Skip to main content

Tom Clancy's EndWar

Strategie-Fastfood

Schere, Stein, Papier. Ein Prinzip, das sich in Hunderten Strategiespielen bewährt hat und so etwas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellt. Es ist leicht zu verstehen, schnell umzusetzen und wirft nur wenig Balancing-Probleme auf. Leider schränkt es gleichzeitig etwas die Taktiken ein, da es für jede Angriffsvariante eben nur eine Verteidigungsmöglichkeit gibt. Viele Strategie-Titel, zum Beispiel World in Conflict, maskieren diese Problematik mit mehreren Einheiten pro Klasse. Durch einen unterschiedlichen Kostenfaktor entstehen so neue Varianten und man erreicht nicht so schnell das Ende der Fahnenstange.

Bei Tom Clancy's EndWar sind die Entwickler laut Game Director de Plater ganz bewusst dieses Risiko eingegangen und haben sich auf sieben Einheiten konzentriert. Ihr Ziel war es, ein leicht verständliches, gut funktionierendes und vor allem Konsolen-taugliches Strategiespiel auf die Bein zu stellen, was ihnen auch eindrucksvoll gelungen ist. Dank gut funktionierender Sprachsteuerung, einer recht überschaubaren Einheitenauswahl und dem Verzicht auf Basen, spielt sich EndWar auf der Konsole fast genauso komfortabel wie ein vergleichbares PC-Spiel.

Mit etwas Übung und einem einigermaßen sauberen Headset entsteht ein beachtliches Schlachtfeldgefühl. Unterstützt durch ein gelungenes Interface werden in Sekundenschnelle Befehle erteilt und selbst entlegene Truppenteile über den Bildschirm gescheucht. Dank schicker Grafik und netter Effekte gibt es immer genug zu Staunen und man reißt bei Orbitalangriffen überrascht die Augen auf. Trotzdem stellt man sich schon nach wenigen Minuten die Frage, ob diese einfachen Elemente wirklich einen ganzen Dritten Weltkrieg lang tragen können.

EndWar Launch Trailer

Der Grund für das erneute Kräftemessen im Jahr 2020 ist mal wieder das schwarze Gold, das langsam aber sich dem Ende zugeht. Ohne entsprechende Ersatztechnologien bricht ein Kampf um die letzten Ressourcen aus, der selbst ehemalige Verbündete, wie Europa und die USA, in einen bewaffneten Konflikt führt. Neben diesen beiden Streithähnen macht sich auch Russland auf die Welt zu erobern, die erstmals nicht davon bedroht wird in einem atomaren Winter zu versinken.

Als letzte gemeinsame Handlung wurde eine Raketen-Schild installiert, der jeden Atomschlag im Keim erstickt. Trotzdem kreisen mächtige Lasersatelliten im Weltraum, um im Notfall Tod und Verderben auf die Feinde nieder regnen zu lassen. Euer Job ist es, einem dieser Streitkräfte unter die Arme zu greifen. Nach einem Tutorial, das Euch die unterschiedlichen Parteien näher bringt, müsst Ihr Euch schon für eine Seite entscheiden und mit ihr den Dritten Weltkrieg bestreiten.

Zwei Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle: Erstens besitzen alle Fraktionen die gleichen Einheiten – Gewehrschützen, Ingenieure, Transporter, Panzer, Hubschrauber, Kommando-Fahrzeug und Artillerie. Unterschiede gibt es nur im Detail. Die Russen sind etwas durchschlagkräftiger, die Europäer etwas schneller und die USA präziser. Auf dem Schlachtfeld merkt Ihr davon kaum etwas. Dafür ist das Schere-, Stein-, Papier-Prinzip zu stark und es treten viel zu selten gleiche Einheiten gegeneinander an. Außerdem werden diese Werte durch Upgrades weiter differenziert, die Ihr wiederum für Siege einbauen dürft.

In der Missionsübersicht bekommt Ihr alle Rahmendaten geliefert.

Zweitens entspricht die Single-Player-Kampagne im Prinzip dem Online-Modus 'Theatre of War', nur dass Ihr die Kämpfe gegen Menschen austragt und Ihr den Ort des Angriffs nicht so genau bestimmen könnt. Stattdessen werden alle Ranglisten-Kämpfe eines Tages ausgezählt und wer mehr Siege für sich verbuchen kann, bekommt das jeweilige Terrain zugesprochen. Dieser konsistente Online-Modus, der alle zwei bis drei Wochen neu gestartet wird, ist auch das größte Pfund von EndWar. Während die Gefechten im Single-Player ohne spezielle Missionen, überraschende Angriffe oder Zusatz-Funktionalität schnell etwas eintönig werden, brennt Online die Luft.

Wir konnten uns zwar erst ab dem gestrigen Tage in das Multiplayer-Treiben stürzen - die Server blieben bis zum 5. November offline -, doch gerade hier scheint der Titel seine Qualitäten auszuspielen. Über 45 wunderschön designte Karten führen Euch über den gesamten Globus. Oft spielen sich die Kämpfe in strategisch wichtigen Industriegebieten oder an einer Raketenabschussrampe ab. Manche Karten begeistern dabei mit einer hervorragenden Beleuchtung und beeindruckenden Gebäuden. Lediglich das etwas langweilige Einheitendesign trübt das verwöhnte Strategieauge. Der Missionstyp wird dabei von den benachbarten Gebieten und dem jeweiligen Angreifer bestimmt. Versucht Ihr zum Beispiel im Hinterland Nachschubverbindungen auszuschalten, gilt es, entsprechende Gebäude zu zerstören. Wollt Ihr dagegen ein Gebiet erobern, müsst Ihr innerhalb kurzer Zeit strategisch wichtige Uplinks einnehmen.