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Titan Quest: Immortal Throne

Satte Action bis der Rechner rattert

Der weitere Verlauf folgt dem üblichen Trott: Städte besuchen, zahlreiche Aufträge diverser Figuren annehmen, Zonen abgrasen, Monster umnieten. Beispielsweise Krabben, Abyssinische Leichen, Anura (Frosch-Wesen), Hydrodons (zweiköpfige Biester), Lamias, Spinnen, Formicide (Insekten) und allerlei Getier mit unaussprechlichen Bezeichnungen. Stets zahlreich vertreten, überwiegend den gebräuchlichen Sagen der griechischen Mythologie entsprungen und mit allerlei frischen Objekten bestückt..

Solche Störwellen lähmen Euch kurzzeitig und fügen erheblichen Schaden zu.

Und überraschend aggressiv und zäh. Bereits in den Kämpfen der ersten Schauplätze macht sich der erhöhte Schwierigkeitsgrad bemerkbar, wobei er deutlich ausgewogener ausfällt, als noch in der Preview-Version. (Mit anderen Worten: Die Hexen aus dem Tempel des Grauens sind tot, ich benötige keinen Begleiter mehr.) Ihr müsst also häufiger die Zaubersprüche bzw. Techniken einsetzen und einen Schluck aus der Heilflasche nehmen. Vor allem, da sich unter die eh schon massiven Gegnerhorden so manch gewitzter Fiesewicht mischt. Etwa ein Helden-Monster (durch Stern markiert), das über die Fähigkeit verfügt, Euch zu lähmen und gleichzeitig die Energie zu mopsen. Oder ein Widersacher, der einen höheren Rang bekleidet (gelbe Kennzeichnung) und ungemein schnell und hart angreift. Oder auch mal zwei oder drei davon. Endet die Bekanntschaft mit dem Ableben des Helden-Monsters, spendiert Euch die Erweiterung einen speziellen Erfahrungspunkte-Bonus. Endet die Bekanntschaft hingegen mit Euren Ableben, sprießt ein Grabstein aus dem Boden, der Euch einen Teil der verlorenen Erfahrung zurück gibt.

Besonders aufwendig inszeniert fallen hierbei die Bosskämpfe aus. Nehmen wir als Beispiel einmal den Fährmann Charon, um nicht zu viel zu spoilern. Kaum tretet Ihr dem übel gelaunten Schergen entgegen, schwingt dieser seinen gewaltigen Speer, feuert mit schwerem Geschütz und ansehnliche Wasserfontänen treiben in die Höhe. Ist die Hürde gemeistert, präsentiert sich das Wesen in seiner zweiten Form. Die Waffe schwindet, ein Paar riesiger Flügel erscheinen und er steigt in die Luft auf - und abermals lauern die hübschen, aber schädlichen Fontänen und seine biestigen Attacken.

Für 1.000.000 Goldstücke sowie den passenden Bestandteilen bastelt der Verzauberer göttliche Artefakte.

Kleiner Tipp: In den Waldstücken vorsichtig voranschreiten. Manchmal ist der Kamerawinkel sehr ungünstig, ein Baum verdeckt die Sicht und Ihr rennt blauäugig in einen großen Pulk.

