Total War: Shogun 2 - Fall of the Samurai - Vorschau
Moderne Zeiten
Fall of the Samurai... Samurai... Gab es da nicht schon mal was? Richtig, bereits im letzten Jahr veröffentlichte SEGA einen kleinen DLC, der nicht unähnlich klingt: Rise of the Samurai. Für den einen oder anderen könnte das etwas verwirrend sein, aber Fall of the Samurai ist weit mehr als nur ein weiterer Download-Content für Total War: Shogun 2. Insofern ist die Namenswahl aufgrund eben dieser Verwechslungsgefahr vielleicht nicht die Beste, aber im Gegensatz zu Rise of the Samurai bekommt ihr mit Fall of the Samurai ein wirklich großes Gesamtpaket geboten. Nicht umsonst ist der Titel eigenständig spielbar - ihr braucht Shogun 2 also nicht - und soll mindestens den gleichen Umfang haben wie Shogun 2. Oder um es kurz zu machen: Ein vollwertiges Total War für gerade mal rund 30 Euro.
Zeitlich beginnt Fall of the Samurai im Jahre 1869 zum Endes des Boshin-Krieges. Im Grunde gibt es hier zwei wichtige Fraktionen: Einmal die Kaiserlichen, die Japan wieder in ein Kaiserreich verwandeln möchten, und einmal die Shogun-Unterstützer - sechs neue Clans inklusive. Ein Handel mit westlichen Mächten wie Großbritannien, Amerika, Frankreich oder den Niederlanden wird zwar möglich sein, eine aktive Rolle in der Auseinandersetzung nehmen diese allerdings nicht ein.
Da die Zeit in Fall of the Samurai im Vergleich mit Shogun 2 natürlich vorangeschritten ist, gibt es auch neue Technologien in Japan. Beispielsweise die Eisenbahnen, die die schnelle Industrialisierung des Landes verdeutlichen sollen und Agenten oder Truppen in einer einzigen Runde schnell über die Karte transportieren können. Dadurch besteht etwa auch die Möglichkeit, Verstärkungen aus dem Hinterland in Windeseile an die Front zu befördern. "Es ist eine Ära der Massenproduktion von Maschinen und Fabriken", erklärt Creative Assemblys Studio Communications Manager Al Bickham während unseres Besuchs bei SEGA.
Auf den Schlachtfeldern selbst haben natürlich die Schusswaffen Einzug gehalten - also Gewehre, Kanonen und Co. -, was sich auch so im Kampf zeigen wird. "In diesem Spiel fliegen eine Menge Kugeln durch die Luft", sagt Bickham dazu und behält recht, wie sich später auch während unseres Anspielens zeigt. Ob Fußsoldaten mit Gewehren oder schwer bewaffnete Schiffe, es wird häufig geschossen, obwohl es natürlich immer noch Soldaten mit Speeren oder berittene Truppen geben wird. Ob man das Spiel gänzlich ohne Schusswaffen durchspielen kann, wusste aber auch Bickham nicht. Versucht hat es offenbar noch niemand. Challenge accepted? Wäre wohl einen Versuch wert.
Die Schiffe selbst sind nicht nur moderner und werden von kräftigen Eisenpanzerungen geschützt - zumindest die größeren Varianten -, sondern spielen auch bei Angelegenheiten zu Lande eine größere Rolle. Sind Schiffe in Küstennähe, können sie feindliche Armeen oder auch Städte bombardieren und somit beispielsweise Truppen vernichten oder Baracken beschädigen, was deren Produktion unterbricht oder verlangsamt. Alles geht schlicht "bombastischer, explosiver" vonstatten.
Außerdem stehen euch küstennahe Flotten auch in Landschlachten hilfreich zur Seite - allerdings nur in begrenztem Umfang. Ihr könnt eine limitierte Zahl an Artillerieschlägen anfordern, die gut geplant werden wollen, da die Geschosse nicht schon eine Sekunde später vom Himmel regnen, sondern ein wenig Zeit brauchen. Auch ist das Ganze verständlicherweise nicht so präzise wie mit heutiger Militärtechnik, der Artillerieschlag soll hier nicht zu einem "übermächtigen Game Winner" verkommen.
