Tokyo Game Show 2011
Neues aus dem Land von Sony, Konami und Capcom
Irgendwie war die generelle Grätigkeit der Messe dann aber auch eine selbsterfüllende Prophezeiung. So erklärte kurz nach der Tokyo Game Show beispielsweise ex-Capcom-Mann Keiji Inafune, er hätte eigentlich sein neues Projekt auf Japans wichtigster Spielemesse enthüllen wollen, doch da ihm die zu voll und zu hektisch war, wollte er es dort dann doch nicht zeigen.
Hält man sich nun vor Augen, wie müde und frei von wirklich spannenden Ankündigungen die Tokyo Game Show in diesem Jahr tatsächlich war, kann man da nur noch den Kopf schütteln. Eine spannende Ankündigung von Inafune-san hätte die TGS ganz klar aufgewertet und gleich ein gutes Stück interessanter gemacht.
Ähnlich verfuhr auch der auch hierzulande beliebte Nischen-Publisher Nippon Ichi, der mit den Disgaea-Spielen die Herzen von Strategie-Fans weltweit höher schlagen lässt. Anstatt einen Stand auf dem regulären Messegelände zu mieten, lud Nippon Ichis westlicher Ableger NIS America die Presse in ein angrenzendes Hotel ein und kündigte vier neue Veröffentlichungen bei köstlichem japanischen Essen an.
Für uns Journalisten natürlich eine nette Sache und eine willkommene Gelegenheit, sich den Bauch mit Sushi, Curry und anderen Köstlichkeiten vollzuschlagen, aber hätte es der Messe an sich nicht besser getan, die einheimischen Fans mit einem hübschen Messeauftritt zu erfreuen?
Angekündigt wurden schließlich zunächst zwei nicht so wirklich neue Disgaea-Veröffentlichungen: Der erste Teil der Reihe soll in klassischer Free-2-Play-Manier auf Android-Plattformen erscheinen. Und da gerade bei Free-2-Play das "free" nicht wirklich für kostenlos steht, wird der Spieler dann mit zahlreichen Micropayments zur Kasse gebeten. Angeblich sollt ihr unter anderem für neue Figuren gutes Geld auf den virtuellen Tisch legen.
Sympathischer ist da schon die aufgemöbelte Konvertierung von Disgaea 3 auf die PlayStation Vita. Auch wenn Nippon Ichi auf die grafischen Verschönerungen des kommenden Disgaea 4 verzichtet, so ist ein so umfangreicher und komplexer Titel zum Start des neuen Sony-Handhelds mehr als willkommen.
Für eiserne Verfechter des Moe-Prinzips steht ein Nachfolger des PS3-Rollenspiels Hyperdimension Neptunia in den Startlöchern der nach wie vor die aktuellen Heimkonsolen in der Form von aparten Anime-Damen repräsentiert, das komplexe, rundenbasierte Kampfsystem des Originals aber durch actionlastigere Kämpfe im Stil der Tales-Reihe ersetzt - mal schauen, wie´s so wird.
Einen nicht so wirklich prickelnden Eindruck hinterließ leider das von Aquire entwickelte Action-Rollenspiel Clan of Champions. Das scheint sich mit seinem düsteren Mittelalter-Setting und der bewusst überschaubar gehaltenen Farb-Palette stark an From Softwares fantastischem Demon's Souls zu orientieren, konnte in Sachen Grafik und Spielbarkeit aber kaum mit dem großen Vorbild mithalten.
Anstatt schummrige Gemäuer zu erforschen scheint der Fokus hier eher auf wilden Kämpfen in abgeschlossenen Arenen zu liegen. Aber wer weiß, vielleicht kriegt Aquire ja noch die Kurve, immerhin hat das japanische Studio auch Klassiker wie das kultige Tenchu auf dem Kerbholz.
Tja, und das waren so die interessantesten Neuheiten der Tokyo Game Show im Schnelldurchlauf. Ich hätte persönlich ehrlich gesagt mehr erwartet. Der japanische Markt hat weit mehr zu bieten als das dort Gezeigte und im nächsten Jahr geben sich die kleinen Hersteller und die kreativen Köpfe hoffentlich einen Ruck und verleihen ihrer Haus- und Hof-Messe wieder mehr Neuankündigungs-Glanz.