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Turning Point: Fall of Liberty

Tief gefallen

Nicht, dass Euch ein großer Anreiz geboten werden würde, die Städte erkunden zu wollen. Optisch bewegt sich der Trip in die Vergangenheit, die nicht war, zwischen Xbox 1 und der Frühzeit der 360. Allerdings gab es auch zu dieser Zeit schon mehr Farben als grau, dreckiggrau und glänzendgrau.

Nehmt noch ein paar eher grobschlächtige Charaktermodelle dazu und sogar teilweise drastische Einbrüche der Framerate aus komplett unnachvollziehbaren Gründen. Ja, Unreal Engine 3 kann richtig was. Wenn das Programmierteam auch was kann. War hier leider nicht der Fall.

Und Gleiches gilt auch für das Shootern an sich. Ein gutes Spielgefühl kann viel wettmachen, selbst eine schlecht erzählte Geschichte oder die mäßige Optik wären zu retten, wenn es einfach Spaß macht. Und genau hier landet Turning Point dann endgültig in der Mülltonne der alternativen Geschichte. Schon die Bewegung an sich stellt Arbeit dar. Carson neigt dazu, ständig an irgendwas hängenzubleiben, bewegt sich viel zu langsam und jede Art von Laufen fühlt sich ein wenig wie Schwimmen an. Nur nicht so präzise.

Auf die Nazischergen zu feuern wird Eure Stimmung nicht groß heben. In einem fehlgeleiteten Versuch von Realismus, wurden alle Waffen der damaligen Zeit von Spark Unlimited als generell unpräzise eingestuft und feuern in einem recht großzügigen Radius um das Zielkreuz herum.

Leben, Fallen, Volksgasmaske.

Bei einem einzelnen Feind stellt dies kein Problem dar, aushalten tun sie weit weniger als Carson, bei dem es eine Weile dauert, bevor sich sein Sichtfeld verfärbt und Ihr zur Heilung ein wenig Deckung suchen müsst. Von Carson gibt es aber nur einen, von den Nazis hunderte. Und nur selten weniger als ein Dutzend auf offener Straße.

Zumindest unterstützt Euch die künstliche Intelligenz, oder vielmehr deren komplette Abwesenheit, wunderbar beim Kampf gegen das Reich. Die deutschen Herrenmenschen fühlen sich offenbar so überlegen, dass sie es kaum für nötig halten, Deckung zu suchen oder überhaupt irgendeine Art von geschicktem oder gar als Gruppe koordiniertem Verhalten zu zeigen. Wäre aber auch fies Euch und Eurem praktisch unbrauchbarem Arsenal gegenüber.

So besteht die beste Taktik darin, die Deutschen aus der Ferne aufs Korn zu nehmen, auch wenn die Zielsteuerung, egal wie Ihr sie justiert, sich weigert, sich vernünftig zu bewegen. Im Nahkampf stellt dies nicht ein ganz so großes Problem dar, nur werdet Ihr dank der Masse der Feinde dann schnell den Kampf gegen die Besatzer zwangsweise einstellen.

Der Farb-'reichtum' von Turning Point.

Und genau dieses Trauerspiel bieten auch die beiden Onlinemodi. Deathmatch und Teamdeathmatch laufen darauf hinaus, dass sich zwei Spieler wild umkreisen bis einer umfällt oder beide neue Munition finden müssen. Oder mangels Motivation einfach offline gehen.

In exakt letzterem besteht auch Turning Points großes Problem: Es macht schlicht und einfach keinen Spaß. Der Handlungsansatz ist nett, die Story während des Spiels jedoch komplett unausgegoren. Da wird kein packendes Drama geboten, das Euch motiviert, sich mit den drastischen Mängeln der Steuerung, des Leveldesigns, des Zielsystems, der Gegner-KI oder der schwachen optischen Darbietung abzufinden und trotzdem den Job zu erledigen. Wenn der Freiheitskampf gegen Nazis so wenig Laune bringt, können sie von mir aus die USA haben.

Turning Point hat zwar keine Jugendfreigabe erhalten, wird aber trotzdem ab sofort und fast überall für Xbox 360, PS3 und PC verkauft. Gekürzt und geändert wurde es natürlich: Keine Nazi-Symbolik, kein Blut (oder zumindest fast), kein Sieg-Heil-Gebrüll. Und keine englische Tonspur.

3 / 10

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