Tokyo Game Show 2011
Neues aus dem Land von Sony, Konami und Capcom
Einen neuen Besucherrekord mag die diesjährige Tokyo Game Show mit 222.668 Besuchern vielleicht aufgestellt haben, doch echte Euphorie wollte sich bei meinem Besuch der neben der amerikanischen E3 und der deutschen GamesCom wichtigsten Spielemesse der Welt nicht so richtig einstellen. Der japanische Markt zeigt sich stattdessen von seiner lethargischsten Seite und schien mit dieser Messe all seinen Kritikern recht zu geben.
Zum Glück besserte sich dieser Eindruck mit der Zeit etwas, doch eines bleibt festzuhalten: Wer spannende Ankündigungen, neue Titel oder frische Trends erwartete, der wurde größtenteils enttäuscht. Stattdessen waren auf der Tokyo Game Show auf einmal das unter Hardcore-Spielern so kritisch beäugte Social Gaming und der immer größer werdende Markt für Handy-Spiele ein überraschend dominantes Thema.
Wo waren sie nur alle? Dass Nintendo die Tokyo Game Show meidet, ist ja seit Jahren bekannt, aber auch andere Entwickler glänzten durch Abwesenheit. Unter Fans beliebte kleinere Studios wie Gust, Idea Factory, Level 5, Cave, G-Rev, Atlus und Vanillaware glänzten durch Abwesenheit während Kult-Entwickler Falcom lediglich mit der jüngsten Episode von The Legend of Heroes an einer kleinen Ecke des großen Konami-Stands vertreten war.
So lag es dann an den großen Publishern, Japans Ehre zu verteidigen. Konami, Square Enix, Capcom, Sony, Tecmo-Koei und SEGA hatten die größten Aufbauten, aus den USA waren lediglich Microsoft und - ebenso überraschend wie willkommen - Download-Entwickler The Behemoth (Castle Crashers) vertreten.
Die meisten Neuheiten präsentierte Square Enix an seinem großen Stand. Neben einer spielbaren Version des immer vielversprechender wirkenden Final Fantasy XIII-2 punktete der Rollenspiel-Riese vor allem mit hochwertiger Handheld-Kost. Die langsam in die Jahre kommende PSP wird mit dem üppig präsentierten Final Fantasy: Type 0 beglückt, das spielerisch ein wenig an den Parasite-Eve-Nachfolger The 3rd Birthday erinnert, aber weit RPG-lastiger daherkommt, grafisch verdammt schickt aussieht und sich dazu noch ein paar Elemente des in Japan extrem populären Monster Hunters einverleibt. In Japan ist ein Erfolg so gut wie garantiert, ein West-Release ist momentan noch ungewiss, gilt die PSP doch gerade in Europa mehr oder weniger als erledigt. Hoffen wir das Beste.
Weit größere Chancen haben die schon die vier gezeigten Titel für den Nintendo 3DS. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn beispielsweise Kingdom Hearts 3D: Dream Drop Distance es nicht nach Amerika und Europa schafft. Grafisch sieht das neue Abenteuer um Sora, Riku und zahlreiche Disney-Charaktere hervorragend aus, der Tiefeneffekt überzeugte und das neue, dynamischere Kampfsystem fühlte sich ebenfalls gut an.
Besonders hübsch: In der spielbaren Version trifft Held Sora auf Neku, den Protagonisten des grandiosen DS-Rollenspiels The Word Ends with You - schön, dass Square Enix dieses Handheld-Meisterwerk nicht vergessen hat. Lediglich die Kamera ist wieder einmal ein Verbrechen gegen die Menschheit, aber das sind Fans der Reihe ja ohnehin bereits gewohnt.
Komplett um Musik dreht sich Final Fantasy: Theatrythm: Mit niedlichen Sprite-Versionen von Final-Fantasy-Helden wie Lightning oder Cloud Strife erlebt ihr ein sympathisches Musikspiel das nicht von ungefähr an Nintendos famoses Elite Beat Agents / Osu! Tatakae! Ouendan erinnert. Mit geschickten Stylus-Bewegungen spielt ihr klassische Final-Fantasy-Kompositionen nach. Ein wenig Feintuning darf dem Titel bis zum Release im nächsten Jahr noch angedeihen, was ich spielen konnte, war aber bereits ausgesprochen vielversprechend. Absolut makellos präsentierte sich die neue Rocket-Slime-Episode: Knuffige Sprites, plastische 3D-Szenarien und hervorragende Spielbarkeit, gepaart mit jeder Menge Humor, machten Lust auf die fertige Version. Hoffen wir, dass die es auch in den Westen schafft.