Top Spin 4
Sachgerecht simuliert
Man kann hier einfach loslegen und wird das Filz schon irgendwie gut zimmern, aber Geneigte finden hinter den Spielhilfen ein System, das Feingefühl belohnt und Raum für Individualisten lässt. Und wer hart im Nehmen ist, tritt auf dem fünften der Schwierigkeitsgrade an, aber sobald es in den Karrieremodus geht, würde ich selbst nicht Tennis-Unerfahrenen erst einmal zu leicht raten. Mit einer Lusche gegen Halb-Luschen zu spielen, endet gegen diese flexibel agierende und anpassungsfähige KI immer noch in traurigen Niederlagen.
Die Karriere selbst folgt dem Weg der Top-Spin Serie. In jedem Karrieremonat spielt ihr erstmal eine Trainings-Aufwärmrunde, um ein paar Erfahrungspunkte zu sammeln. Während dieser wird eine Aufgabe gestellt, wie zum Beispiel fünf aufgeladene Powershots am Gegner vorbeizuspielen. Schafft ihr das, gibt es Extra-XP und mitunter auch eine Sonderrunde.
Danach geht es in das Turnier. Welches, hängt von den Qualifikationen eurer Figur ab. Eines steht beinahe grundsätzlich für jede Qualifikation offen, für andere müsst ihr beispielsweise die meisten Fans der Liga haben – gesammelt durch Siege in Turnieren. Nach dem Turnier beginnt der nächste Monat und so arbeitet man sich durch zahllose Spiele und Events, manche mit traditionellen Regeln, andere beispielsweise als eine Reihe von Super-Tiebreaks, vom Bodensatz in die Majors.
Der Ablauf ist damit ungefähr das, was man erwarten kann, aber der Glamour wird vermisst. Die Menüs kann man getrost als zweckmäßig betrachten, ob man jetzt Major oder Bottom of the Barrel spielt, lässt sich mehr erahnen und in erster Linie dient diese Karriere als Struktur im Ablauf und weniger dem Gefühl, einen Tennisspieler aufzubauen. Da helfen auch E-Mails vom aktuellen Trainer und freigeschaltete Klamottenlabels wenig. Etwas mehr von den Emotionen des Platzes hätten auch in den Aufbau fließen dürfen.
Gleiches gilt damit auch für den Multiplayer. Es gibt eine ebenso unglamouröse Online-Karriere, die sonst aber natürlich Reize bietet, da ihr auch hier einen Niemand durch die Ränge gegen andere Spieler schickt, was weit befriedigender ist als gegen die KI. Ähnliches gilt für das 2K-Open, in dem ihr die 20 legendären Spieler – Agassi, Borg, Federer und Co. – gegeneinander antreten lasst. In diesem Zusammenhang wird der direkte Link zum Marketplace ein wenig verdächtig. Mal gucken, was ein legendärer Spieler dann kostet und wer dieser Ehre in Zukunft würdig sein wird.
Last but not least, die Move-Steuerung. Ich hatte keine großen Erwartungen. Und wurde positiv überrascht. Man muss schon ein Stündchen investieren, bevor man mit der Kombination aus Steuerung des Spielers und Ball-Feinkontrolle mit dem Navigation-Controller und der Schlagart und Wucht mittels des Move-Controllers klarkommt, aber dann lässt es sich damit genauso präzise, nur halt deutlich aktiver spielen. Ich würde diese Variante zwar nicht für schwierige, lange Turnier-Matches wählen, aber für paar Exhibition-Runden kann man damit viel Spaß haben.
Top Spin 4 und Virtua Tennis – demnächst auch in der 4er-Version – ergänzen sich perfekt. Während SEGA Action bietet, setzt Top Spin auf die Verfeinerung der Simulation des Sports und legt im Vergleich zu seinem Vorgänger nochmal die Messlatte ein wenig höher, indem es zwar ein paar der zu umständlichen Aspekte der Kontrollen aufräumte, dafür aber das Tempo und die Dynamik auf das Niveau realer Spitzenmatches hob. Ein nahezu endloser Karrieremodus und eine Vielzahl an Optionen für den Multiplayer sind vorhanden und den Profi, der sich in die Feinheiten einarbeitet, wird es vielleicht auch nicht so stören, dass die Charakterportraits jenseits der legendären Spieler erbärmlich aussehen und der Aufbau der Karriere den Charme schlichter Funktionalität ohne jede Aufregung verströmt. Wer kein Tennis mag, hat hier weder etwas verloren noch bis hier gelesen, der Rest der spielenden Bevölkerung findet in Top Spin 4 eine ausgesprochen kompetente Fortsetzung und die derzeit beste Simulation des weißen Sports.
Top Spin 4 ist ab sofort für Wii, Xbox 360 und PS3 erhältlich. Der Preis beträgt in etwa relativ freundliche 40 Euro.