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Total War: Three Kingdoms – Test: Werdet einziger Kaiser von China!

Und das nicht nur mit Gewalt.

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Liebevoll gestaltetes Total War, das großen Wert auf seine Helden legt. Tolle neue Diplomatie-Optionen, in den Schlachten etwas doofe KI.

Wenn Creative Assembly etwas gut beherrscht, dann ist es doch die Fähigkeit, bei ihrer Total-War-Reihe zwar die grundlegenden Spielprinzipien weitgehend beizubehalten, in jedem neuen Serienteil aber dennoch genug Neuerungen einzuführen, dass sich fast jedes Total War irgendwie ein bisschen anders anfühlt.

Thrones of Britannia verschlankte das Gameplay zuletzt und legte den Fokus viel stärker auf die Entscheidungen, die ihr im Verlauf der Kampagne treffen müsst. Und Three Kingdoms? Nun - das ist so etwas wie der Gegenentwurf dazu, ein wahres Komplexitätsmonster, das mit einem aktuellen Paradox-Titel locker Schritt halten kann. Und: Entgegen allem, was der Spieltitel vermuten lässt, spielt diesmal auch die Diplomatie eine größere Rolle.

Eine bewährte Taktik der Total-War-Geschichte: Dem Gegner einfach mal schön in die Flanke fallen. (Total War: Three Kingdoms - Test)

Was mir beim Start von Total War: Three Kingdoms als erstes aufgefallen ist, ist die Grafik: Nicht, weil die diesmal bedeutend detaillierter ausfallen würde, sondern weil sie im Gegensatz zu den letzten eher von Dunkelgrün- und Brauntönen dominierten Total-War-Ablegern fast schon knallbunt wirkt. Diese Farbgebung ist gewissermaßen ein Hauptsymptom der Ausrichtung von Three Kingdoms, denn Creative Assembly rückt hier den sogenannten Geschichte-Modus in den Fokus.

Hier stehen, ähnlich wie zuvor schon bei den Warhammer-Ablegern nicht Völker, Nationen und Fraktionen die Hauptrolle, sondern deren Anführer: Starke Einzelkämpfer, die ein Gefolge in die Schlacht führen und auf dem Feld nahezu unmenschliche Kräfte entwickeln. Wer mag, kann alternativ auch den Aufzeichnungen-Modus spielen, in dem die Helden wieder wie klassische Generäle auftreten. Das macht das Gameplay letzten Endes zwar realistischer - ich wurde aber das Gefühl nicht los, dass dem Spiel dann einfach etwas fehlt.

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Kurz noch zum Szenario: In Three Kingdoms geht es um die Zeit, in der sich im alten China die Han-Dynastie dem Ende zuneigt. Ein Despot namens Dong Zhuo riss in diesem Macht-Vakuum die Herrschaft an sich, mit der Folge, dass überall im Land verschiedene Warlords gegen ihn aufbegehrten. Die hätten Dong Zhuo wohl auch relativ leicht stürzen können, hatten aber auch Probleme untereinander. Die Folge war ein langer Bürgerkrieg, an dessen Ende China in drei Reiche aufgeteilt wurde - daher der Name.

Es hat ein bisschen gebraucht, bis ich mich an dieses Szenario gewöhnt habe, zugegeben. Das liegt aber wohl am ehesten daran, dass man in Europa mit diesem Teil der Weltgeschichte nicht allzu sehr konfrontiert wird. Daher wirken viele Namen, gehören sie nun Orten oder Personen, erst einmal fremd. Aber: Irgendwann habt ihr verstanden, worum es geht, und dann kann's losgehen.

Euer Ziel ist es nun, in der Rolle eines von zwölf legendären historischen Helden das Land wieder zu vereinen und jeder von ihnen hat eine Spezialfähigkeit. So kann Yuan Shao beispielsweise gleich von Beginn an Bündnisse mit anderen Parteien schließen, bei anderen Helden müsst ihr das erst freischalten. Dass die Diplomatie hier eine Spezialfähigkeit ist, sagt schon viel über die Ausrichtung des Spiels - es geht eben nicht mehr nur um den Krieg, sondern um Politik.

