Trotz Furries: Dragon’s Dogma 2 scheint auf Nummer sicher zu gehen. Diesmal ist das eine gute Sache
Die Freude auf die kleinen, neuen Feinheiten.
Gut, dass ich dafür gestern Abend nicht extra wach geblieben bin. Das Capcom Showcase war extrem kurz angebunden und die Menge an neuen Informationen hielt sich in Grenzen. Dennoch gibt es ein paar zentrale Erkenntnisse zu Dragon’s Dogma 2, die Rückschlüsse darauf zulassen, was uns hiermit erwartet. Wenn man nur eines mitnimmt, aus den fünf Minuten, die Game Director Hideaki Itsuno gestern Nacht über den Nachfolger sprach, mit dem ich Mitte der 2010er niemals gerechnet hätte, dann das: Dragon’s Dogma 2 bleibt seiner Vision extrem treu!
Bei vielen anderen Spielen, die allzu ergeben dem Gesetz der Serie gehorchen, dämpft das in der Regel meine Vorfreude zumindest ein bisschen. In diesem Fall war eine Fortsetzung aber eher Herzensangelegenheit als notwendigerweise fester Teil in Capcoms Business-Plan. Die Japaner wurden seinerzeit (vermutlich zu Recht) belächelt, als sie 10 Millionen verkaufte Einheiten für den ersten Teil als erreichbares Ziel auswiesen. Von außen betrachtet eine graue Maus, stellt sich das Spiel erst bei näherem Hinsehen als sympathisch-verquerer, fremdartiger und irrsinnig ambitionierter Unfall von einem Action-RPG heraus. Es ist die Sorte wild-gewagtes Spiel, wie sie heute oft viral wachsende Fangemeinden um sich herum versammeln – nur, dass 2012 die Voraussetzungen dafür noch nicht so günstig waren.
Daher ist es nur richtig, dass im Grunde alles beim Alten bleibt und etwaige Änderungen und Verfeinerungen mit spitzen Fingern vorgenommen werden. Wie zum Beispiel diese: Eines der interessantesten Features an Dragon’s Dogma ist die Greifen-Taste, mit der man Gegenstände wie Kisten und Fässer, aber auch kleinere Gegner packt und sie dann werfen kann. Greift man einen Feind, der größer ist, als man selbst, klettert man an ihm hoch. Itsunos Worte auf dem Capcom-Showcase legen nahe, dass die Physik, die dieses System stützt, deutlich ausgebaut wurde. Nun sollt ihr auch zum Beispiel am Bein eines Feindes ziehen können, vermutlich kann man so einen der stattlichen Trolle ins Straucheln bringen. Man darf gespannt sein, wie sich das sonst noch auswirkt. Aber das Gefühl, einen mächtigen Gegner zusammen zu Fall gebracht zu haben – diesmal dann buchstäblich – dürfte auf diese Weise nicht ohne sein.
Auch die Vasallen sollen nun Smarter sein. Im ersten Teil sammelten sie schon Erfahrung mit den einzelnen Feinden und Gegenden, je nachdem, welche dieser “Pawns” ihr rekrutiertet, und was diese bereits erlebt hatten, waren sie in dem Bereich, in den ihr gerade vorstoßen wolltet, besser oder schlechter bewandert. Diesmal sollen die Vasallen demnach “präzisere Aktionen ausführen” können und dem Spieler auch den Weg zu neuen Orten weisen. Das könnte dazu ermutigen, seine Vasallen oft durchzurotieren. Nett. Dass zudem auch von neuen Laufbahnen, also Klassen gesprochen wurde, ist ebenso begrüßenswert, wobei der erste Teil bereits neun Klassen mitbrachte. Neue Aktionen drehen sich zum Beispiel um das Errichten von Hindernissen und Brücken aus zum Beispiel Eis oder darum, Umgebungsgebilde einstürzen zu lassen.
Darüber, dass die Welt von Dragon’s Dogma nun auch allzu humanoide Tierwesen kennt, die im ersten Teil noch nicht dabei waren, kann man geteilter Meinung sein. Ich bin rein visuell und konzeptionell kein großer Fan davon. Aber ich begrüße den starken Fokus auf NPCs im Trailer, denn die waren im ersten Spiel doch reichlich blass. Itsuno verspricht gut ausgearbeitete Figurenbeziehungen untereinander. Das war eine Sache, die Dragon’s Dogma ein wenig gefehlt hat, denn viel mehr als Pappaufsteller und Stichwortgeber waren die Bewohner Gransys’ leider nicht. Und noch ein weiterer Kritikpunkt des Vorgängers wird angegangen: Dragon’s Dogma 2 wird den ersten Trailern zufolge sehr viel diversere Gegenden und Biome haben, was durch Itsunos Aussage, die Fortsetzung sei etwa viermal so groß wie Teil eins, stabil gestützt wird.
Und so bin ich bei aller Kürze von den Kommentaren Itsunos nur noch mehr ermutigt, dass Dragon’s Dogma 2 ein Erfolg wird. In vielerlei Hinsicht wirkte Teil eins wie ein Spiel, für das die Zeit damals noch nicht reif war. Jetzt, mehr als eine Dekade später, stehen die Vorzeichen bestens, dass dieser Titel auch in der Breite auf das Publikum trifft, das er verdient hat. Ich freue mich jedenfalls auf den unwiderstehlichen Mix aus logischem, von seiner Physik getriebenem Party-Rollenspiel und Devil-May-Cry-artiger Charakter-Action mit unwiderstehlichem “Hit-Stop” (ein Animationsprinzip, bei dem Bewegungen bei einem Treffer für den Bruchteil einer Sekunde eingefroren werden, das mehr Wucht vermittelt) und einer ausladenden Welt, die zum Ausprobieren einlädt. So etwas bekommt man nicht alle Tage – da darf man sich schon mal seiner Stärken besinnen und auf Nummer sicher gehen.
Leider hat Capcom noch keinen Release-Zeitraum für Dragon's Dogma 2 genannt. Sobald wir etwas hören, lest ihr hier davon.