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Thumper im Test für PlayStation VR2: Das beste Spiel auf Sonys neuem Virtual-Reality-Headset!

Eine Symbiose aus Klang und Bewegung.

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Die Klarheit im Bild sowie eine überarbeitete Steuerung verbessern die Spielbarkeit. Das Feedback am Kopf sorgt für ein berauschendes Erlebnis.

Eine riesige Fratze schiebt sich langsam aus dem Boden hervor und füllt schließlich das halbe Bild aus, während mein metallener Käfer (das Tier, nicht der VW) geradewegs darauf zurast. Er kann gar nicht anders, da er in einer Rampe voran rutscht, die in weiter Ferne im Schlund der Grimasse verschwindet. Man nimmt Kurven, damit er nicht an der Bande zerschellt, springt über Hindernisse und durchbricht Blockaden, die im Weg sehen. Dafür hält man die Aktionstaste gedrückt…

… lässt sie aber los, um damit auf leuchtende Rechtecke zu schlagen. Die muss man nämlich erwischen, um die Kombo aufrechtzuerhalten und damit irgendwann ein besonderes Rechteck auftaucht, das beim Anschlagen ein Geschoss in den Rachen des gigantischen Grinsens feuert. Quittiert wird so ein Treffer mit einem knarzenden Klirren, das an sich schon Belohnung genug ist, weil es ganz ohne explosives Getose lauthals „Bäm!“ sagt.

Ihr wisst ja, dass die Dimensionen in VR noch mal um einiges größer erscheinen als auf Bildern oder Fernsehern...

Ich hatte Thumper in unserem Test von PlayStation VR2 ja schon als „ganz klar die beste Version des edlen Rhythmus-Klopfers“ beschrieben. Denn natürlich habe ich mir das clevere Geschicklichkeitsspiel mit angeschaut, als ich die Bibliothek an Spielen durchgegangen bin, die zum Verkaufsstart des Headsets verfügbar sein werden. Da hatte ich aufgrund der schieren Fülle an Umsetzungen noch einen relativ kurzen Blick riskiert.

So richtig darauf eingegroovt habe ich mich dann erst in den vergangenen Tagen und um ehrlich zu sein, muss ich meine Meinung inzwischen revidieren. Thumper ist nicht einfach die beste Ausgabe eines sechs Jahre alten Spiels. Es ist der Titel, wegen dem ich – hätte mir jemand nur dieses eine Spiel auf PS VR2 vorgeführt – darüber nachdenken würde Sonys Headset zu kaufen!

Ihr meint, ich übertreibe? Nun, tatsächlich habe ich mir einst alleine wegen Geometry Wars: Retro Evolved eine Xbox 360 gekauft. Und dem steht Thumper in Sachen stylischer, beinharter Arcade-Action eben in nichts nach. Wobei das audiovisuelle Erlebnis den Neonrausch des Zwei-Stick-Klassikers sogar um Klassen überflügelt.

Ich habe etliche Bilder und Videos gemacht und leider wird keins dem klaren, farbenfrohen Eindruck gerecht, den man in VR erlebt.

Ich weiß: Ihr kennt Thumper längst. Ich glaube aber, ihr macht euch keine Vorstellung davon, wie viel besser es die Überarbeitung für PlayStation VR2 macht. Wie viel mehr Übersicht man bei der hohen Auflösung und mit 120 Bildern pro Sekunde hat. Wie viel kraftvoller und heller das spiegelglatte Metall strahlt, aus dem die Umgebung zu bestehen scheint. Ich habe mir extra noch mal die Versionen für das erste PS VR und auch das PC-Original in einer ähnlich hohen Auflösung angesehen. Sie alle sehen im Vergleich geradezu leblos aus. Wie farbenfroh hier das Hauptmenü schon Hallo sagt und wie kalt alleine die silberne Rampe glänzt, in der der Käfer unterwegs ist!

Marc Flury, der bei dem Zwei-Mann-Studio Drool für die Programmierung verantwortlich zeichnet, hat dafür spezielle Änderungen vorgenommen, um die kräftigeren Farben des neuen Displays auszureizen. Über ein Jahr lang hat er im Alleingang an der PS5-Fassung geschraubt und dabei nicht nur die Grafik angepasst. Denn selbstverständlich läuft diese Variante auch ohne VR auf Fernsehern, wo unter anderem das erweiterte haptische Feedback einen Unterschied macht.

Die meisten Bosse sind geometrische Formen, die in Bewegung schlicht famos aussehen.

Im Normalfall mache ich mir ja nicht besonders viel aus dem Händeschütteln – einem abstrakten Rhythmusspiel kann das jedoch zuträglich sein. Zumal es hier sehr gekonnt eingesetzt wird, wenn ein leichtes Rütteln etwa anzeigt, dass der Käfer an der Bande entlang schrammt, oder ein leichter Schlag das perfekte Timing beim Einlenken in die Kurve bezeugt. Und wenn es einem in der Virtual Reality den ganzen verdammten Schädel schüttelt, falls man diesen entscheidenden Beat zum Abschießen der Bossfratze trifft!

Mir fehlen leider die Worte, um angemessen zu beschreiben, welche Wucht das Spiel in solchen Momenten vermittelt. Ein wenig ist es so, als würde man bei einem Gig von Sunn O))) direkt vor der Bühne stehen. Zumal die kleinen Ohrstöpsel des PS VR2 eine für ihre Bauart erstaunliche Tiefe und erfreulich brummende Bässe produzieren. Ich bin jedenfalls völlig vernarrt in diesen Effekt! Am liebsten würde ich ihn überallhin mitnehmen. Weshalb ich ihn auch ständig zu reproduzieren versuche.

