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TrackMania 2: Canyon

Fliegen ist schöner?

Da war es! Jetzt hat er sich verraten. Ich weiß Bescheid, was ich falsch gemacht habe - jetzt muss ich es nur noch besser machen. Wäre ja gelacht.

Wie ein scharfer Wachhund, der auf seinem Weg zum Postboten unsanft daran erinnert wird, dass sein Herrchen beim Kauf seiner Kette zweieinhalb Meter als mehr als genug Auslauf für einen Rottweiler erachtete, bremst mich dieselbe, erstaunlich undurchdringliche Wand zum 28. Mal von 250 auf Null. Aber: Ich habe sie gesehen. Diese minimale Bremsspur, die der Geist des Gold-platzierten Fahrers da vor mir hinterlässt, sagt mehr als tausend Worte. Sie rettet mir für meinen nächsten Versuch das Leben. Mit einem selbstzufriedenen Grinsen wandert mein Finger über die Starttaste. Nochmal von vorn.

TrackMania 2: Canyon ist der beste aller Fahrlehrer: Wie die körperlose KI vor dem Spieler mit einer fast spöttischen Leichtigkeit über diese Darda-Bahn von einer Rennstrecke bügelt, das hat nichts mit blankem Hohn zu tun - na gut, die ersten 27 Versuche vielleicht schon. Aber es ist einfach Nadeos Art, euch mit der vermutlich besten Lernkurve der Welt die Feinheiten der ausgeklügelten Kursführung zu erklären, euch zu zeigen, wie ihr euch auf den allgegenwärtigen Leaderboards eintragt.

Trackmania 2: Canyon - E3-Trailer

Während man die meisten aller Spiele, die dieser Tage erscheinen, mit Fähigkeiten knackt, die man in den ersten zwei Stunden gelernt hat, stellt einem der Nachfolger des bis heute von der Community am aktivsten beackerten Rennspiels der Welt mit jedem neuen Kurs eine neue Aufgabe, die man gerne löst. Denn der nächste Erfolg - eine Gold-, Silber oder Bronzemedaille oder zumindest eine Erkenntnis wie die oben beschriebene - ist nie weit entfernt. Lernt man auf den A-Kursen die absoluten Basics über das Spiel und bekommt später effektives Driften beigebracht, so bläuen einem die Strecken der B- und C-Klasse später ein, wann man eben nicht driften sollte und dass Geschwindigkeit nicht immer alles ist.

Und weil einen der Titel an die Hand nimmt, ohne dass man es merken würde, richtet sich der sporadisch aufkommende Frust niemals gegen das Spiel, sondern immer gegen sich selbst, wenn man mal wieder einer Unkonzentriertheit erlegen ist oder sich sonst einen unnötigen Fehler geleistet hat. Mehr als in anderen Games dient er aber oft sogar als Ansporn oder signalisiert einem gerade zum rechten Zeitpunkt: "Bronze reicht, versuch erst mal ein paar andere Strecken und komm' dann noch einmal wieder". TrackMania 2: Canyon ist unglaublich gut darin, euch ein Stück Strecke vorzusetzen, in das ihr euch verbeißt. Der erste Looping, den man fährt, ist eine Joypad-knackende Offenbarung, die euch nach drei Dutzend Goldmedaillen noch einmal so richtig zum Schämen in die Ecke beordert.

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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