Der Diplomatiebildschirm nimmt in Three Kingdoms eine deutlich wichtigere Rolle ein als in vorangegangenen Serienteilen. (Total War: Three Kingdoms - Test)

Und das spiegelt sich spannenderweise auch in den Diplomatieoptionen wieder. Macht ihr dem Gegenüber einen Vorschlag für ein bestimmtes Abkommen, bekommt ihr sofort angezeigt, was der davon hält. Steht er euch ablehnend gegenüber, könnt ihr nach und nach immer mehr Gefallen anbieten und so am Ende entscheiden, ob euch der Preis für euer diplomatisches Ziel nicht vielleicht doch zu hoch ist. In die Waagschale werfen könnt ihr dabei etwa regelmäßige Nahrungslieferungen, einfach einen simplen Geldbetrag, aber auch Territorien. Das funktioniert gut, auch weil die KI die meiste Zeit einigermaßen schlaue politische Entscheidungen trifft, von gelegentlichen Aussetzern mal abgesehen. Immer wieder war ich aber doch überrascht, wenn der Computer besonders schlaue Allianzen geschlossen hat.

Überhaupt habe ich in Three Kingdoms deutlich mehr und deutlich lieber Zeit auf der Weltkarte als auf den Schlachtfeldern verbracht. Hier könnt ihr taktieren, mit Gegnern verhandeln und vielleicht auch mal einem Kampf aus dem Weg gehen, hier handelt ihr und genießt vor allem die wirklich farbenfrohe Grafik und die Designs, die sich die Entwickler für das Interface ausgedacht haben. Ein Forschungsmenü in Form eines Kirschblütenastes? Könnt ihr haben - sinnvoll und übersichtlich muss das nicht sein, aber es sieht schon wirklich sehr stimmungsvoll aus.

Ist er nicht wunderschön, euer Kirschblütenforschungsbaum? (Total War: Three Kingdoms - Test)

An den Grundlagen des Spielprinzips hat sich indes auch hier nichts verändert. Nach wie vor zieht ihr Armeen über eine Weltkarte, erobert zwischendurch Siedlungen und Provinzen (hier: Komtureien) und baut bereits vorhandene Siedlungen weiter aus. Ihr baut also Gebäude oder verbessert sie, stellt wieder neue Armeen auf die Beine, die ihr dann als Druckmittel oder gleich in der nächsten Schlacht einsetzen könnt. Die Agenten gibt es wie schon in Thrones of Britannia nicht mehr, an deren Stelle ist ein gut zu bedienender Spionage-Bildschirm getreten, der wirklich spannende Optionen bietet: So könnt ihr beispielsweise einen General als Spion beim Feind einschleusen, der ihn dann im entscheidenden Moment verrät.

Kommt es zur Schlacht, werden diese Kämpfe nach wie vor nicht wie der Rest des Spiels rundenbasiert, sondern in Echtzeit ausgefochten. Hier kommt es sowohl darauf an, dass ihr eurem Gegner geschickt in die Flanken oder in den Rücken fallt als auch darauf, dass ihr das in der richtigen Formation macht. Simpelstes Beispiel: Im Dreieck aufgestellte Truppen eignen sich besser für einen Angriff, hintereinander in Reihen im Rechteck aufgestellte Einheiten besser für die Verteidigung.

Auf der Weltkarte erwartet euch ein überraschend saftiges Grün - für einen Total-War-Titel. (Total War: Three Kingdoms - Test)

Im Kampf kommen dann auch die Neuerungen des Geschichte-Modus gut zum Tragen. Jeder General hat eine Reihe verschiedener Spezialisierungen, so ist etwa Zheng Yan ein guter Kämpfer gegen feindliche Helden, kann aber den regulären Truppen nicht so gut standhalten. Warum das eine Rolle spielt? Weil eure Helden sich jetzt duellieren können. Entweder werdet ihr vom Feind zu einem solchen Duell herausgefordert oder ihr fordert selbst - so oder so treffen sich dann aber beide Figuren auf dem Schlachtfeld und kämpfen Mann gegen Mann, ohne, dass der Rest der Armee eingreift. Sieg oder Niederlage entscheiden nicht über den Ausgang der Schlacht, haben wohl aber einen starken Einfluss auf die Moral der Truppe. Nur: Spielerisch herausfordernd sind diese Duelle nicht, im Wesentlichen klickt ihr auf den Gegner und seht dann zu, von ein paar wenigen Spezialfähigkeiten abgesehen, die ihr jeweils nach einem Cooldown einsetzen könnt.

Ein mehr oder weniger spannendes Duell. Der Gegner hat gegen meinen Zheng Yan natürlich keine Chance. (Total War: Three Kingdoms - Test)

Bis zu drei Generäle gibt es in jeder Schlacht - die führen einerseits eure Truppenverbände an, führen aber auch je bis zu sechs Einheiten stets mit sich, die dann wiederum von den Fähigkeiten des jeweiligen Generals profitieren. Klingt kompliziert und das ist es auch. Die Einstiegshürde ist auch in diesem Total War wieder hoch und selbst Serienveteranen werden eine Weile zu tun haben, bis sie sich durch alle neuen Mechaniken geknabbert haben. Besagte Generäle können sich untereinander beispielsweise nicht gut verstehen und wollen deshalb nicht zusammen auf dem Schlachtfeld stehen, also müsst ihr euch gut mit ihnen vertragen, indem ihr ihnen zum Beispiel wichtige Posten zuschiebt.

