Titan Quest 2 ist der Gegenentwurf zu Diablo 4 und sieht so aus, als könnte es mir ganz gut gefallen
Wenn euch Diablo 4 zu viel ist.
Am besten solltet ihr Titan Quest 2 gar nicht erst mit Diablo 4 vergleichen. Klar, beides sind Action-Rollenspiele, aber da gehen die Wege auch schon auseinander. Wo Diablo 4 nach einer sich erweiternden Online-Welt strebt, gibt sich Titan Quest 2 eher… sagen wir klassisch. Ihr kauft ein fertiges Produkt, das auch ohne Battle Pass, Mikrotransaktionen und dergleichen auskommen soll. Oder anders gesagt: Der FOMO-Aspekt (fear of missing out) vieler Live-Service-Games spielt hier keine Rolle. Auf der gamescom 2024 hinterließ das Spiel einen vielversprechenden Eindruck.
Was die Entwickler vom deutschen Studio Grimlore Games betonen und was man auch direkt sieht, ist, dass Titan Quest 2 einfach freundlicher und farbenfroher wirkt. Man reizt die Farbpalette mehr aus als ein Diablo 4, das sich eher düster und dreckig präsentiert. Eine willkommen optische Abwechslung, was umgekehrt aber nicht bedeuten soll, dass hier alles friedlich vonstatten geht.
Töten und looten
Nein, auch Titan Quest 2 ist dahingehend, dass ihr jede Menge Feinde um die Ecke bringt und Beute einsammelt, ein klassisches Action-Rollenspiel. Großen Wert legen die Macher obendrein darauf, dass ihre Welt komplett handgemacht ist und nicht auf prozedural generierte Elemente setzt. Somit sei es ihnen möglich gewesen, an vielen Ecken der Spielwelt zum Beispiel kleinere Geschichten unterzubringen. Es soll sich für euch lohnen, aufmerksam zu sein und die Welt zu erkunden. So entdeckt ihr Geheimnisse, versteckte Truhen und andere Dinge.
Während der Präsentation kämpft man sich durch ein einladendes Strandgebiet, an dem man gut und gerne Urlaub machen könnte, wenn da nicht die bedrohlichen Feinde wären. Bei denen orientiert man sich übrigens an der griechischen Mythologie und die Story dreht sich darum, dass die Rachegöttin Nemesis es auf euch abgesehen hat. Viel mehr ist dazu aber noch nicht bekannt.
Grimlore will euch außerdem nicht überwältigen. Rechnet mit insgesamt kleineren Begegnungen, die euch nicht mit Gegnern überschwemmen und bei denen ihr einen besseren Überblick behaltet. Was nicht unbedingt bedeutet, dass das einfacher ist. Monster beziehungsweise Feinde der gleichen Fraktion nehmen sich gegenseitig wahr und unterstützen sich im Kampf bis zu einem gewissen Grad. Gleichermaßen gibt es vier verschiedene Stufen für Feinde innerhalb einer Fraktion, ihr stoßt also mitunter auf unterschiedlich schwierige Varianten.
Ihr solltet definitiv ein Auge darauf werfen, wen ihr da bekämpft und über welche Fähigkeiten eure Widersacher verfügen. Wenn euch jemand kurzzeitig außer Gefecht setzt und der Rest dann auf euch einprügelt, ist das eine Situation, die ihr eher vermeiden möchtet. Aber wie gesagt, übertreiben möchte es Grimlore bei all dem nicht.
Individualität und Flexibilität
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Titan Quest 2 ist die Individualisierung. Das Spiel verzichtet auf Klassen und lässt euch verschiedene aktive und passive Fähigkeiten miteinander kombinieren. Zusätzlich gibt es Modifikatoren, in die ihr Punkte verteilt und Skills somit noch stärker macht. Ihr könnt euch so zum Beispiel auf mehr vom Gleichen spezialisieren und die ursprüngliche Wirkung des jeweiligen Skills stärken oder diesen noch um andere Aspekte ergänzen.
Wer die Skills geschickt miteinander kombiniert, kann so etwa durch den Bonus einer Fähigkeit den Nachteil einer anderen ausgleichen. Es lohnt sich also, sich eingehend damit zu befassen und seinen Charakter bestmöglich zu optimieren. Wenn ihr dabei auf ein Problem stoßt oder doch in eine andere Richtung gehen möchtet, könnt ihr alles ganz leicht zurücksetzen und neu verteilen. So bietet man euch insgesamt viel Flexibilität und ermutigt zum Experimentieren.
Hinzu kommen verschiedene Waffenklassen und -familien, darunter beispielsweise eine zweihändige Axt. Hier soll ebenfalls jede Variante unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringen. Kleine Waffen sind entsprechend agiler, eine große Axt oder ein großes Schwert im Gegenzug langsamer, aber stärker. Gleichzeitig wirkt sich das – rein optisch – auf das Ragdoll-System aus. Mit mehr Kraft beziehungsweise einer größeren Waffe können Feinde regelrecht durch Treffer weggeschleudert werden. Doch wie gesagt, das ist ein rein optischer Effekt, der nichtsdestotrotz für ein wenig visuelle Abwechslung sorgt. Das Gleiche gilt für den Tag-und-Nacht-Wechsel. Ein Tag dauert 24 Minuten und das wirkt sich auf Lichtverhältnisse und Stimmung aus, jedoch nicht aufs Gameplay. Allerdings ist das ein Aspekt, der sich laut Grimlore in Zukunft noch ändern könnte.
Segnet euer Charakter doch mal das Zeitliche, was in einem Action-Rollenspiel nicht sehr ungewöhnlich ist, müsst ihr keine langen Wege zurücklegen. Ihr könnt euch direkt zum Ort eures Todes zurück teleportieren und dort eure verlorenen Sachen einsammeln. Und euch direkt noch einmal am jeweiligen Kampf versuchen, wenn ihr möchtet.
Zunächst einmal geht Titan Quest 2 im kommenden Winter in den Early Access, dort könnt ihr mit etwa zwölf Stunden Gameplay rechnen. Dann wird sich zeigen, wie gut das Spiel ankommt und wie sehr man noch nachbessern möchte. Bei der Präsentation hinterließ das Spiel aber schon einen sehr guten Eindruck, positioniert sich auch durchaus als Gegenentwurf zu einem Diablo 4. Für mich die bessere Vorgehensweise, als einfach nur den Genre-Platzhirsch zu kopieren. So setzt Titan Quest 2 eigene Akzente und will seine eigene Zielgruppe erschließen. Nach dem, was ich bislang gesehen habe, bin ich jedenfalls interessiert.