Trauma Center: Second Opinion
Doktorspielchen!
(Doktor Lampe) Wie heißt es doch so schön: Learning by doing. Ein Leitspruch, der auch für dieses Hospital gilt. Im Prinzip sollte jeder Arzt aber wissen, was er tut. Und falls nicht, muss er einen kurzen Blick in die Lehrbücher werfen. Etwas umständlich, ich weiß, jedoch nicht zu ändern. Nichtsdestotrotz sind wir uns sicher einig, Schwester Tanja, dass hier jeder gut bedient wird - egal ob angehender Medizinstudent, Hobby-Chirurg oder Halbgott in Weiß. Und wem die entsprechenden Gegebenheiten zu schwierig oder im Umkehrschluss zu einfach erscheinen, probiert sein Glück eben mit mehr respektive weniger Risiko-Faktor. Übrigens: Dass Sie Probleme damit hatten, ist klar, schließlich bin ich hier der Chirurg.
(Schwester Tanja) Ein Chirurg, der es nicht versteht, mit dem Ultraschall-Gerät umzugehen. Und da wir gerade auf Ihre Kompetenz zu sprechen kommen: Sie scheinen neuerdings unter erheblichen Problemen mit Ihrer Schneidetechnik zu leiden. Bei etlichen Operationen sind die von Ihnen getätigten Schnitte eher schlecht als recht ausgefallen, fast schon schlampiger als die Versuche eines Praktikanten. Falls Sie jemanden brauchen, der Ihnen die präzise Handhabung des Skalpell erläutern soll, wissen Sie ja, wo Sie mich finden.
(Doktor Lampe) Ich muss gestehen, diese kleinen Schönheitsfehler beschämen mich zutiefst, übe ich diese Tätigkeit doch schon seit Jahren aus. Und bis jetzt habe ich auch noch nicht die Ursache gefunden. Ist es mangelnde Genauigkeit? Oder war ich einfach zu langsam? Dabei habe ich äußerst sensible Hände, was sich bei den gezielten und schnell gezogenen Nähten zeigt. Aber falls ich Nachhilfe brauche, melde ich mich selbstredend, bei Ihnen klappt das ja wie am Schnürchen. Im Gegenzug kann ich Ihnen vielleicht den Umgang mit dem neuen Defibrillator erklären?
(Schwester Tanja) Ich kann mich zwar nicht entsinnen, damit Probleme gehabt zu haben, aber Ihren Ausführungen lausche ich natürlich nur allzu gerne.
(Doktor Lampe) Nun, der Defibrillator ist ein sinnvolles Werkzeug, das bei Herzstillstand zum Zuge kommt. Sie kennen die Situation sicherlich zur Genüge: Der Patient neigt zu spontanem Kammerflimmern, der Puls fällt in den Keller, Null-Linie. In solchen brenzligen Momenten müssen Sie mit beiden Händen zu den Elektroden greifen. Anschließend drücken Sie die Flächen auf den Brustkorb des Patienten - also schön nah rangehen – und sobald die Spannung des Kondensators im richtigen Bereich liegt, hierfür achten Sie übrigens tunlichst auf die grüne Markierung in der Anzeige, geben Sie die Energie per Knopfdruck auf das Herz ab. Schon ist der Patient wieder unter den Lebenden. Wenn man bedenkt, dass wir früher zu einer regulären, anstrengenden Herzmassage greifen mussten, ist solch ein Wunderwerk der Technik ein Segen für Ärzte und Patienten zugleich.
(Schwester Tanja) Wie recht Sie doch haben. Mal etwas anderes: Abseits der Schelte muss ich Ihnen meinen Respekt zollen. Wie Sie bei der Bombenentschärfung das Skalpell, den Laser und das Forceps geschwungen haben, das war wirklich erstaunlich. Und Ihrer regen Schweißproduktion nach zu urteilen, auch nicht ganz einfach. Bei der Stelle, wo Sie die Positionen der Stecker im Spannungsregulator vertauschen mussten, sah es zeitweise sogar ungemein dramatisch aus. Täuscht mich der Eindruck oder hatten Sie mit den Steckern ziemlich zu kämpfen?
(Doktor Lampe) Gekonnt ist gekonnt, meine Liebe, allerdings täuscht der Eindruck nicht. Es ist leichter, ein Leben zu retten, als es gegen eine Bombe mit solch störrischen Steckern aufzunehmen. Ich muss gestehen, ich hatte nicht das Gefühl, die volle Kontrolle zu besitzen – so als reagierten meine Hände nicht auf die Impulse meines Hirns. Dass es letztendlich doch funktionierte, schreibe ich voll und ganz der Glücksfee zu.
(Schwester Tanja) Wohl eher Ihrem Schutzengel. Wie dem auch sei, es war eine ausgesprochen faszinierende und auch intensive Erfahrung. Dass Sie trotz all der harten Arbeit und der vielen Überstunden aber weiterhin wie das blühende Leben wirken, ist mir indes schleierhaft. Wie machen Sie das bloß?
(Doktor Lampe) Das liegt vermutlich daran, dass ich zuvor einen ausgiebigen Urlaub genießen durfte, auch wenn mir die anschließende Übergangszeit in Amerika eindeutig zu lang erschien. Darüber hinaus ist das Klima in der Klinik erfrischend abwechslungsreich. Obwohl...manchmal wünsche ich mir, die Kollegen hätten weniger zu besprechen und ich müsste nicht Wortschwall über Wortschwall über mich ergehen lassen. Ohne die fleißigen Mitarbeiter diskreditieren zu wollen, aber die Unterhaltungen fallen zuweilen anstrengender aus als der darauf folgende Eingriff. Ich sollte jedoch anmerken, dass ich schon immer ein Mann der Tat und nicht des Wortes war.
(Schwester Tanja) Herr Doktor, seien Sie sich gewiss, auch ich hege diesen Wunsch. Des Öfteren ertappe ich mich dabei, wie ich bei den Vorbesprechungen nur noch mit einem Ohr zuhöre, während ich in Gedanken bereits inmitten der nächsten Operation stecke. Andererseits steht es nicht nur in unserer Pflicht, das Leben der Patienten zu retten, sondern diese Personen auch mental aufzubauen, die Umstände zu erfahren sowie eine Art Beziehung aufzubauen. Und sind wir doch einmal ehrlich: Würden sich lediglich anonyme Körper die Klinke in die Hand geben, wäre unser Enthusiasmus deutlich geringer. Abgesehen von der Bewertung unserer Leistung natürlich.
(Doktor Lampe) Wie wahr, wie wahr. Dem habe ich nichts zuzufügen.
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