Trinity - Souls of Zill O'll
Ist das Hochleveln Spaß oder doch nur Hochleveln?
Die Bosse und auch zahlreiche Kleingegner könnt ihr nicht immer verwunden, sondern erst, sobald ein Symbol dies anzeigt, meist nach einem ihrer Angriffe. Dann sollten alle drei draufholzen und die eigene KI weiß das auch. Nehmt jetzt noch einen ganzen Schwung an Waffen für jeden der drei dazu, von Zeit zu Zeit neue Effekt-Angriffe, Tränke und immer wieder neue Levels und Quests. Sollte irgendwo ein Buch mit dem Titel „Action-RPG-Design für Einsteiger" herumliegen, dann haben es die Entwickler verschlungen und die Sekundärliteratur links liegen gelassen.
Das Schlimme ist, dass ich trotz des Wissens, hier zahlreiche Kritikpunkte ausweiden zu können – hatte ich eigentlich die in Momenten versagende Kamera erwähnt? Oder dass man häufig meilenweites Backtracking betreiben darf? –, dass es hier nichts gibt, wofür der Gott der Spieledesigner irgendjemanden in den Himmel lassen würde, ich es immer noch spiele. Ich grüble über diese Frage, ob ich jetzt Spaß habe oder nur leveln möchte.
Die Antwort könnte lauten, dass die Grenze bei einem Qualitätsniveau wie dem von Trinity verwischt. Bei den richtig guten Genre-Vertretern stellt sich die Frage gar nicht groß. Ein Diablo und zu einem geringeren Grad auch ein FF XIII oder Monster Hunter macht an sich schon Spaß zu spielen, den meisten zumindest. Für eine Weile. Hier ist es ein wenig komplizierter. Ohne den Wunsch, noch einen Level aufzusteigen und noch dieses eine bessere Schwert zu bekommen, würde ich das Game nicht freiwillig angucken. Das Problem heißt jetzt, generiert das Leveln Freude am Spiel oder ist es nur die Freude eines Computer-RPGlers, dass die Zahlen steigen und die daher rührt, dass er zwei Jahrzehnte darauf konditioniert wurde?
Trinity zu spielen ist keine Bürde. Das Prügeln funktioniert ganz okay, es gibt immer mal wieder ein neues Monster, einen neuen Dungeon, aber in sich ist es ein Ablauf, der so simpel daherkommt, so routiniert abläuft, dass ich meinen Spaß daran – den ich subjektiv ohne Frage habe, sonst hätte ich ja schon längst das Pad zur Seite gelegt – in Zweifel ziehen muss. Es gibt weit bessere Spiele da draußen, genug von ihnen spielte ich noch nicht. Warum also all diese Stunden, um einen prädestinierten Pfad durch viele Stunden der Aufstockung eines Charakterbogens entgegenzustreben, in einer Geschichte, der man geistig immer drei Schritte voraus ist.
Was erwarte ich davon? Hier gibt es keine bleibende Erfahrung für das Spielerleben, nur ein paar Trophäen und das vage Gefühl, „etwas" geschafft zu haben. Reicht das, um die stolze Spielzeit von 40 oder mehr Stunden investiert zu haben? Was macht diese Zeit mit Trinity zu etwas Besonderem, außer diese kleinen Momente konditionierter Freude, in denen der Levelzähler wieder eines hochgeht? Nicht viel, muss ich leider sagen.
Da ich hier zu einem Fazit kommen muss, lasst es mich so formulieren: Es gibt trotz seiner genannten Mängel weit schlimmere Spiele, auch Action-RPGs, als Trinity – Souls of Zill O'll. Es macht Spaß. Wenn man das Leveln als Spaß begreift. Das Vorankommen auf einem schlicht vorgezeichneten Pfad. Nur bleibt nichts jenseits dessen. Die Handlung haut nicht vom Hocker, die Technik sowieso nicht, die Charaktere sind so zweidimensional wie ihre Bilder, die Kampftaktiken schlicht und das ganze System des Spiels hat man schon zigmal hinter sich, wenn auch seltener mit diesem Button-Mashing im Kampf selbst. Alles, was einen hält, ist eigentlich das Leveln. Und damit hängt es von euch ab, ob ihr das als ausreichend empfindet oder ob es doch ein wenig mehr sein muss. Die Wertung spiegelt meine eigene Unentschlossenheit in diesem speziellen Falle wieder.
Trinity - Souls of Zill O'll ist das Prequel zu weiteren, hierzulande obskuren Trinity-Titeln, die auf PS2 und PSP, vor allem aber nur in Japan erschienen. Zill O'll ist PS3-exklusiv und ab sofort erhältlich. Die Texte sind in Englisch und da es viele davon gibt, sollte man zumindest der Grundzüge dieser Spache mächtig sein.