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Tiger Woods PGA Tour 14 – Test

Gereift, geadelt durch Legenden, mit 100 Freunden und Feinden in die letzte Runde dieser Generation.

Wer nach den letzten Jahren, in denen ich über die Neigung der Tiger-Woods-Reihe, sich in Baby-Schritten zu entwickeln, bis hin zum Punkt, wo die jährliche Neuveröffentlichung praktisch irrelevant wurde, immer mehr herzog, eine Fortsetzung bei der Nummer 14 erwartete, wird ein wenig enttäuscht sein.

Ich würde jetzt nicht von Enthusiasmus, Begeisterung oder ähnlichen Dingen reden wollen, TW14 ist halt Tiger Woods, aber es ist die vielleicht beste Version der Serie in dieser Konsolengeneration. Oder zumindest die Umfangreichste, ohne dabei an Qualität eingebüßt zu haben. Die ungesunde Neigung, dem Spieler die nachkaufbaren Extra-Inhalte - die es natürlich in reichlicher Menge gibt, kaufbare Freischaltpunkte inklusive - in jedem Bildschirm auf die Nase zu binden, wurde zurückgefahren. 20 Kurse sind in der Standard-Ausgabe inbegriffen, das sind ein paar mehr als zuvor und Tiburon gab sich mit den Details wieder etwas mehr Mühe als zuvor. Der grafische Gesamteindruck bleibt davon relativ unberührt. Das Ganze ist in die Jahre gekommen, aber dann muss man ja auch wieder sagen, dass derzeit nirgendwo auf der alten Hardware Quantensprünge passieren. Immerhin gibt es nun Tageszeiten auf dem Platz, sodass ihr eine Runde Nacht-Golf oder gegen den Sonnenuntergang spielen dürft. Ist doch auch was.

Legenden bei der Arbeit

Alle in den Jahren zuvor gekaufte DLCs bleiben wie immer unberücksichtigt, was immer noch etwas ist, dass mich als Fan der nach wie vor verfügbaren Fantasy-Kurse wurmt, aber auch da setzt Gewöhnung ein. Nein, es ist am Ende der Umfang der Spieloptionen, in denen die Nummer 14 noch einmal die Reihe scheinen lässt. Nachdem das "Nachspielen" der Tiger-Karriere sich im letzten Jahr ganz witzig, letztlich jedoch nicht spielerisch so substanziell anfühlte, legt man diesmal mit 8 Golfer-Legenden nach, deren Karrieren ihr zwar nicht wiederholt, aber die ihr in Schlüsselmomenten ihrer Karriere schlagen müsst, während euch das Spiel auf eine wirklich nett gestaltete Reise durch die Geschichte des Sports mit vielen Highlights führt.

Einmal durch die letzten hundert Jahre des Spiels

Sepia-Töne in den 30ern, nicht ganz so saubere, der Zeit angepasste Farben in den späteren Jahrzehnten und natürlich die der Zeit angemessene Kleidung zeigen im Rahmen einer beachtlichen Zahl an Challenges, wie das damals so war und zum Schluss hoffentlich auch, dass ihr das Spiel beherrscht. Umfangreich, unterhaltsam und sogar ein wenig lehrreich, Legends of the Majors ist ein echter Bilderbuch-Spielmodus und definitiv eine Bereicherung. Schaden nur, dass ihr für das eigentlich dafür unerlässliche historische Platzpaket mit einem herausragenden Nachbau des alten Augusta-Kurses nachkaufen müsst. Knapp 20 Euro extra, um den schönsten Spielmodus vollständig zu erfahren, fühlen sich nicht gut an. Dann lieber von vornherein ein Zehner mehr, wenn es denn schon sein muss.

Ein gerade für Serien-Veteranen schöner Zug ist die Möglichkeit, direkt in die U.S. Open oder Masters zu springen, mit einem den eigenen Vorlieben entsprechenden Golfer eine gute Runde auf hohem Niveau zu spielen und sich dafür nicht erneut durch die Karriere beißen zu müssen. Diese ist natürlich noch vorhanden und habt ihr noch nie ein Tiger Woods gespielt, dann wird sie eure Aufmerksamkeit für viele Runden genießen. TW14 jedoch erlaubt es simpler als je zuvor, einfach die Disc zu kaufen, einzulegen und das spielen, was eurem Niveau mit dem Spiel entspricht. Der Nachteil kann sein, dass ihr als Neuling teilweise ein wenig wie die Kuh vorm neuen Tore angesichts all der Optionen steht. Lasst euch nicht verwirren, spielt die Karriere und damit einfach das Spiel, der Rest ergibt sich, es macht das hier nicht zu einem schlechteren Spiel. Vor allem, weil endlich auch die Frauen in der ihnen eigenen LPGA austoben dürfen, die neu dazukam.

