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Toy Story 3: Das Videospiel

Weckt das Kind in dir!

Wenn man nicht aufpasst, kann es passieren, dass man das eigentliche Spiel in Toy Story 3 gar nicht mitbekommt. Speziell bei Filmumsetzungen schaut man sich ja meist nur schnell den Story-Modus an und entscheidet dann, dass hier mal wieder mit möglichst wenig Geld und Zeit ein angemessen buntes Produkt zum Film auf den Markt geschossen wurde. Man denke nur an Iron Man und wie sie alle heißen. Oder besser, man denke lieber nicht an Iron Man. Bloß nicht.

In Toy Story 3 orientiert sich dieser Modus zwar auch wie in eigentlich allen anderen Filmumsetzungen lose am Plot der Celluloid-Vorlage und ist sogar recht gelungen. Er spielt aber auch eben nur die zweite Geige. Denn mit Woodys Roundup steckt in der oberen Ecke des Spielbretts, das das Hauptmenü des Titels darstellt, aber ein echtes Juwel von einem Spiel. Bei aller Liebe für meinen absoluten Favoriten unter den Pixar-Werken: Das konnte man in dieser Qualität nun wirklich nicht erwarten.

Woodys Roundup bietet euch eine eigene, frei begehbare Plastikstadt, die in einem verwinkelten Canyon liegt. Hier stellt Andys bekanntes Spielzeugkisten-Sammelsurium die Bevölkerung: Hamm, das Sparschwein, ist der Bürgermeister, Porzelinchen betreut die „Schulkinder“, Bullseye stellt euren reitbaren Untersatz und die Aliens sowie eine Art LEGO-Männchen-Abklatsch bilden das gemeine Fußvolk, das dutzendfach durch die Stadt wuselt.

Natürlich gibt sich auch der Rest der Toy-Story-Prominenz ein Stelldichein. Beinahe alle Charaktere, mit Ausnahme von Barbie, Ken und Mr. und Mrs. Potatohead (wohl aus lizenzrechtlichen Gründen) tauchen früher oder später auf und fungieren als Questgeber für den Sheriff, den man entweder als Woody, Jessie oder Buzz gibt.

Zu tun gibt es in so einer Spielzeugstadt natürlich immer mehr als genug. Und wie damals, als man noch mit seinen kunststoffenen Fantasie-Startern durch das Wohnzimmer fabulierte, kommt man in Woodys Roundup oft vom Hundertsten ins Tausendste. Gerade eben noch wart ihr für den Bürgermeister unterwegs, um mehrere der LEGO-Bewohner im Kleiderladen mit „We-Love-Hamm“-T-Shirts auszustatten, da wird auch schon die Postkutsche überfallen.

Auf dem Weg dorthin lockt auf einmal ein vorher nicht gesehener Durchgang eine verschachtelte Serpentine hinauf, an deren Ende ihr bestimmt wieder etwas Neues entdeckt. Aber Moment, hat da wenige Meter zuvor gerade einer der überall im Spiel platzierten Army Men nach euch gerufen? Diese grünen Miniatur-Fallschirmjäger müsst ihr von hohen Gebäuden werfen, um sie auf bestimmten Zielscheiben im Level punktgenau zu landen, kann man ja eben noch machen, bevor man anschließend für Slinky die entlaufenen Kühe wiederfindet. Mist, das wollte man ja eigentlich vor eineinhalb Stunden schon erledigt haben.

Toy Story 3 - Gameplay-Video

All diese sich überschneidenden Aufgabenbereiche würden in jedem anderen Spiel eine Belastung für den Spieler darstellen, aber das Leben in Woodys Roundup verläuft einfach nach anderen Regeln. Dies hier ist eine Spielzeugwelt, ohne die Story-Faust im Nacken ist „Logik“ hier ein Begriff, von dem man plötzlich nicht einmal mehr weiß, wie man ihn schreibt. Die Anarchie wird hier zur Tugend und katapultiert den Spieler mit Springteufel-Geschwindigkeit in seine Kindheit zurück, als er selbst noch wild Actionfiguren aller Marken und Maßstäbe mit Modellautos und Gummidinosauriern zu Abenteuerstreifen zusammenwarf, für die Michael Bay zum Glück niemals die Filmrechte bekommen wird.

Der Clou an diesem Modus ist aber nicht allein, dass ihr euch in dieser, ihrem Vorbild so charmant wie gekonnt nachempfundenen Welt frei bewegt, ihr seid auch aktiv in ihre Gestaltung mit einbezogen. Für erledigte Aufgaben winkt Geld, manchmal sogar die Freischaltung vollkommen neuer Bereiche um euer Dorfzentrum herum. Hier errichtet ihr mit euren erhaltenen Honoraren neue Gebäude, die wiederum neue Funktionen, Charaktere oder - nach der Erledigung einer speziellen Einzelmission nach Art des Story-Modus - neue Items, wie Blitzableiter (gegen Gespenster), Laserpistole (gegen Zurgs Roboter) oder Fotokamera freischalten.

An separaten Schaltern dürft ihr außerdem die Tages- und Nachtzeiten vierfach variieren und die jedem Gebäude eigene Animation aktivieren. An einem Schleimspender produziert ihr übrigens grünen und lila Rotz, mit dem ihr Elemente und Charaktere der Stadt kurzzeitig vergrößert beziehungsweise verkleinert. Bei der Erkundung der Umgebung entdeckt ihr überdies hunderte neue Spielzeug-Kapseln. Diese enthalten neue Outfits und Frisuren für eure Bewohner, Wandanstriche und andere Gebäudeteile, mit denen ihr die Stadt schöner, gruseliger oder hässlicher macht.

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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Toy Story 3: The Videogame

PS3, Xbox 360, Nintendo Wii, PSP, PC, Nintendo DS

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