Diese Felder gilt es zu treffen, um die Kombo aufrechtzuerhalten, besonders viele Punkte einzuklopfen und später auch, um bestimmte Gefahren zu bestehen.

Immerhin ist das der Punkt, an dem Thumper erst zu dem wird, was es eigentlich ausmacht. Ihr wollt einfach nur durchkommen, um die anspruchsvollen letzten Levels zu bestehen? Könnt ihr natürlich machen. Dafür reicht es, lange vor einer Kurve schon in die entsprechende Richtung zu lenken und fast durchgehend die Aktionstaste zu drücken, um nicht ungeschützt in Hindernisse zu prallen. Einmal kann der Käfer ohnehin Schaden nehmen, da es ihn beim zweiten Unfall erst zerlegt, und an bestimmten Stellen erhält er diesen Schutzschild sogar zurück.

Nun kann man einen zerstörten Schild aber auch eigenhändig wiederherstellen und dabei zusätzliche Punkte sammeln, wenn man nicht nur die Kombo der leuchtenden Rechtecke trifft, sondern den Käfer auf einem dieser Felder noch zum Fliegen bringt, indem man gleichzeitig Analogstick oder Steuerkreuz nach oben drückt, und auf dem folgenden wieder nach unten zieht. Damit lädt man eins der folgenden Felder so auf, dass es sowohl Punkte als auch Schild wert ist und wenn man auf das erneut aus der Luft klopft, wird das Geschehen kurz angehalten, das Headset vibriert eine Sekunde lang Polka und: „Bäm!“

Aufladen zum Boss-Treffer: Wenn der landet, werdet ihr das spüren.

So richtig knifflig wird die Geschichte, wenn der Klopfer in der Luft bleiben soll, während es um eine Kurve geht. Dann muss er sie nämlich perfekt erwischen, um nicht auf den Boden zurückzufallen. Außerdem gibt es später noch weitere Hindernisse, darunter mehrspurige Rampen, auf denen gefährlichen Raupen kriechen. Das Tempo zieht sowieso an, sodass man irgendwann in einem Rausch aus Farbe und Ton über verwinkelte Rampen und durch perfekte Kurven donnert und eins dieser grandiosen Kopfgewitter ans andere knallt. Sich selbst für perfekt getimte Fingerakrobatik zu belohnen, das ist Thumper.

Umso besser, dass Marc Flury alias Drool auch die Steuerung erweitert hat, denn auf PlayStation 5 kann man den Käfer nicht nur mit den normalen Richtungseingaben in eine Kurve legen, sondern auch über die Schultertasten. Das ist eine enorme Erleichterung, wenn man blitzschnell präzise vertikale und horizontale Eingaben aneinanderreihen will. Für mich sorgt diese scheinbar kleine Ergänzung zumindest entscheidend dafür, dass diese Neuauflage nicht nur audiovisuell, sondern auch spielerisch die bislang beste ist.

Vor Bossen leuchten alle Rechtecke grün, die man erwischen muss, um den Schuss aufzuladen, der hier im Hintergrund auf den Käfer zukommt.

Test zu Thumper – Fazit

Nein, ich will natürlich nicht so tun, als würde alleine Thumper das Ausgeben von 600 Euro für neue Hardware rechtfertigen. Es ist aber ohne Zweifel das Spiel, das für mich am deutlichsten etwas zeigt, dass es nur auf PlayStation VR2 geben kann. Alles überragend ist dabei das physische Feedback am Kopf, das man in Verbindung mit dem berauschenden audiovisuellen Erlebnis einfach spüren muss, um es zu begreifen. Der ohnehin exzellenten Arcade-Action passt es jedenfalls wie die Faust aufs Auge, weshalb ich seit Tagen dabei ins Schwärmen gerate. Das Ganze sieht auf dem Display von PlayStation VR2 ja auch bedeutend schärfer sowie farbenfroher aus und ist sowohl dadurch als auch dank der überarbeiteten Steuerung besser spielbar als zuvor. Sicher, eine Idee mehr Abwechslung und Levels würden Thumper guttun; das war schon immer so. Es fällt in Anbetracht der packenden und jetzt auch physisch vereinnahmenden Punktejagd allerdings kaum ins Gewicht. Falls ihr euch Sonys Headset also in den nächsten Tagen aufsetzt, dann kann ich nur dringend empfehlen, dass ihr euch dieses edle Kombo-Klopfen auf keinen Fall entgehen lasst!

Thumper – Wertung: 9/10

Pro und Contra

Pros:

  • Simples Konzept mit erstaunlich vielen Finessen
  • Minimalismus par excellence: Audiovisuell ist Thumper ein Fest
  • Grafische und spielerische Neuerungen verbessern die Spielbarkeit deutlich
  • Ausgezeichnetes haptisches Feedback vor allem am Kopf
  • Zweiter Spielmodus ohne Neustarts innerhalb eines Levels für mehr Punkte

Contras:

  • „Leider kann man nicht erklären, was Thumper auf PlayStation VR2 ist. Man muss es selbst erleben.“

Entwickler: Drool LLC - Publisher: Drool LLC - Plattformen: PlayStation 5, PlayStation VR2 - Release: 22.02.2023 - Genre: Arcade-Action, Rhythmus - Preis (UVP): knapp 20 Euro beziehungsweise knapp 5 Euro bei Upgrade der PS4-Version

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Benjamin Schmädig Avatar
Benjamin Schmädig: Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Thumper

PS4, Xbox One, PC, Nintendo Switch

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