Tony Hawk: RIDE
Zwei Drittel Grindcore, ein Drittel Fun
Erinnert ihr Euch noch an Zubehör wie den Powerglove oder die SNES-Bazooka? Wenn ja, dann seid ihr wahrscheinlich auch in den letzten Jahren verblüfft gewesen, dass viel Plastikperipherie sich als erstaunlich hochwertig und durchdacht herausstellte. Gitarren, Drums, Balance Boards und Mini-DJ-Pulte, jedes dieser Geräte funktionierte vom Start weg schon ziemlich gut. Sollte etwas das Zeitalter der hundertprozentig gelungenen Hardware mit dazu passender Software angebrochen sein?
Nein, noch nicht ganz. Tony Hawk RIDE wird euch bei vorweihnachtlichen Einkaufstouren sicher in den Blick fallen, schließlich macht sie die halbmeterlange Packung in den Regalen nicht gerade rar. Wer sie auspackt, hält ein sehr solides Snowboard in der Hand, das sich leicht mit einem Skateboard ohne Rollen verwechseln lässt. Es ist an den Rändern hochgebogen, sodass ihr mit den Füßen darauf wackeln könnt. Leider ist es nicht ganz abgerundet, sondern liegt immer noch recht stabil auf einer ebenen Fläche. Ein bisschen zu stabil, wie wir später sehen werden.
Weiterhin fallen die an allen vier Seiten verteilten IR-Sensoren auf und ein paar Grundelemente wie Steuerkreuz, Systemtaste und eine große, mit dem Fuß zu bedienende Starttaste auf. Der erste Eindruck ist ziemlich gut und, was die Haltbar- und Belastbarkeit des Boards angeht, täuscht da auch nichts. Es ist robust, erträgt alle Misshandlungen bis 150 Kilo und dank der guten Oberflächenbeschichtung gibt es auch kein Gerutsche. Damit das auch für die Unterseite gilt, finden sich in der Packung ein paar Klett-Klebestreifen, die die Haftung des Boards auf Holzparkett verbessern sollen. Auf Fliesen würde ich trotzdem von jeder Benutzung abraten. Die Verletzungsgefahr ist ein wenig zu hoch. Versucht ihr es doch, dann haltet wenigstens die Kamera für Youtube bereit.
Letztlich brauchen aber auch Parkettbesitzer einen kleinen Teppich, außer sie hassen ihren Fußboden so sehr, dass sie ihn mit Schrammen und Kratzern verzieren möchten. Hochflorteppich dagegen könnten ab mehr als 5 cm wieder eure Beweglichkeit einschränken. Ihr seht, in der Wohnung zu skaten ist nicht ganz so simpel wie gedacht. Habt ihr dann aber doch ein gutes Plätzchen gefunden und das Board in einem kurzen Prozedere mit Anweisungen des Birdman persönlich justiert, kann es losgehen. Oder auch nicht.
Hm, wieso passiert nichts, wenn ich das Board wippe? Muss man doch zum Pad greifen, um loslegen zu können? Man muss. Oder ihr hebt das Board hoch und nutzt die kleinen Tasten dort. Erst eine Ebene hinter dem Startmenü könnt ihr dann wieder durch Kippbewegungen durch die Punkte schalten und sogar vor- und zurücknavigieren. Das ergibt zwei Richtungen und mit dem großen Startbutton drei „Knöpfe“. Warum das nicht als Navigation für alle Menüs reichte, bleibt unklar und hinterlässt schon vor den ersten Runden einen etwas halb garen Eindruck.
Solltet ihr euch an diesem Punkt wundern, ob die schamlose Werbung für Telekoms Sidekick – wird der hierzulande überhaupt verkauft…? – irgendwann die Videos aus ihrem recht großzügigen Rahmen freilässt, werdet ihr enttäuscht. Jedes der Filmchen, in denen Skatersterne und –sternchen euch Locations, Tricks oder sich selbst vorstellen, bleibt klein, in einem pseudo-kunstvollen Wischlook gehalten und ziemlich hässlich. Zumindest stimmt der Inhalt, bringt er euch doch näher, wie ihr überhaupt mit dem Board umzugehen habt.
Fangen wir auf dem ersten Schwierigkeitsgrad Casual an und in Zongos unheiligem Namen, bleibt für eine Weile erst einmal auf diesem Level. Lenken müsst ihr hier nicht. Der Skater holt Schwung, indem ihr mit dem rechten oder linken Fuß – Regular und Goofy stehen jederzeit zur Wahl – an dem Sensor vorbeigeht und folgt dann einem festgelegten Pfad durch das Areal. An ein paar Stellen weisen Pfeile auf alternative Routen hin und mittels Wippen nach links oder rechts wählt ihr on the fly aus.