Tomb Raider: Underworld - Unter der Asche
...fehlt der Phoenix
Der Abspann eines Spiels kann in uns viele verschiedene Gefühle hervorrufen. Er steht für den Erfolg, den hart erarbeiteten Moment vollkommener Zufriedenheit sowie das Glücksgefühl, einen Titel endlich beendet zu haben. Zugleich birgt er aber auch die Trauer in sich, dass nun alles vorbei ist. Die Geschichte nimmt ihr Ende, der Spieler hat gesiegt und vielleicht wird man seine Helden nie wieder sehen. Mehr als nur einmal saß ich vor meinem Fernseher, den Controller in den schweißnassen Händen, und habe an all die großartigen Stunden gedacht, mit denen mich der Titel verzaubert, ja gar in seinen Bann gezogen hat. Und plötzlich ist alles vorbei.
Natürlich bekommen viele Spiele einen Nachfolger. Doch dies dauert mitunter Jahre und nicht allen großartigen Werken wird ein weiterer Teil spendiert. Zum Glück hat sich in den letzten Jahren aber etwas verändert. Dank der einfachen Anbindung an das World Wide Web können Entwickler in kleinen Paketen den Spielspaß verlängern und schnell weitere Abenteuer liefern. Die Idee des Download Content reicht also viel weiter, als bloß haufenweise neue Kostüme, die auf den Markt geworfen werden, um unser Konsum gesteuertes Verhalten zu befriedigen. Erst kürzlich hat Rockstar dies mit GTA IV: The Lost and Damned bewiesen.
Auch Tomb Raider: Underworld erfährt mit Unter der Asche eine Erweiterung in Form eines komplett neuen Levels, der Spieler knapp zwei bis drei Stunden mal mehr, mal weniger unterhalten wird. In der ersten Episode erforscht Frau Croft die Ruinen unter ihrem zerstörten Haus, in denen sie ein weiteres Artefakt vermutet, was ihr zur Kontrolle der Untoten helfen könnte.
Folglich hangelt Ihr Euch mit Lara durch die unterirdischen Katakomben ihrer einst so schönen Villa. Dabei müsst Ihr neben Spinnen und ehemaligen Kreuzrittern einige Fallen sowie Rätsel überwinden, die Euch durch die riesigen Hallen führen. Besonders der clevere, physikalische Einsatz Eures Greifhakens bei zwei Rätseln ist sehr gut gelungen. Die Kopfnüsse sind zwar bei weitem keine Hirnbrecher, hinterlassen aber einen positiven Eindruck, da sie nie aufgesetzt wirken und an den richtigen Stellen platziert sind.
Bei den Klettereinlagen zeigt sich dagegen nichts Neues. Die großen Hallen spielen mit ihren vielen Kanten und hervorstehenden Balken großen Freiraum vor, der eigentliche Weg ist dennoch zu offensichtlich und wird mal wieder die Fans der alten Teile verärgert zurücklassen. Einzig und allein die versteckten Schätze befriedigen Euren Forscherdrang, obwohl Euch die Entwickler diese meisten direkt vor die Füße werfen. Ich vermisse hier ein wenig die Verstecke aus Tomb Raider Legend, bei denen man sogar ganze Rätsel kompliziert verändern musste.
Trotz des niedrigen Schwierigkeitsgrades ist der Ladebildschirm nach dem Ableben ein treuer Begleiter. Denn an den vielen Mängeln von Underworld wurde in den letzten drei Monaten anscheinend gar nicht geschraubt. Lara bleibt immer noch an den verschiedensten Stellen stecken und muss durch wildes Knopfgedrücke befreit werden. Auch Kamera und Kollisionsabfrage machen dem dauerhaften Spielspaß einen Strich durch die Rechnung. Zu oft wird das Geschehen nicht richtig eingefangen, wodurch Ihr mehrmals unfreiwillig in den Tod stürzt.
Besonders nervig bleiben die Abschnitte, in denen Lara per Greifhaken an der Wand entlang läuft. Das Abspringen wird zum reinen Glücksspiel und man weiß nie, ob sie sich an der nächsten Kante festhält oder einfach daran vorbeisegelt. Das Klettern macht weiterhin Spaß, erhält durch die unbeachteten Fehler aber einen faden Beigeschmack.
Bei einer so langen Entwicklungszeit für einen läppischen Level ist das jedoch nicht zu verschmerzen. Die Fehler sind bereits seit geraumer Zeit bekannt und scheinen auch in der ersten DLC-Episode komplett ignoriert worden zu sein. Festhängen hier, mangelende Kollisionsabfrage dort, merkwürdiges Bewegungsverhalten an anderer Stelle. Das knabbert massiv an der Wertung. Natürlich muss sich Unter der Asche als Add-On auch den Vergleich mit Lost and Damned gefallen lassen und zieht klar den Kürzeren. Dass der Bonuslevel nicht so umfangreich gestaltet werden konnte, war abzusehen. Doch ein wenig mehr Arbeit hätte es schon sein müssen.
Versteht mich nicht falsch. Unter der Asche ist keine schlechte Geldinvestition und bringt für die kurze Spielzeit von zwei bis drei Stunden einiges an Spaß auf die Waage. Insbesondere das Drachenstatue-Rätsel begeistert. Ein sattes „Fühl dich wohl, tob dich aus“-Paket für Fans ist es aber nicht. Dafür ist alles zu altbekannt, zu offensichtlich und - wie schon mehrfach erwähnt - zu sehr mit Fehlern behaftet.
Tomb Raider: Underworld - Unter der Asche ist exklusiv auf dem Xbox 360 Marketplace für 800 Punkte erhältlich.