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Tropico 4

Wertigkeit neu erleben

Aber auch auf eigenem Boden hat man ein paar neue Aufgaben vor sich. Das Zufriedenstellen der verschiedenen Interessengruppen wie Kirche oder Kommunisten kennt man, dass jetzt aber auch mal die Erde bebt oder ein Tropensturm den Touristenstrand in Ödland verwandelt, ist neu. Sich abzusichern ist kaum möglich und demnach bleibt einem die Aufgabe als großer Saubermacher nach der Katastrophe. Der einzige Ratschlag wäre wohl, immer ein paar Taler extra in der Staatskasse zu haben, um reagieren zu können. Die Möglichkeit, proaktiv zu sein und Vorkehrungen zu treffen, fehlt leider weitestgehend, aber das trifft ja auch auf viele solcher Situationen im realen Leben zu.

Um das interne normale Chaos des Mini-Staates zu managen, dürft ihr euch auf Ministerien stützen, die euch die Arbeit erleichtern und vor allem neue Gebäude freischalten. Wie schon zuvor und in vielen ähnlichen Spielen ist die richtige Gewichtung das Ziel allen Handelns, ansonsten kann es schon mal zu einer Revolte kommen. Dann habt ihr hoffentlich genug Soldaten in den Kasernen oder der Palast wird gestürmt. Ein wenig wird man aber sowieso ausgebremst, selbst wenn mal alle glücklich sind. Will man die eigenen Aktionen per Gesetz legitimieren, dann muss das Parlament zustimmen. Und denen gefällt nicht immer alles, was ihr macht, insbesondere wenn es mit unglücklichen, von euch vernachlässigten Lobbyisten besetzt wurde.

Für ein Spiel seiner Art ist Tropico 4 auf jeden Fall wieder einmal sehr viel schöner als es sein müsste. Gewaltige Weitsicht lässt die Inseln im tropischen Sonnenschein erstrahlen, die Straßen der bunten Städte wuseln vor sich hin und zurücklehnen und für zwei Minuten genießen, bevor die nächste Miniaufgabe hereinpurzelt, ist da beinahe schon Pflicht. Nur bei den neuen Katastrophen muss man nochmal üben. Diese wirken angesichts der Zerstörung, die sie nach sich ziehen, doch arg murkelig.

Tropico 4 kann man wunderbar mit dem Volkswagen Golf vergleichen. Nicht nur, dass es halt ein wenig konservativ und hochwertig bleibt, es ist auch nicht so komplett anders als der jeweilige Vorgänger. Genaugenommen ist es sogar ziemlich ähnlich. Es wurde aber an so vielen Ecken gefeilt, gerundet und verbessert, dass Tropico 4 noch einmal eine deutlich befriedigendere Spielerfahrung ist, als es der Vorgänger sowieso schon war.

Selbst wenn man nach Tropico 3 erst einmal genug hatte, mit zwei Jahren Pause lässt sich das hier erneut wunderbar genießen, insbesondere weil eben die internationale und auch interne Verzahnung der Polit- und Wirtschaftssysteme noch mal etwas besser funktioniert als zuvor. Sicher, am Ende bleibt es genrebedingt durchschaubar, aber das soll ja auch so sein. Es mag zwar ironisch sein, dass ein Spiel, das so viel mit Revolution hantiert, selber davon so weit entfernt steht wie es nur geht, aber hey: Urlaub auf der Insel ist heutzutage halt immer ein wenig mehr Club als Abenteuer.

Auf dem PC ist Tropico 4 bereits erhältlich, für die Xbox 360 erscheint es am 10. Oktober.

8 / 10

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