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Tournament of Legends

Vom Gladiator zur Legende?

Da ist es auch nicht hilfreich, dass die Kämpfe immer wieder einmal von den monströsen Bewohnern der eigentlich wirklich hübschen Stages unterbrochen werden. In jeder Arena wartet ein großes Monster: Kraken, Roc oder Titan greifen gelegentlich direkt in den Kampf an, nur per Quick-Time-Event könnt ihren Attacken dann ausweichen und so empfindlichen Energieverlust verhindern. Ziel dieser Interferenzen ist es, Abwechslung ins Spiel zu bringen, tatsächlich nehmen sie aber nur weitere Dynamik aus dem Geschehen.

Gelungener ist da schon die etwas umgekrempelte Kampfstruktur. SEGAs legendäre Krieger prügeln sich nicht durch die seit Jahren etablierten Best-of-Three-Matches, stattdessen werden Siegpunkte gezählt: Jedes Mal, wenn ihr die Energieleiste eures Gegners dezimiert, geht der zu Boden und ihr bekommt einen Punkt gutgeschrieben.

Nun beginnt ein Zähler: Der Sieger kann den Unterlegenen verhöhnen, der schüttelt derweil kräftig seine Wiimote oder malträtiert die Analog-Sticks, um vor Ablauf des Zählers seine Energie wieder aufzuladen, während der Sieger nur einen Teil seiner Kraft regeneriert. So werden die Kämpfe länger und ausgewogener, knappe Niederlagen sind in den ersten Runden weniger ärgerlich, weil ihr euren Antagonisten danach meist selbst schnell auf die Bretter legt. Dafür habt ihr nicht ewig Zeit: Ist eine Runde abgelaufen, folgt eine kurze Unterbrechung in der ihr – abermals in klassischer QTE-Manier – einen Teil eurer Energie regeneriert und eure Rüstung flicken könnt.

Der dreiäugige Akki ist der Sklave der Dämonenfratze Goryo und zieht für diesen nicht ganz freiwillig in den Kampf.

Die ist einer der gelungenen Aspekte von Tournament of Legends. Jede Figur trägt vier Rüstungsteile: Die linke und rechte Schulter, der Kopf und der Torso werden so geschützt, die Rüstung kann allerdings durch harte Manöver beschädigt und schließlich zerstört werden. Dass die abgeschlagenen Teile dann noch in der Arena herumkullern, ist eine nette Idee und wirkt allemal sympathischer als abgetrennte Körperteile und Blutfontänen.

Netterweise stellt euch Tournament of Legends frei, ob ihr lieber mit Wiimote und Nunchuk oder mit dem Classic Controller antretet. Zwar ist die Bewegungserkennung recht gut gelungen und die Unterscheidung zwischen horizontalen und vertikalen Schlägen ist absolut verlässlich, trotzdem fühlt sich die Steuerung über Knöpfe und Analog-Sticks einen Tick präziser und schneller an. Da ist es wirklich schade, dass auch Tournament of Legends auf Wiimotion Plus-Unterstützung verzichtet... trotzdem, über eine schlechte Steuerung braucht sich hier niemand zu beklagen.

Trotzdem kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass mit Tournament of Legends irgendwie ein kleiner Kompromiss in die Läden kam: Aus einem blutigen, schwitzigen Gladiatorenspiel im 300-Stil mit Wiimotion Plus-Unterstützung wurde eine eher behäbige Variante von Soul Calibur 2 mit einem zu kleinen Angriffs-Repertoire und ein paar eigenen Ideen, die zwar Abwechslung, nicht aber mehr Spielspaß in den Zweikampf-Alltag bringen

Bei einem Kräftemessen wird der Sieger durch Wiimote-Nunchuk-Bewegungen bestimmt.

Insgesamt fühlt sich Tournament of Legends so an, als wäre es, je nach Sichtweise, ein paar Jahre zu spät oder ein halbes Jahr zu früh gekommen. Gegen die moderne Beat’em-Up-Konkurrenz wie Virtua Fighter 5 oder auf der Wii auch Tatsunoko VS Capcom macht die mythologische Klopperei nicht sonderlich viel her. Das erwähnte halbe Jahr Zeit hätte High Voltage Software gut für Feintuning, Balance und vor allem mehr spielerische Dynamik nutzen können, auch die neuen Gameplay-Gimmicks hätten sich dann sicher etwas stimmiger in das Gesamtspiel integriert.

Vielleicht ist aber gerade das Einfache, leicht Krude die große Stärke des SEGA-Prüglers: In Zeiten, in denen die Regeln für einen durchschnittlichen 3D-Prügler komplizierter sind als die der meisten Rollenspiele, ist Tournament of Legends eine angenehme Regression in einfachere Zeiten – anstatt die Feinheiten von Hit-Boxes, Cancels, Juggles und Timing zu lernen, könnt ihr hier sofort entspannt zuhauen, euch an der bunten Kämpferschar erfreuen und einfach mal wieder sorglos die Waffen schwingen. So bleibt letzten Endes ein etwas krachlederner und im positivsten Sinne trashiger, aber gleichzeitig doch auch amüsanter 3D-Prügler, der vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß daherkommt, aber nicht zuletzt dank seines günstigen Preises durchaus für ein paar vergnüglich-anspruchslose Stunden Unterhaltung an einem lauen Sommerabend gut ist.

Tournament of Legends ist ab sofort für faire 30 Euro für die Wii im Handel erhältlich.

6 / 10

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