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Trauma Center: New Blood

Episode 2.0

Verantwortung ist etwas, das fast jeder von uns tagtäglich für etwas oder jemanden trägt. Würden wir das nicht tun, würde die Welt, so wie wir sie kennen, nicht funktionieren. In Spielen allerdings taucht das Konzept der Verantwortung nahezu nie auf – möglicherweise, weil sie uns die Realität vergessen lassen und uns in eine andere Welt entfliehen lassen wollen. Sicher, oft heißt es: „Du bist unsere letzte Hoffnung, ohne Dich droht das Ende der Menschheit!“ Aber für das Wohl einer Menschheit verantwortlich zu sein, die man nicht kennt, darf man freundlich als eher abstrakt bezeichnen.

Dennoch sind es mitunter gerade die Titel, die sich an das Thema Verantwortung wagen, die Euch ein neues Spielerlebnis bescheren. Man denke nur an Ico, bei dem Ihr ein hilfloses Mädchen durch eine geheimnisvolle Welt führen und vor dem Bösen beschützen müsst. Trauma Center: New Blood traut sich ebenfalls daran, allerdings beschützt Ihr hier die Euch anvertrauten Menschen nicht vor finsteren Gestalten, sondern kämpft für sie gegen Aneurysmen, Viren, Knochenbrüche und anderes, worüber sich die Versicherung Eures Vertrauens so richtig freut. Denn ausnahmsweise seid Ihr mal kein Soldat, Ritter oder Superheld, sondern ein ganz einfacher, schlichter Arzt. Na gut, ein Spitzenarzt mit leicht übernatürlichen Fähigkeiten. Aber immerhin.

Gestatten: Ein Patient.

Wie schon der Vorgänger, Trauma Center: Second Opinion, sowie die beiden DS-Versionen reihen sich auch in der neuesten Wii-Ausgabe zahlreiche Operationen aneinander, die von einer wenig einfallsreichen, aber funktionierenden Story zusammengehalten werden. In ein paar knappen Dialogszenen erhaltet Ihr Informationen über die Hintergründe der jeweiligen Aufgabe, erfahrt von einer mysteriösen Krankheit, die die Runde macht, und lernt meistens Euren aktuellen Patienten kennen.

Leider gelingt es dem Spiel dabei nur selten, echtes Mitgefühl für deren Leiden zu erzeugen, weil die Umstände häufig zu übertrieben wirken (kombiniert die abgehobensten Folgen von House und Grey's Anatomy und multipliziert das Ergebnis um ein Vielfaches) und weil Ihr nicht selbst die Untersuchung und Diagnose durchführen könnt. Vor allem aber seht Ihr am Operationstisch einen immer gleichen, gesichtslosen Körper und dessen Innenleben vor Euch, so dass mehr ein Gefühl von Fließbandarbeit aufkommt als von Verantwortung für das menschliche Leben, das in Eurer Hand liegt.

Doch obwohl Trauma Center: New Blood in dieser Hinsicht scheitert, so ist es keinesfalls ein schlechtes Spiel: Die eigentliche Arbeit – das Öffnen, Desinfizieren, Schneiden, Verbinden und Zunähen unter Zeitdruck – mit all seinen Werkzeugen – von der Spritze über das Skalpell bis hin zum Laser – verlangt gleichermaßen Feingefühl wie Stressresistenz von Euch und ist schlichtweg aufregend, ja atemberaubend.

Und so sehen sie von innen aus.

Die immer neuen Herausforderungen motivieren, auch wenn die Abläufe irgendwann regelrecht routiniert von der Hand gehen. Lediglich der für Einzelspieler extrem hohe Schwierigkeitsgrad - auch auf "leicht" eindeutig zu hoch - sorgt für etliche Frustmomente, denen eine unterstützende Hand im Co-Op-Modus vorbeugen kann.

Schade, dass alternativ nicht schnell ein KI-Doktor einspringt. Ähnlich schade ist, dass sich die Änderungen gegenüber dem ersten Wii-Teil doch arg in Grenzen halten. Angefangen mit der, wohlbemerkt außerordentlich guten, Steuerung und endend mit der extrem vorhersehbaren Geschichte wirkt alles einen Tick zu offensichtlich übernommen.

Ob man darüber hinwegsehen kann, muss jeder für sich selbst entscheiden, jedoch sollte klar sein, dass New Blood kein echtes Sequel ist, eher eine neue Episode. Freundet Ihr Euch mit diesem Gedanken an, liebt Ihr fordernde Geschicklichkeitsspiele und steht Euch ein zweiten Doktor zur Seite, ist der Griff zum Wiimote-Skalpell absolut lohnenswert. Man hätte nur gerade aus dem für Spiele ungewöhnlichen Aspekt des LebenRETTENs viel, viel mehr machen können.

Trauma Center: New Blood steht exklusiv für Wii ab sofort in den Läden.

7 / 10

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