Tortuga: A Pirate's Tale im Test - Kein neues Pirates, aber was ist das schon?
Wenn ihr mal wieder Pirat sein möchtet.
Piraten gehen immer, oder? Und ein Spiel zu entwickeln, das sich wie der Klassiker Pirates spielt, ist keine große Herausforderung. Könnte man vielleicht meinen, wenn man bedenkt, welche Mittel und Möglichkeiten heutzutage zur Verfügung stehen. Tatsächlich hatte selten denselben Spaß mit einem Piratenspiel wie mit Sid Meiers Klassiker und auch Tortuga: A Pirate's Tale von Kalypso und Entwickler Gaming Minds Studios gelingt es nicht, in mir die gleiche Begeisterung zu entfachen.
Woran liegt es? Nun, um ehrlich zu sein kommt euch Tortuga: A Pirate's Tale in Teilen arg vertraut vor, wenn ihr Port Royale 4 gespielt habt, zumindest ging es mir so. Mitunter hat man den Eindruck, es hier mit einer auf Piraten fokussierten, ausufernden Mod zu tun. Gut, für das Spiel verlangt man nicht den vollen Preis, es kostet gut die Hälfte eines normalen Vollpreisspiels, aber dennoch bleibt der Eindruck, manches schon einmal gesehen zu haben. Das gilt wohlgemerkt nur, wenn ihr Port Royale 4 kennt.
Das Piratenleben in Tortuga
Wo ihr in Port Royale 4 aber für eine Nation spielen könnt, geht es hier alleine ums Piratenleben. Die Welt wirkt vertraut, aber das ist auch nicht überraschend, denn die Karibik zur Piratenzeit ist nun mal die Karibik zur Piratenzeit. Zu Anfang entscheidet ihr euch für einen Piratenkapitän und übernehmt zuerst einmal die Kontrolle über ein einzelnes Schiff. Man fängt eben klein an.
Euer Ziel ist, der beste und bekannteste Pirat der Karibik zu werden, euch mit den Kolinalmächten zu streiten und letztlich eine große Schatzflotte zu besiegen. Wer schwimmt nicht gerne im Geld? Der Weg bis dahin ist lang und steinig. Wie gesagt, habt ihr euer eigenes Schiff, um das ihr euch kümmert. Aber mit der Zeit wächst eure Flotte. Ihr braucht weitere Kapitäne, kümmert euch gleichermaßen um diese Schiffe und dann gibt es da noch die Crews. Die möchten bei Laune gehalten werden und ihren eigenen Anteil an der Beute haben.
Zu Beginn führt euch Tortuga Schritt für Schritt an seine einzelnen Mechaniken heran, wozu auch die Zufriedenstellung der Mannschaften zählt. Ihr schließt Verträge mit ihnen ab und versprecht ihnen unterschiedliche Dinge, die ihr dann aber auch erfüllen solltet. Und ein wenig Gold macht sie so oder so immer eine Zeit lang glücklicher. Ihr könnt hier den vollen Piratenweg gehen und alles plündern, was nicht außerhalb eurer Reichweite segelt. Alternativ ist es ebenso möglich, sich mit Handel die Kasse aufzubessern, wenn ihr es geschickt anstellt. Weiterhin gibt es optionale Aufgaben zu erfüllen, etwa den Transport von Passagieren.
Rundenbasiert in den Kampf auf hoher See
Wenn es zu Kämpfen kommt, setzt Tortuga, wie bei Port Royale 4, auf ein rundenbasiertes System für die Seeschlachten. Ihr müsst schauen, dass ihr eure Schiffe in eine gute Schussposition bringt, obendrein gibt es verschiedene Arten der Muntion und Spezialfähigkeiten, die ihr einsetzen könnt. Die optimale Position zu finden, ist nicht immer einfach, da ein solches Schiff natürlich nicht an Ort und Stelle die Richtung wechselt. Gleichzeitig müssen unterschiedliche Reichweiten für verschiedene Arten von Bewaffnung bedacht werden und es lohnt sich eher, Schiffe zu entern, als sie zu zerstören. Auf die richtige Planung kommt es also an.
Und wie ist es sonst um das Piratenfeeling bestellt? Ganz okay. Ich weiß nicht warum, so richtig Stimmung kam bei mir beim Spielen nie auf. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass sich etwa das Herumfahren auf der See etwas zu langweilig anfühlt, besondes dann, wenn ihr lange Distanzen zu überwinden versucht. Manchmal ist die Steuerung ein wenig zu fummelig geraten und wenn ihr ins Visier von Flotten geratet, die deutlich stärker als ihr sind, habt ihr ein Problem. In dem Fall müsst ihr versuchen, ihnen zu entkommen, denn wenn sie euch erwischen, machen sie kurzen Prozess mit euch. Also werdet ihr deutlich geschwächt. Wohl dem, dessen letzter Spielstand nicht lange zurück liegt.
Auch fehlt es komplett an Abenteuern auf Land, was ja bei Piraten eigentlich auch irgendwo dazugehört. Ihr legt zwar in Häfen an, aber wählt dann einfach nur verschiedene Gebäude über ein Kreismenü aus. Technisch bewegt sich Tortuga auf einem Niveau mit Port Royale 4. Es sieht gut aus, aber nicht weltbewegend. Und ich denke, das ist okay für das, was es sein möchte. Wenigstens gab es beim Testen keine gröberen Probleme bei mir.
Tortuga: A Pirate's Tale - Fazit
Letzten Endes bietet Tortuga: A Pirate's Tale solide Piratenkost. Kann man spielen, wenn man Piraten mag, zumal es nicht das teuerste Spiel ist, dass ihr euch kaufen könnt. In mancher Hinsicht könnte es aber noch etwas besser sein. Mir fehlen etwa die Piratenabenteuer an Land und auch die Schiffsreisen sind nicht wirklich spannend. Obendrein hatte ich wiederholt den Eindruck, aufgrund der Technik und der übernommenden Mechanik der rundenbasierten Seeschlachten eine Art Mod für Port Royale 4 zu spielen. Schlecht ist das alles nicht, aber ebenso wenig ruft es außergewöhnlich hohe Begeisterung hervor. Wie gesagt: solide Piratenkost, die sich gut spielen lässt, an die sich aber in einem Jahr vermutlich kaum noch jemand erinnert.
Tortuga: A Pirate's Tale Wertung: 7 / 10
Tortuga: A Pirate's Tale - Pro und Contra
Pro:
- Konzentriert sich alleine auf das Piratenleben
- Ihr könnt auch Handel treiben, wenn ihr nicht nur Schiffe überfallen möchtet
- Umfassende Spielwelt und viele Schiffstypen
- Günstiger Preis
Contra:
- Schiffsreisen können langweilig sein
- Keine Piratenabenteuer an Land
- Erinnert teilweise an eine Mod für Port Royale 4
- Piratenfeeling könnte noch besser sein
Entwickler: Gamng Minds Studios - Publisher: Kalypso - Plattformen: PC, Xbox Series X/S (beide getestet), PlayStation 5, Xbox One, PlayStation 4 - Release: 19.01.2023 - Genre: Strategie, Simulation - Preis (UVP): 24,99€ (PC), 29,99€ (Konsolen)