielleicht mit der kleinen Einschränkung, dass der eigentliche Schubweg wirklich butterweich verläuft, im Nachbrenner-Abschnitt aber ein Rädchen über eine Metallschiene rollt. Dieses Drehen spürt man bis in die Finger. Darüber dürften die User geteilter Meinung sein: Auf der einen Seite gibt der haptische Unterschied natürlich zusätzliches Feedback an den “Simulanten”, auf der anderen Seite ist das Gefühl nicht so angenehm wie das, was kurz davor kommt. Da meine echte F-16 gerade beim TÜV ist, kann ich allerdings nicht sagen, ob das so nicht vielleicht auch authentisch ist.

Der Hebel fürs Fahrwerk kommt leider eher billig rüber. Dei Drehknöpfe darunter sind etwas zu steif, um wirklich komfortabel bedient zu werden.

Was ich uneingeschränkt liebe, ist das Gefühl aller am Schubhebel verbauter Elemente. Sei es nun das taktile Klicken des Vier-Wege-Funksticks, der wunderbar weiche, analoge Stick für den Radar-Cursor, dessen “Oben” und “Unten”-Richtungen wegen Erhebungen auf der Kappe haptisch fühlbar sind, sowie die zwei Drehregler und zwei Kippschalter (Speedbrake und Dogfight-Modus). Das ist alles wahnsinnig Premium in Aussehen und vom Anfassen her. Mit dem Ringfinger erreicht man an der Vorderseite einen weiteren metallenen Hebel, der nett nach Mikroschalter klingt, wenn man ihn zieht.

Auch das Panel an der Basis überzeugt, wenngleich ich hier noch Verbesserungspotenzial sehe. So sehr ich mich über einen separaten Hebel zum Aus- und Hochfahren des Fahrwerks gefreut habe, er fühlt sich an, als wäre er aus entschieden günstigerer Hardware geliehen. Nicht so, dass ich mir Sorgen um die Haltbarkeit machen würde, sondern einfach nicht ganz passend zum authentisch-hochwertigen Rest. Ohnehin scheint dieser Bereich des Schubhebelquadranten eine kleine Schwachstelle in einem ansonsten extrem befriedigenden Paket zu sein, denn die beiden Drehknöpfe PRGM und MODE sind über die Maßen schwergängig.

Hier ist alles in bester Ordnung.

Die die verchromten Kippschalter weiter unten sind ebenfalls recht fest, aber da man sie nur vor und zurückbewegt, hatte ich damit keinerlei Probleme. Die beiden Erstgenannten muss man wirklich gut zwischen Daumen und Zeigefingerflanke nehmen, damit man sie gedreht bekommt. Bei den Kippschaltern finde ich das allerdings nicht schlimm. Im Gegenteil, ich mochte, wie robust sie wirkten und wie resolut sie dagegen hielten. Als wäre ihnen bewusst, dass es nicht so cool wäre, sie zufällig zu betätigen.

Extrem cool fand ich auch den großen, runden Slap-Switch, der in der Seitenflanke des Systems wohnt. Auch der stammt aus dem realen Flugzeug und löst Gegenmaßnahmen wie Chaff und Flare aus. Der Gedanke ist, ihn extrem schnell durch ein Seitwärts-Schlagen mit der Hand (einen “slap”) zu betätigen, wenn eine Rakete im Anflug ist. In der Praxis ist das wirklich nett und intuitiv. Allerdings merkt man dabei aber auch, dass das Viper TQS eigentlich auf eine Basis oder eine Halterung montiert werden möchte. In hektischen Dogfights kann die dezent kopflastige Schubeinheit durch einen panischen “Schlag” zur Seite schon mal ins Kippeln kommen. Aber das hier wäre keine Enthusiasten-Hardware, wenn an der Unterseite keine M6-Gewinde exakt hierfür wären. Es geht auch ohne, aber ein Gerät, das sich derart robust anfühlt, sollte nicht so kippeln. Das passt nicht gut zusammen.

Der Panikknopf, wenn Raketen im Anflug sind.

Und wo wir gerade dabei sind: Das USB-Kabel steckt etwas lose im Port an der Vorderseite. Bewegungen des Geräts und am Kabel können die Verbindung unter Umständen unterbrechen. Im normalen Spielbetrieb ist mir das nicht passiert – und wenn man das Viper TQS montiert, sollte es nahezu ausgeschlossen sein. Aufgefallen ist es mir trotzdem.

Und vielleicht noch etwas zur Praxis: Obwohl der große Schubhebel imposant über der Schalttafel prangt, hatte ich zu keinem Zeitpunkt Probleme, die Tasten und Schalter unter ihm zu erreichen. Allein, wenn man den Impuls verspürt, früh nach dem Start über den Hebel zu greifen, um das Fahrwerk hochzufahren, ist das etwas unbequemer als es sein müsste. Offensichtliche Lösung: Das Panel bedienen, indem man seitlich unter den Hebel greift. Insgesamt herrscht also, wenn man am oberen Drittel des Panels vorbei ist, also grenzenlose Zufriedenheit. Das hier ist exakt die Qualität, die ich vom Hersteller des Warthog gewohnt bin.

Sieht gut aus, macht was her.

Thrustmaster Viper TQS Mission Pack Fazit

Wie schon den Warthog von Thrustmaster liebe ich auch das Viper TQS, das durch tolle Verarbeitung und blendende Originaltreue das Schmuckstück eines jeden Cockpits darstellt. Angesichts des stattlichen Preises der Kombination aus Schubhebel und Panel sind Materialauffälligkeiten wie der Fahrwerkhebel und der wackelige USB-Port zwar merkwürdig. In letzter Konsequenz schmälern sie aber kaum die Freude, die der verboten präzise Schubweg und die zum Dahinschmelzen robusten und feinfühligen Eingabeelemente am Hebel Hobbypiloten einbringen. Wer sein Gamer-Leben vornehmlich im DCS oder Flight Simulator über den Wolken verbringt, wird das Viper TQS zu schätzen wissen.

SPIELETITEL
PROCONTRA
  • Fast perfekte Verarbeitung, viel Metall
  • Hall-Effekt-Sensoren
  • Militärisch-robuste Schaltelemente, vor allem am Hebel selbst
  • Gute Ergonomie
  • USB-C-Kabel steckt etwas wacklig im Port
  • Fahrwerkhebel und zwei Drehknöpfe nicht komplett überzeugend.
  • Kostspielig

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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