TrackMania 2: Canyon
Fliegende Autos²
Seiner Linie blieb TrackMania²: Canyon trotz Potenzierung nämlich treu. Nadeo hat nicht versucht, das Rad erneut zu erfinden, sondern das Spiel im Kern verbessert. Insbesondere die Grafik-Engine hat einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Neu ist beispielsweise die direkte, automatische Berechnung der Beleuchtung, angepasst an die jeweils auswählbare Tageszeit (Morgens, Mittags, Abends und Nachts), die hervorragend funktioniert und dem Spiel das gewisse etwas verleiht.
Überrascht war ich vor allem darüber, nicht mehr das Gefühl zu haben, in einem Baukasten beziehungsweise einer großen Sandbox zu fahren, die lediglich einen anderen Hintergrund besitzt. Das kann natürlich aber auch meine persönliche Einbildung sein. Die Engine von Trackmania² lässt jedenfalls mit Leichtigkeit den primitiven Rallybaukasten-Hintergrund eines Gran Turismo 5 auf Homo-sapiens-Niveau sinken.
Neu ist ebenfalls das optische Schadensmodell, das einem so manche qualvolle Strecke nochmal visualisierend darstellt. Wer zehn oder mehr Minuten an einer extremen links-rechts-Kombination, die wiederum in einen Looping, der hingegen in einen Sprung mitsamt Beschleunigungsfeld mündet, die perfekte Linie sucht, um nicht ständig gegen die Felswand zu knallen, der wird die Qual nun nicht nur mehr persönlich fühlen, sondern auch optisch dargestellt bekommen. Quasi nach dem Motto: "Bilder sprechen mehr als tausend Worte".
Solche Szenen sind auch in Canyon keine Seltenheit. Bereits jetzt hat die Community einige waghalsige und anspruchsvolle Kurse entworfen, was natürlich auch der Abstinenz des Solo-Modus geschuldet ist. Denn den hält uns Nadeo noch vor, auch wenn sich die Mehrzahl der Spieler im Mehrspieler-Modus austoben wird. Das Miteinander, der Drang nach einer besseren Rundenzeit sowie der Erwerb von neuen erstellten Strecken ist unter anderem das, was TrackMania schon immer ausgemacht hat.
Glücklicherweise hat man sich trotz der finanziell lukrativen Möglichkeit gegen ein free-to-play-Modell entschieden. Wie gehabt müssen neue Community-Strecken für den persönlichen Einzelspieler-Gebrauch nämlich mit hart verdienten Credits erworben werden. Diese erhält man unter anderem für das Abschließen von Solo-Rennen, für Bestzeiten auf Community-Strecken oder das Bereitstellen der eigenen Kreationen. Echtes Geld möchte Nadeo nur für die Erweiterungen sehen, nicht aber für die eigentlichen Inhalte. Gut so!
Das einzig verfügbare Canyon-Car ist überraschenderweise eine der größten Änderungen im Spiel. Wer lange Zeit mit den nahezu auf dem Boden klebenden Stadion-Fahrzeugen aus Nations beziehungsweise United Forever unterwegs war, wird überrascht sein, wie wendig, leicht und solide sich der neue Wagen steuern lässt. Anders als in den Vorgängern neigt das Fahrzeug nun zum Driften, was insbesondere bei engen oder langgezogenen Kurven nun die neue Herangehensweise ist. Nadeo hat die Fahrphysik nämlich so weit verändert, dass ihr für gute Rundenzeiten driften müsst. Vorbei sind somit die Zeiten, in denen Drifts quasi die letzte Rettung waren, aber euren Rundenzeiten schadeten. Umdenken ist somit angesagt.