TrackMania 2: Canyon
Fliegen ist schöner?
Die unterschiedlichen Fahrzeugmodelle der Vorgänger sind zudem einem einzigen, generischen Muscle Car gewichen, das man zwar nach Belieben umgestaltet darf, sich aber immer exakt identisch fährt. Ebenso gibt es abseits der Zeitrennen keine weiteren Spielmodi.
Fans der Plattforming- oder Puzzle-Spielvarianten müssen wohl oder übel auf den DLC warten, der den Titel nach und nach modular erweitern wird. Dazu kommt, dass das Spiel ein wenig verschachtelt und alles andere als selbsterklärend aufgebaut ist.
So musste ich bei einigen Dingen erst einmal herumprobieren und raten, was ich warum machen sollte. Bis ich herausgefunden hatte, wie man eine User-generierte Strecke fährt, hat es schon eine Weile gedauert. Auch die Umstellung bei den "Offiziellen Rennen", bei denen man eine Bestzeit im Online-Leaderboard platziert, wird so gut wir gar nicht kommuniziert, was erst einmal für etwas Verwirrung sorgte.
Dabei ist das eigentliche System sehr gelungen: Anstatt wie damals einen Versuch auf eine offizielle Bestzeit gegen die Spielwährung "Copper" zu erkaufen, darf man nun alle fünf Minuten genau einmal sein Glück herausfordern. Seine Bestleistung jetzt sozusagen auf Kommando abrufen zu müssen, wenn man nicht fünf quälend lange Minuten auf den nächsten Anlauf warten will, erzeugt schon einiges an Spannung. Dazu passend nimmt sich das Spiel auch nicht die Zeit, euch das Skill-Punkte-System aufzudröseln oder zu erklären, wo der Unterschied zu den Ladder-Points des Mehrspielermodus liegt. Merkt euch für den Anfang aber einfach: Mehr davon = besser.
Die etwas amateurhafte Präsentation unterstreicht hier noch einmal, dass wir es nicht mit dem hundsteuren Titel eines gigantischen Teams zu tun haben. Doch dieser Homebrew-Charme gehört bei TrackMania schon ein wenig dazu. Dennoch: Ästheten schüttelt es schon ein wenig, wenn vollfarbene HUD-Overlays das Bild einrahmen und bunte Leetspeak-Spielernamen und halbdurchsichtige Autos über eine Strecke wuseln, die recht offenkundig in einem Baukasten entstanden ist. Dazu plätschert softer Euro Dance aus den Boxen, während ihr euch durch eine prinzipiell gut integrierte Mischung aus Spielmenü und dazugehörigem Forum klickt. Sicherlich zweckmäßig, aber nicht gerade hübsch.
Doch darum geht es in TrackMania 2: Canyon auch nicht. Es geht um die zeitgemäße Fortführung eines erprobten Modells, das sich nicht mit Äußerlichkeiten aufhält, sondern sein Erlebnis auf das Wesentliche reduziert. Und das mit einigem Erfolg. Natürlich ändert sich abgesehen vom Fahrverhalten doch recht wenig am gewohnten Konzept und selbstredend muss man schon eine gewisse Affinität für Zeitrennen haben. Wer keinen Reiz daraus ziehen kann, unter die obersten 10.000 der Weltrangliste oder die ersten Tausend seines Landes zu kommen, auf den wird das Spiel vermutlich nicht die endlose Sogwirkung ausüben wie auf den Rest der Community. Doch selbst Gelegenheitspiloten können sich dieser charmanten Fahrschule zumindest für eine ganze Weile nicht entziehen.
Hoffen wir also, dass Nadeo seine Gefolgschaft mit zukünftigen Kauf-DLCs nicht zu sehr zersplittert. Dann wird auch TrackMania 2 erst in acht Jahren wieder einem Nachfolger Platz machen müssen.
Trackmania 2: Canyon ist nur auf dem PC und ausschließlich in digitaler Form zu haben. Es kostet schlanke 20 Euro.