Kommen wir jetzt zu den Dingen, die Euch außerhalb des vierten Aktes erwarten. Schon in Helos dürft Ihr nämlich die nützlichen Angebote der beiden neuen Händler in Anspruch nehmen. Beim Karawanentreiber erhaltet Ihr einen Stauraum (40 Slots kostenlos, maximal 120 Slots für 510.000 Goldstück) sowie einen 80 Slot großen Übergabebereich. Ihr könnt also ab sofort diverse Objekte und Gegenstände zwischen Euren Charakteren hin und her schieben. Der Verzauberer hingegen erstellt Artefakte und bietet die Möglichkeit, einen Ausrüstungsgegenstand von seinem Relikt bzw. einer Erweiterungskomponente zu lösen oder andersherum. Der ausgewählte Teil wandert in Euer Inventar, der zweite zerbröselt. Hinsichtlich der Artefakte – neuer Slot in Eurer Ausrüstung - müsst Ihr ein Rezept (Umschläge), drei Reagenzien (Relikte, fertige Artefakte, Erweiterungskomponenten) und einen Goldbetrag bereitstellen. Das Resultat ist die Mühe allerdings mehr als wert. Kleines Beispiel: Irdener Talisman, 54 Verbrennungsschäden für 3.0 Sekunden, +10% Feuerschaden, 15 Rüstung, 25% Giftwiderstand, +15 Verteidigungsqualität plus zufälliger Vervollständigungsbonus. Meines Erachtens die zweitbeste Neuerung der Erweiterung (Platz 1 ist der Übergabebereich), da es die Sammelleidenschaft ungemein stimuliert und man gewillt ist, auch jene Landstriche voller Tatendrang abzugrasen, die man bislang links liegen ließ.

Kleiner Haken: Die „göttlichen Artefakte“ setzen sich aus „großen Artefakten“ zusammen, die wiederum überwiegend „einfache Artefakte“ voraussetzen. Und deren Bestandteile findet Ihr meist nur im ersten Schwierigkeitsgrad. Ein ewiger Kreislauf, der Euch Stunden vor den Bildschirm bannt. Wer also vehement drauf erpicht ist, seinen Charakter-Level voranzutreiben, muss die Bastelstunde hinten anstellen. Oder man macht es so wie ich und kreiert einen Traumbeherrscher. Eine Spezialisierung, die ich Euch – sofern Ihr magische Attacken schätzt – nur ans Herz legen kann. Ausgerüstet mit effektreichen Variationen von PSI-Kräften, pustet der Charakter selbst in den niedrigen Stufen mit Leichtigkeit die Widersacher über den Haufen. Das beschworene Albtraum-Wesen mag durch seine Gestaltung zwar auf den ersten Blick etwas schwächlich anmuten (Fliegendes Auge mit Flügeln), seine Fähigkeiten ähneln aber im Ausbau mehr und mehr den Euren. Zumindest im frühen Stadium. Tretet Ihr beispielsweise gegen eine Vielzahl von Monstern in den Ring, schmeißt sich der kleine Helfer dazwischen und heizt der Runde mit einem flächendeckenden Angriff ein. Mit einem kurzen Klick auf das Portrait Eurer Kreation könnt Ihr dem Abltraum-Wesen übrigens ein Verhaltensmuster zuweisen: Passiv, Agressiv, Normal.

Ja, Titan Quest: Immortal Throne ist eine durchaus gelungene Erweiterung. Während so manch anderer Titel nur ein neues Szenario beschert, greifen Iron Lore Entertainment ein Stück weit mehr in die Mechanik ein und verwöhnen mit ungemein sinnvollen Neuerung. Allen voran natürlich der Übergabebereich. Wieso ein solches Feature nicht in jedem Action-Rollenspiel vertreten ist, bleibt nach wie vor ein Rätsel für mich. Und ab hier kann ich mich eigentlich nur noch wiederholen: Das Setting ist klasse und interessant (zumal ich ein Fan der griechischen Mythologie bin), die neue Klasse wahrhaft ein „Traum“ und äußerst spaßig zu spielen und die Artefakte wecken ein ungemeines Sammelverlangen. Manche Szenarien bescheren sogar durch ihre Gestaltung eine Art Erzählwert, die der Story das gewisse Etwas verleihen. Schade nur, dass es ab und an zu Performance-Einbrüchen kommt. Da muss definitiv noch etwas geschehen.

Ich gebe es zwar nicht gerne zu, aber bei Immortal Throne hätte ich lieber eine Prozentwertung zur Hand. Und sei es nur, um zu verdeutlichen, wie haarscharf die Erweiterung an der 9 liegt.

Titan Quest: Immortal Throne ist offiziell ab dem 9. März im Handel erhältlich. Manche Versandhändler verkauften die Erweiterung allerdings schon seit gestern.

8 / 10

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