Tortuga: Two Treasures
Ascaron setzt die Segel
Ascaron - bei diesem Namen dachten deutsche Spieler früher spontan an Wirtschaftssimulationen wie Der Patrizier, Port Royale und Anstoß. Doch neuerdings stehen immer mehr Actiontitel wie Sacred 2 auf der Releaseliste des Traditionsunternehmens. Wir haben die Freibeuter aus Gütersloh auf der Präsentation ihres neuen Piraten-Abenteuers Tortuga: Two Treasures in Hamburg besucht und sie befragt, mit welcher Strategie sie den Weltmarkt entern wollen.
„Die Zeiten haben sich geändert“, sagt Daniel Dumont, nippt an seinem Cocktail und hält einen Moment inne. „Das Handbuch von Der Patrizier hatte noch 120 Seiten. Bei unserem aktuellen Science-Fiction-Titel Darkstar dagegen sitzt der Spieler nach einer Minute im Flieger und kann sofort loslegen. Die Bereitschaft, sich abends lange hinzusetzen und in ein Spiel reinzufuchsen, sinkt. Die Leute wollen heute einen leichten Einstieg und schnell erste Erfolge erzielen“, erklärt er.
Dumont ist der Projektleiter von Tortuga: Two Treasures, das an diesem Freitag, dem 26. Januar, erscheint. Das Softwarehaus lud die Pressevertreter zur Präsentation des Titels in das Restaurant „River-Kasematten“ direkt am Hamburger Hafen ein, das mit seinen großen Glasfenstern schon von außen einen edlen Eindruck macht. Die Präsentation auf der Leinwand ist gelaufen, das Buffet wurde gestürmt und nun sitzt Dumont mir an einem Tisch im Nebenzimmer gegenüber und beantwortet geduldig meine Fragen. „Handelssimulationen sind vor allem in Deutschland beliebt. Die Spieleentwicklung wird aber immer teurer. Genau deshalb wollen wir stärker auf den internationalen Markt als bisher setzen, und zwar mit Actiontiteln wie Sacred und Darkstar. Sacred zum Beispiel wurde im Ausland sehr gut angenommen.“, berichtet er.
Tortuga: Two Treasures wird ebenfalls international vermarktet. In ganzen dreißig Ländern werde der Titel veröffentlicht, berichtet der Projektleiter. „Schon Port Royale kam in China und Russland auf den Markt.“ Doch wie läuft bei solch einer Vielfalt von Sprachen die Übersetzung ab? „Dafür haben wir eine einfache Methode, die recht gut funktioniert“, erklärt Dumont, „Der komplette Text liegt in einer eigenen Datenbank und wird in Form einer Excel-Tabelle an ein Übersetzungsstudio in das entsprechende Land geschickt. Wir bekommen die übersetzte Tabelle zurück und importieren sie dann wieder ins Spiel.“
Ich bedanke mich bei Dumont für das Gespräch und wende mich an Assistant Creative Director Mario Endlich. Passend zum Anlass hat er sich ein mit Totenschädeln bedrucktes Kopftuch um den Kopf gebunden und wartet nun an einem Spiele-Notebook, um mir das Gameplay von Tortuga näherzubringen. Das Spiel passt zu Ascarons neuer Strategie; mehr noch als andere Titel, denn hier sollen sich auch Gelegenheitsspieler sofort zurechtfinden. Beim Setting ist sich Ascaron allerdings treu geblieben: Wie im Starategietitel Piraten – Herrscher der Karibik geht es auch diesmal auf eine „Kreuzfahrt“ in die Südsee.
Tortuga spielt sich sehr linear. Der Actiontitel nimmt den Spieler von Anfang an mit klaren Missionszielen an die Hand. Gelegentlich eingestreute Zwischensequenzen erzählen die Geschichte weiter. Man schlüpft in die Haut von Thomas „Hawke“ Blythe. Der Piratenkapitän wurde von seinem Kommandeur und Vorbild „Blackbeard“ verraten und versucht nun, einen sagenumwobenen Schatz zu finden. Natürlich bevor seine Widersacher ihn in die Finger bekommt.
In der Praxis lenkt Ihr Euer Piratenschiff mit dem Gamepad oder mit Maus und Tastatur über das Meer. Ein Pfeil auf dem Kompass weist den Weg zur nächsten potentiellen Beute. Habt Ihr volle Segel gesetzt und das Schiff erreicht, beginnt die Schlacht. „Im Grunde versucht man immer, sich geschickt in Stellung zu bringen, so dass man den Gegner mit den eigenen Kanonen trifft, er selbst einen aber nicht erreichen kann,“ erläutert Endlich und verpasst seinem Widersacher eine volle Breitseite. Auch mit Sprengfässern und einer herbeirufbaren Riesenkrake lässt sich eine Menge Schaden anrichten. Die gegnerischen Nussschalen werden im Laufe des Spiels immer größer und gefährlicher. Um mithalten zu können, lässt sich das eigene Schiff ebenfalls aufmotzen und mit stärkeren Kanonen ausstatten.
Neben den Seeschlachten geht es per pedes auf Landmissionen, die nicht selten in Hack-and-Slay-Orgien ausarten. Für jede Schlagkombo wandert Gold auf das Konto des Spielers, das er in seine Ausrüstung und in Waffen wie eine Pistole und kleine Bomben investieren darf. Ein spaßiges Detail ist der so genannte „Friedhofsbonus“. Jeder Schurke bekommt dort, wo Ihr ihn niedermetzelt, einen eigenen Grabstein spendiert. Schafft Ihr es, eine große Anzahl davon auf einem Fleck zu sammeln, sackt Ihr einen Extrabonus ein. „Auf die Idee ist jemand aus dem Marketing gekommen“, wirft Dumont ein. „Eigentlich makaber. Aber immer, wenn einer aus dem Team probespielte, hat er sich am liebsten damit beschäftigt, den Friedhofsbonus in die Höhe zu treiben. Wirklich herausnehmen wollte das am Ende natürlich niemand mehr.“
Etwa zehn bis zwölf Stunden dauert es, bis der Abspann über den Bildschirm scrollt, schätzt Mario Endlich. Auch für Fans von sehr umfangreichen Spielen und dem Strategie-Genre könnte sich der Kauf lohnen: Zur Feier seines fünfzehnjährigen Bestehens bringt Ascaron den Titel in einer üppigen Jubiläumsedition auf den Markt. Für 39,99 Euro befinden sich neben Tortuga die Vollversionen von Patrizier 2 Gold, Port Royale Gold und Piraten – Herrscher der Karibik in der Box. Auf einen Nachfolger dieser Serien brauchen die Fans allerdings nicht zu hoffen. „Ein neues Patrizier würde sich außerhalb von Deutschland einfach nicht verkaufen“, prophezeit Endlich. Sehr schade.
Tortuga: Two Treasures ist ab Freitag, 26. Januar im Handel erhältlich. In der Jubiläumsbox befinden sich als Bonus die Vollversionen von Patrizier 2 Gold, Port Royale Gold und Piraten – Herrscher der Karibik.