Ihr habt immerhin die Wahl, den Beschuss etwas zu fokussieren oder ihn etwas flächendeckender anzufordern. Wie dem auch sei, es kann durchaus passieren, dass Armeen, die zuvor noch im Schussbereich waren, plötzlich weitermarschieren, daher ist das Vorausdenken vonnöten. Wenn die Geschosse allerdings treffen, dann richten sie ordentlich Schaden an. Beim Anspielen krachte eine der Kugeln etwa mitten in eine Infanteriegruppe, woraufhin die Soldaten meterweit durch die Luft geschleudert wurden, einige sogar über die Befestigungsmauer und einen Abhang hinunter.
Was wir leider noch nicht selbst ausprobieren konnten, waren die Hafenbelagerungen. Ihr könnt Häfen zwar weiterhin auf der Kampagnen-Karte belagern, aber auch direkt attackieren - im Gegenzug kann man in Küstenstädten zusätzliche Verteidigungsanlagen gegen Angriffe von der See errichten. Und apropos Kampagnen-Karte. Diese hat man ein wenig aufgehübscht, ihr neue Partikel-Effekte, Height-Maps (für höhere Gebirge) und Shader spendiert, während Städte mit der Zeit sichtbar größer werden und Rauchschwaden aus Schornsteinen ziehen. Da Fall of the Samurai einen kleineren Zeitrahmen abdeckt, wurde zudem die Zahl der Runden pro Jahr auf 24 erhöht - sechs pro Jahreszeit.
Außerdem gibt es insgesamt rund 40 neue Einheiten im Spiel, wobei ihr natürlich nicht gleich von Beginn an das Stärkste aufs Schlachtfeld beordern könnt, sondern Schusswaffen und dergleichen erst nach und nach erforscht werden und zum Einsatz kommen. Für noch größere Gefechte sorgt unterdessen die Erhöhung der maximalen Einheitenzahl pro Schlacht - Armeen mit 40 Einheiten pro Seite sind möglich. Anfänglich bleibt es zwar bei dem üblichen 20 gegen 20 für Angreifer und Verteidiger, die vorhandenen Reserveeinheiten können aber sofort als Verstärkung in den Kampf geworfen werden.
Über die anfangs bereits angesprochenen Kontakte mit ausländischen Nationen habt ihr derweil nicht nur die Möglichkeit, zusätzliches Geld durch Handel zu verdienen, unter Umständen stehen euch bei guten Beziehungen auch neue Truppentypen oder Spezialeinheiten zur Verfügung. Dazu zählt etwa die HMS Warrior, ein gewaltiges Schiff der Briten mit stolzen 40 Kanonen, das zwar die See dominieren kann, im Gegenzug jedoch nicht wirklich schnell unterwegs ist.
Ein kleines Gimmick ist der Third-Person-Modus. Per Knopfdruck setzt ihr euch hinter das Geschütz von Parrot Guns, Armstrong Guns, Gatlings oder Schiffen, zielt per Maus und feuert eure Salven per Mausklick ab. Wie gesagt, eine kleine Spielerei, die keine echten Auswirkungen auf die Schlacht haben wird und dementsprechend nicht spielentscheidend wird, weil ihr etwa besser zielen könntet oder ähnliches. "Es ist nicht Total War, aber es macht Spaß", so Bickham.
Alles in allem soll euch Fall of the Samurai gut 100 Stunden beschäftigen. Wirklich gravierende Probleme fielen beim Anspielen nicht auf, keine Abstürze und solche Sachen. Lediglich bei der Platzierung von Einheiten mit mehreren ausgewählten Soldatengruppen und bei der Reaktion der Schiffe gab es noch Schwierigkeiten - zumindest wollten meine Schiffchen manchmal nicht so attackieren, wie ich das gerne gewollt hätte. Mal sehen, wie es in der fertigen Version aussieht...
Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, dass Total-War-Fans ab März wieder für einige Zeit beschäftigt sein werden. Was ihr hier für gerade mal 30 Euro bekommt, kann sich wahrlich sehen lassen. Es sind im Grunde zu viele Features, um sie alle hier aufzulisten und auch die Detailänderungen, die nur die Die-Hard-Total-War-Spieler bemerken, dürften wohl recht umfangreich ausfallen. Insofern: Den 23. März rot im Kalender anstreichen, denn dann erscheint Fall of the Samurai. Und damit meine ich nicht nur die Fans der Reihe, schließlich spricht der Titel dank der Tatsache, dass er Shogun 2 nicht benötigt und obendrein nicht zum Vollpreis angeboten wird, alle Strategie-Fans gleichermaßen an. Und wer noch nie in Total War reingeschnuppert hat, sollte vielleicht mal einen Blick riskieren.
Total War: Shogun 2 ist ab dem 23. März im Handel und als digitale Version erhältlich.