TRON: Evolution
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TRON war 1982 ein kleiner, extrem cleverer und kreativer Film und zumindest die letzten beiden Attribute passten zu dieser Zeit auch zu Disney, die mit TRON, Das Schwarze Loch oder Something Wicked This Way Comes ein paar recht erwachsene Kinderfilme mit beinahe zeitlosem Anspruch bastelten. Beinahe ist dabei aber das richtige Wort für TRON.
Dieser Film ist definitiv ein Kind seiner Zeit, in der Computer in erster Linie mit Kästen in den Banken und Konzernen in Verbindung gebracht wurden und nur die härtesten Geeks einen der frühen Homecomputer besaßen. TRON gab einen märchenhaften Eindruck des Innenlebens eines Computers in der Form einer klassischen Fantasy-Geschichte mit lebendigen Programmen als Akteuren und dem legendären MCP als Superbösewicht. TRON gab den grauen IBM-Kästen ein kleines bisschen Charme und Appeal, auch wenn selbst damals wohl niemand außer den finstersten Hinterwäldlern davon ausging, dass genau so ein Computer funktionierte.
TRON: Evolution als Vorgeschichte zum kommenden Kinofilm zeigt aber schon mal gut, in welche Richtung TRON: Legacy auch auf der Leinwand gehen wird. Ein seelenloses Wrack, das allen Charme, den es vielleicht hat, aus seminostalgischen Momenten eines 30 Jahre alten SciFi-Streifens zieht und den Rest schnell mit einer Ladung Effekte aus Computern überpinselt. 3D zum Schluss und zur Rettung, damit man dieses hartnäckige Popcorn-Stückchen noch besser hochgewürgt bekommt, und schon ist eine der sinn- und seelenlosesten Fortsetzungen im Kasten. Das MPC wäre so stolz.
Es spielt dabei vom Inhalt her tendenziell keine Rolle, ob man über Spiel oder Film redet, beide schlagen komplett neben die Kerbe. Statt die in den letzten drei Jahrzenten komplett gewandelte Wahrnehmung der Computerwelt zu berücksichtigen und Bezüge zur Alltäglichkeit und Allgegenwärtigkeit der Rechner auf der Welt, der kompletten Vernetzung vom Handy bis zum Luxuskühlschrank auf Hardwareebene und der noch wichtigeren Verbindung großer Teile der Menschheit durch soziale Netzwerke ins Spiel zu bringen, bleibt TRON bei der gleichen Formel, die vor 30 Jahren schon nicht wirklich frisch, wenn auch da noch tragfähig war.
Im Computer lebt eine Märchenwelt von lebendigen Programmen. Einige neue Programme sind aufgekommen, die eigenständig denken können und sich ihre Ziele selbst suchen - und eine dritte Fraktion gehört zur Kategorie Virus und zerstört das System. Oder, wenn euch das zu blöd erscheint, könnt ihr sie auch in Neutral, Gut und Böse unterteilen. Oder wie wäre es einfach mit Blau, Weiß und Gelb. So wie die Landschaft trotz angeblicher unterschiedlicher Sinnhaftigkeit der Location sich auf Grau, Braun und Rot runterbrechen lässt.
Es spielt eh keine Rolle, ob ihr jetzt im „Kernel" seid – allein das zu schreiben lässt mich selbst innerhalb der Logik des Settings angesichts so viel Inkongruenz erschauern – oder in einer der gesichtslosen „Städte", denenman mit komplett irrelevanten Angaben zur „Bewohner"zahl Leben einhauchen will. Am Ende rennt ihr einen hundertprozentig linearen Parcours ab, der Scheuklappen nach links und rechts gleich mitbringt.
Ich weiß dabei auch nicht, ob ich wirklich Lust hätte, diese Welt weiter zu erkunden, selbst wenn das Spiel mir diese Möglichkeit geben würde. Alles sieht gleich aus. Und zwar soweit, dass man schon nach wenigen Räumen komplett das Gefühl der Zusammengehörigkeit eines Levels verliert. Ihr springt von einem Raum in den nächsten und die Aneinanderreihung scheint einfach nur willkürlich. Das Design von TRON an sich trägt daran sicher genug schuld.
Mit Grau, Schwarz und ein wenig Blau als Leuchtelement kann man halt nicht so viel anstellen und das Spiel gleicht in seiner Gänze einer ziemlich kompetenten Anklage dieses Punktes. Und zieht sie bis zum Schluss durch. Später wird es noch ein wenig Braun mit Gelb drin, um in Orange-Rot mit Grau zu münden. Aber es bleibt bei einem reinen Farbtausch. Ein Sinn für einen Zusammenhalt dieser Welt, einem geschlossenen Universum, das mehr beinhaltet als das wenige, was ihr ablauft, fehlt völlig. Es ist technisch dabei nicht einmal inkompetent, nur passierte der einzige Funke der Kreativität in der Umgebung des Studios dieses in einem weiten Bogen.
Kommen wir zum Spiel und auch hier kann man wohl nicht vom Geist des Willens zur Schaffung von Einzigartigkeit sprechen. Ein Prince-of-Persia-Klon wurde es. Das Einzige, was daran erstaunt, ist die Anwendung dieses Konzepts auf TRON. Ich hätte jetzt mit einem Shooter gerechnet, so wie damals das komplett überraschende und weit bessere TRON 2.0 einer war. Stattdessen hüpft ihr durch die uninteressante Welt, hangelt von grauem Vorsprung zu blau leuchtender Kante und erprobt den Wall-Run des Prinzen in der virtuellen Welt.
Diese Sequenzen sind anfangs nicht einmal schlecht und die Spielbarkeit der Bewegungen wurde ordentlich – nicht brillant – umgesetzt. Spätestens in der Mitte, vielleicht sogar früher, fällt leider auf, dass keine neuen Elemente oder nennenswerte Steigerungen der Komplexität oder Schwierigkeit dazukommen. Pech für TRON, dass ich erst kurz zuvor das HD-Remake der Prinzen-Trilogie spielte, die zeigt, dass man diese Elemente durchaus immer wieder und durch ein weit längeres Spiel als die acht bis zehn Stunden von TRON: Evolution hindurch frisch halten kann. Ich würde so weit gehen und sagen, dass diese Hopsereien nach der Gewöhnung nicht stören, aber ihren Spaß haben sie irgendwo auf dem Weg verloren.