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Treasure Island

Schmackhafte Rätselkost

Es ist schon verrückt. Da erscheinen jahrelang kaum noch Adventures, bis plötzlich der Knoten platzt und eine wahre Flut auf einen hereinströmt. Egal, ob nun Geheimakte Tunguska, Ankh, Perry Rhodan oder So Blonde - viele davon sind sogar richtig gut geworden. Und zu diesen gelungenen Machwerken darf sich nun auch Treasure Island hinzugesellen.

Das Point & Click-Adventure folgt der Geschichte aus dem Roman Die Schatzinsel von Robert L. Stevenson. Allzu große Überraschungen oder Abweichungen solltet Ihr daher nicht erwarten. Wie gewohnt findet Jim Hawkins eine Schatzkarte von Kapitän Flint und begibt sich mit einigen Freunden und einer angeheuerten Crew auf die Suche. Dummerweise besteht die Mannschaft aber aus alten Piraten, die solche Reichtümer natürlich gerne für sich alleine beanspruchen.

In insgesamt sechs Kapiteln erzählt Treasure Island die Geschehnisse rund um Hawkins und den berüchtigten Schatz. Ihr rätselt Euch also von der Taverne „Admiral Benbow“ über die Hispaniola bis hin zu besagter Insel.

In Sachen Gameplay wagt Entwickler Radon Labs (Drakensang) keine großen Experimente, sondern vertraut auf bewährte Abläufe. Ihr untersucht Dinge, kombiniert Objekte miteinander und sprecht mit diversen Personen. So weit, so Standard. Jim kann eingesammelte Gegenstände aber auch genauer in einer 3D-Ansicht untersuchen und drehen, wobei Ihr mitunter nützliche Hinweise vorfindet.

Sämtliche Rätsel in Treasure Island sind stets logisch aufgebaut und teilweise durchaus fordernd, arten aber nie in Hektik aus oder sind zu schwer. Um beispielsweise einen Seemann zur Mitfahrt zu überreden, müsst Ihr erst dessen Glückssträhne am Spieltisch unterbrechen. Dazu besorgt Ihr Euch in Bristol zwei gezinkte Würfel von unterschiedlichen Personen. Die haben ihrerseits wiederum Problemchen, die im Gegenzug erst gelöst werden wollen. Und so weiter und so fort.

Immer in Richtung Sonnenuntergang.

Sollten doch Probleme auftauchen, steht Euch die Hotspot-Funktion mit Rat und Tat zur Seite. Durch Betätigung der Leertaste werden alle interaktiven Objekte oder Orte auf dem Bildschirm für kurze Zeit hervorgehoben – so oft Ihr wollt.

Die Steuerung ist größtenteils recht komfortabel ausgefallen. Mit einem Doppelklick auf den Boden läuft Jim an die entsprechende Stelle. Der in unserer Vorschau bemängelte Aspekt – Jim geht nur mit normaler Geschwindigkeit bei einem Doppelklick auf Objekte oder Personen – wurde leider nicht ausgebessert. Immerhin dürft Ihr auf diese Art und Weise aber auch gleich zum nächsten Bildschirm wechseln und erspart Euch somit die Betrachtung vom Jim, wie er zu den jeweiligen Aus- beziehungsweise Durchgängen marschiert. Natürlich nimmt es ebenso ein paar Sekunden weniger von Eurer kostbaren Zeit in Anspruch.

Ein wenig nerven kann hier und da manchmal die dynamische Kamera, die zwar sehr häufig in Bewegung ist und andere Blickwinkel auf das Geschehen anbietet (je nachdem, wo Ihr gerade steht), dabei jedoch das Anklicken von Türen, Objekten oder Personen erschwert. Daher dauert es zumeist zwei oder drei Sekunden, bis die Kamera wieder fest verankert ist und Ihr Euch zielsicher fortbewegen könnt.

Im Dschungel müsst Ihr den richtigen Pfad finden.

Auf der technischen Seite überzeugt Treasure Island fast durchgehend. Im Kontrast zu den scharfen Texturen und den schönen Schauplätzen stehen aber die mitunter recht eckigen Gesichtszüge der Charaktere, einige weniger gelungene Hintergründe und die schwache Lippensynchronisation.

Im Gegensatz dazu sehen die restlichen Animationen aber recht gut und flüssig aus, wobei manche Charaktere leider immer wieder recht schnell in ihre ursprünglich festgelegte Haltung zurückfallen, was ein wenig unnatürlich aussieht. Das ist aber wiederum fast schon Meckern auf hohem Niveau, denn generell sieht Treasure Island wirklich schön und stimmig aus.

Und wo wir schon bei der Technik sind: Die Synchronisation der Hauptdarsteller ist Radon Labs durchweg gelungen, lediglich einige kleinere Nebenrollen überzeugen eher weniger.

Um es vorweg zu nehmen: Treasure Island ist kein neues Monkey Island. Ist zwar schade, aber dafür fehlt es einfach an viel mehr Humor. Radon Labs' Adventure fährt – ähnlich wie Geheimakte Tunguska – eher auf der ernsthafteren Schiene, obwohl es natürlich hier und da die eine oder andere unterhaltsame Stelle gibt.

Das macht Treasure Island natürlich nicht zu einem schlechten Spiel. Adventure-Fans kommen noch immer auf ihre Kosten und werden sicherlich ihren Spaß an der virtuellen Schatzsuche haben. Wer mehr auf einen etwas abgefahrenen Humor steht, ist hier an der falschen Adresse.

Was die gute Rätselkost ein wenig trübt: Treasure Island ist recht kurz geraten. Eingeschworene Adventurianer sollten in spätestens sieben Stunden das Ende sehen.

Treasure Island ist bereits im Handel erhältlich. Mehr Screenshots findet Ihr in unserer Galerie. Arrrrrrr.

7 / 10

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Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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