Move > Kinect. Mal wieder.

Was die Steuerung angeht, hat sich nicht viel verändert. Es wurde etwas feinfühliger und damit zwar prinzipiell schwieriger, den Sweetspot zu treffen, es fühlt sich nach kurzer Zeit jedoch konsistenter und nachvollziehbarer als noch in TW13 an. Das Shotshaping aus dem letzten Jahr wurde damit fortgesetzt und weiter verfeinert, aber sollte euch das Ausführen des Schlags mit all den dabei inbegriffenen Feinheiten in der Stick-Bewegung nerven, dann dürft ihr wieder das gute alte Tiger-Feeling - Stick zurück, Stick vor, meist passt es perfekt - in den Optionen herauspicken, dass euch eine launige Runde Golf für Dummies spielen lässt. Was selbst nach Jahren noch immer genau das Richtige für einen faulen Sonntag-Nachmittag ohne den Anspruch auf Perfektion ist. Wollt ihr es hart, dann geht ihr wie immer in den Pro-Modus, wo alles von Hand passiert und Hilfsmittel wie das Gitternetz des Puttens verschwinden. Viel Spaß, brutal hart wie immer.

An der Front der "neuen" Eingabegeräte hat sich nichts verändert. Move auf der PS3 funktioniert fantastisch und um was Nettes über Kinect zu sagen... es funktioniert wie immer.

Die LPGA, gegründet 1950, hat es endlich zu Tiger Woods geschafft.

An der Front der "neuen" Eingabegeräte hat sich nichts verändert. Move auf der PS3 funktioniert fantastisch und millimetergenau und das sogar noch ein wenig mehr als zuvor. Um dagegen was Nettes über Kinect zu sagen... es funktioniert wie immer. Das heißt mal ok, meist nicht so ganz, aber nie wirklich mit der Präzision von Move. Bleibt auf der Xbox beim Pad.

Online wurde das Country-Club-System ganz ordentlich aufgestockt. Waren euch die 25 Leute im Club zu wenig, dann freut euch, 75 neue Mitglieder dazuholen zu können. Der Voice-Chat wurde erweitert, in diesem Zuge gleich noch die Lobby-Steuerung verfeinert und dank Live-Wetter steht ihr nun mit bis zu 24 Leuten, die alle simultan spielen, in genau den Wind- und Wetterbedingungen auf dem Platz, die in diesem Moment auf seinem echten Gegenstück herrschen. Zusammen mit den neuen Club-Features führt das im Idealfall zu, wenn ihr euch so weit investieren möchtet, echten Freund- und Feindschaften im Club-Gefüge. Fast wie im echten Leben, das in diesem Punkt weit teurer ist als jeder DLC.

Das Shotshaping war in 13 eine Neuerung, hier wurde es verfeinert und hinterlässt ein sehr aufgeräumtes HUD beim Schlag.

Irgendwie hat mich Tiger Woods 14 wieder mit der Serie versöhnt, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Nachdem ich letztes Jahr durchaus die Sorge hatte, dass sich da alles langsam aber sicher in DLCs und Punkte-Kaufereien auflöst, wurden diese Aspekte weit zurückgedreht. Stattdessen wird die Wiederkehr für Pros mit dem direkten Zugang zu den Modi und dem erweiterten Online-Club-System versüßt, während sie sich ebenso wie auch die Neulinge an dem Legends-Modus erfreuen. Es ist für jeden das Richtige dabei, es fühlt sich auch dank der vielen Kurse wirklich wieder wie ein vollständiges Spiel an. Fast: Die Classic-Kurse hätten dabei sein müssen. Aber immerhin nah genug dran. Echter Enthusiasmus fehlt zwar trotzdem, denn habt ihr euch schon in 12 und/oder 13 investiert, sowohl von der Zeit als auch den DLC-Kursen her, dann lohnt sich das Upgrade nur, wenn ihr wirklich heiß auf den Legends-Modus seid - was ich sogar bis zu einem gewissen Grad verstehen könnte -, vor allem aber, wenn ihr online ganz hart dabei seid und upgraden müsst.

TW 14 ist ein Fort- wie ein Rückschritt, und zwar insoweit, als dass es zahlreiche Verbesserungen und Ideen im Detail bietet und sich gleichzeitig auf das sichere Feld eines vollständigen Spiels zurückzieht, dass es in den Jahren vor 13 war. Tiger Woods verabschiedet sich aus dieser Konsolengeneration als ein rundes, ausbalanciertes und gereiftes Spiel. Ein würdiger Ausklang für diesen Abschnitt der Serie.

8 / 10

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