Total War: Shogun 2
Fast perfekt
Es geht also nicht mehr nur um eine gut geplante Offensive, sondern um eine Gesamtstrategie, die neben der politischen Dimension eben auch die Bevölkerung und die christlichen Händler mit einschließt. Gerade die sonst etwas langatmige Anfangsphase bekommt auf diese Art und Weise mehr Schwung. Auch, weil der Tech-Tree stark verbessert wurde und sich deutlich stärker auf eure Spielweise auswirkt. Je nachdem, ob ihr den Weg des Bushidos oder des Chi einschlagt, fördert ihr eure Offensive oder eben eure Ökonomie.
Ihr müsst genau abwägen, was euch wichtiger ist, denn für euer Ziel, die Eroberung spezifischer Provinzen und die Absetzung des Shoguns, bleiben euch in der kurzen Kampagne nur 30 Jahre Zeit. Alternativ könnt ihr auch die Eroberung des ganzen Landes anstreben. Satte 60 Provinzen, eine Mammutaufgabe. Kürzere Kampagnen mit spezifischen Aufgaben, wie bei Napoleon, gibt es diesmal übrigens nicht.
Eine weitere Besonderheit von Shogun 2 ist der ausgebaute Rollenspielanteil. Nicht nur eure Generäle selbst, sondern auch die Spezialagenten besitzen in der Kampagne einen Skill-Tree und können zusätzliche Helfer anheuern. Mit einer Geisha im Gepäck könnt ihr zum Beispiel die Moral stärken, mit einem Schmied eure Verteidigung verbessern oder mit einem Arzt die Regenerierung nach den Gefechten. Außerdem gibt es Mönche, um euren religiösen Einfluss zu verbessern, Ninjas, um feindliche Armeen abzulenken beziehungsweise Generäle zu töten und Metuskes. Eine Art Geheimpolizeit, die nicht nur Ninjas aufdeckt, sondern auch feindliche Städte und Armeen zum Überlaufen bringen kann. Einen Feld-, Wald- und Wiesen-Ninja verwandelt ihr mit wenigen Upgrades entweder in einen perfekten Auftragsmörder, der blitzschnell zuschlägt und wieder verschwindet, oder aber in einen erstklassigen Saboteur, der die Tore einer schwer befestigten Burg für euch öffnet.
Das bringt uns zum nächsten Highlight von Shogun 2: Die Belagerungsschlachten. Nach dem Empire-Debakel, bei dem die KI ständig an den hässlichen Festungen scheiterte, wurde dieser Aspekt komplett auf den Kopf gestellt. Die KI verhält sich jetzt deutlich intelligenter und die Festungen selbst wurden komplett umdesignt. Je nach Ausbaustufe warten auf die Belagerer gigantische Stein- und Holz-Konstruktionen, die euch mit ihren verschiedenen Ebenen und Abwehrtürmen vor ganz neue taktische Herausforderungen stellen.
Außerdem können nun alle Einheiten, sofern sie nicht auf einem Pferd sitzen, an den Mauern emporklettern, auch wenn sie beim Hochsteigen natürlich einen Malus auf ihre Verteidigung bekommen. Das vereinfacht den Kampf und ermöglicht spannende Stellungsgefechte. Wie eingangs erwähnt, ist das KI-Verhalten auf dem Schlachtfeld noch immer nicht ideal. Richtig böse Aussetzer wie bei Empire, bei dem die KI-Kämpfer schon mal bewegungslos im feindlichen Dauerfeuer verharrten, kommen aber nicht mehr vor. Auch die Generäle werden nicht mehr ganz so schnell geopfert. Mit etwas Geschick kann man sie aber dennoch in eine Falle locken. Wer sich Mühe gibt und nicht allzu doof agiert, kann so auch in der unterlegenen Position noch einen Sieg nach Hause fahren. Es ist also zu empfehlen, in knappen Situationen selbst das Ruder in die Hand zu nehmen.
Stichwort Ruder. Die Seeschlachten haben sich dramatisch verändert. Zum Einen werden die japanischen Schiffe über weite Strecken mit Ruderkraft betrieben. Der Wind spielt deswegen eine deutlich geringere Rolle. Außerdem gibt es erst sehr spät Boote mit Kanonen.
Stattdessen feuert ihr aus der Entfernung mit Pfeilen auf eure Gegner und versucht sie im zweiten Schritt zu entern. Mit persönlich gefielen die Gefechte aus Empire und Napoleon deutlich besser. Die Jagd nach dem besten Wind, das genaue Manövrieren, um eine Breitseite nach der anderen abzufeuern, und die Zerstörungskraft der Kanonen sorgten für meinen Geschmack für wuchtigere Schlachten. Wer sich in der Kampagne übrigens geschickt anstellt, kann auch europäische Galleonen erobern und damit in den Krieg ziehen. Deren überragende Feuerkraft macht schon mal den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus.
Auf dem Meer offenbart sich übrigens doch noch ein Manko der Kampagnen-KI. Während meiner drei Kampagnen versuchten meine Gegner nur einmal, mit Schiffen Invasionstruppen in mein Hinterland zu befördern. Angesichts der restlichen Qualitäten kein Drama, aber vielleicht ein Punkt, den man in einem der nächsten Patches berücksichtigen sollte.