Tomb Raider: Pratchett wollte keinen 'männlichen Charakter mit Brüsten' haben
Autorin wollte eine menschliche Story und spricht über die Unterschiede zwischen Geschlechtern.
„Ich wollte aus Lara nicht einfach einen männlichen Charakter mit Brüsten machen", sagt Story-Autorin Rhianna Pratchett über ihre Arbeit am jüngst veröffentlichten Tomb Raider.
An erster Stelle stand für sie die Erschaffung einer menschlichen Story: „In ihrem Herzen sollte es eine menschliche Geschichte sein", verrät sie im Gespräch mit Kill Screen. „Aber es gibt Dinge - ihre Sprache oder die Art und Weise, wie sie interagiert -, von denen man sagen könnte, dass sie femininer sind."
„Von einem storytechnischen Standpunkt aus gesehen haben wir nicht völlig ignoriert, dass Lara eine Frau ist. Aber wir haben es im Umkehrschluss auch nicht laut hinausposaunt. Es drehte sich nicht alles darum, dass sie weiblich ist."
„Aber wir haben es mit einbezogen, weil es ein Teil von ihr ist. Sie ist eine junge Frau, also wollten wir, dass sie sich auch so fühlt. Das war in der Vergangenheit auch eines der Probleme der alten Lara. Es ging immer mehr um ihr Geschlecht, genauer gesagt um ihre Brüste. Das Geschlecht macht mehr aus als das, was man an der Vorderseite seiner Brust zu bieten hat."
Mit „feminin" meine sie auch nicht, dass der Charakter zwingend verletzlich oder ängstlich sein soll. Wenn sie sich so fühlt, dann liege das schlicht an ihrer Menschlichkeit, was viele andere Charaktere in Spielen nicht beachten würden.
„Männliche Charaktere werden nicht als ängstlich oder verletzlich dargestellt, warum sollte das also bei weiblichen Figuren der Fall sein? Nun, nur weil es noch niemand mit männlichen Charakteren getan hat, macht es das nicht falsch. Es ist mehr ein Problem im Hinblick darauf, wie wir männliche Charaktere darstellen."
„Weibliche Charaktere werden genauer unter die Lupe genommen als männliche und mancher Hinsicht halten sie die Flagge für weibliche Charaktere hoch", so Pratchett. „Vieles lastet auf ihren Schultern. Lara Croft wird als Frau kritischer beäugt als ein Nathan Drake. Niemand spricht darüber, wie gut Nathan Drake Männer oder männliche Charaktere in Spielen repräsentiert."
Momentan sei die Industrie jedenfalls zu sehr versteift im Hinblick darauf, was die Auswahl der Charaktere betrifft.
„Es gibt eine Menge prüfende Blicke bei weiblichen Charakteren und ich kann mir vor stellen, dass das bei Charakteren mit einer anderen Ethnizität oder sexuellen Orientierung genauso ist. Aber man muss Risiken eingehen. Es muss Leute geben, die diese Risiken eingehen. Und es müssen wahrscheinlich die großen Jungs sein."
Mehr zu Laras jüngstem Abenteuer erfahrt ihr in unserem Tomb Raider Test.