Was das interessanterweise bewitkt: Es verbindet euch mit euren Generälen, es gibt ihnen Charakter. Und genau das ist vielleicht der Grund, warum ich den Geschichte-Modus (was für ein komischer Name übrigens, dafür dass dieser Modus eben gerade nicht der tatsächlichen Geschichte entspricht ...) dem historisch akkuraten Nachspielen der tatsächlichen Geschichte vorziehe. Ihr fühlt euch in eurem Reich irgendwann daheim, ihr kennt eure Kollegen. Klar, der Zheng Yan motzt vielleicht nur nicht häufiger gegen euch, weil ihr ihm diesen entscheidenden Posten am Hof gegeben habt, aber dafür prügelt er in den Duellen auf dem Schlachtfeld euren Feinden auch mit viel Herzblut die Seele aus dem Leib. Ein Typ also, mit dem man vielleicht gern mal ein Tsingtao-Bier trinken würde.


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Aber auch nicht zu viel davon, denn darunter leider ja bekanntlich die Intelligenz. Und die ist bei Three Kingdoms in den Schlachten leider wieder eher auf gewohnt mittlerem Niveau. Gerade wenn sie sich in der Verteidigerposition befindet, reagiert sie oft nicht nachvollziehbar, überhastet oder schlichtweg gar nicht. Und selbst, wenn es nicht zu offensichtlichen Fehlern kommt, lassen sich ihre Verhaltensmuster zumindest leicht ausnutzen. Wenn ihr dem Feind wiederholt auf die gleiche Art und Weise in die Flanke gefallen seid, werdet ihr wissen, was ich meine.

Wie immer gilt auch bei Three Kingdoms im Gefecht: Im Kampfgetümmel geht die Übersicht schon mal verloren. (Total War: Three Kingdoms - Test)

Spannend in jedem neuen Total War sind bekanntlich die Siegbedingungen. In Three Kingdoms müsst ihr wie schon gesagt China zu einem Kaiserreich vereinen und das tut ihr zunächst, indem ihr euer Herrschaftsgebiet soweit ausbaut, bis ihr genug Prestigepunkte habt, um euch zum Kaiser ausrufen zu können. Habt ihr das getan, wird das zwei KI-Gegner auf die Palme bringen, die sich dann selbst zu Gegenkaisern ernennen. Nehmt ihr deren Kaiserstädte ein und kontrolliert gemeinsam mit euren Verbündeten 95 Gebiete, habt ihr gewonnen. Im Verlauf eines Spiels kann es aber durchaus auch passieren, dass sich eine KI vor euch zum Kaiser ausruft. Das bringt euch dann einerseits in eine brenzlige Situation, es verschafft euch aber auch die einmalige Chance, nun selbst die Kaiserstadt einzunehmen und auf diese Weise zum Kaiser zu werden, obwohl ihr die Voraussetzungen nach Prestigepunkten noch gar nicht erfüllt. Bestimmten Anführern bleibt tatsächlich auch nur diese Möglichkeit, sie haben erst gar nicht die Fähigkeit, sich selbst zu krönen.

Mit Three Kingdoms hat Creative Assembly einmal mehr zuverlässig abgeliefert. Entscheidende Funktionen des Titels wie die ausführliche Diplomatie gab es so zuvor in keinem anderen Total-War-Titel, die KI verhält sich auf der Weltkarte weitgehend nachvollziehbar, auch wenn sie in den Schlachten wieder allzu oft deutlich danebengreift. Das Spionagesystem sorgt für einige Überraschungen und die Generäle funktionieren gerade im Geschichte-Modus hervorragend, wenn auch nicht historisch akkurat und bisweilen unrealistisch. Es mag Anfangs ein bisschen schwierig sein, sich in das Szenario einzufinden, einfach weil die historischen Hintergründe im europäischen Kulturkreis wenig bekannt sind. Aber wenn ihr einmal drin seid, werdet ihr wirklich Lust haben, neuer Kaiser von China zu werden. Des vereinten China, versteht sich.


Entwickler/Publisher: Creative Assembly/Sega - Erscheint für: PC - Preis: 59,99 Euro - Erscheint am: 23. Mai 2019 - Gestestete Version: PC - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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