Turtle Beach VelocityOne Race Lenkrad im Test - 700 € sind nicht wenig Geld, lohnt sich das?
Mission erfolgreich.
Ein Lenkrad für Videospiele ist je nach Ausstattung nichts, was man sich mal so eben nebenbei oder spontan kauft. Auf dem Markt möchte nun auch Turtle Beach mitmischen, nachdem man bereits das VelocityOne Flight und den VelocityOne Flightstick veröffentlicht hat. Die neueste Ergänzung ist das Lenkrad VelocityOne Race und es ist mit seinem Preis von 700 Euro definitiv nicht das kostengünstigste Modell für Einsteigerinnen und Einsteiger, das sich für einen Spontankauf anbietet. Lohnt sich denn die Investition im Angesicht der namhaften und etablierten Konkurrenz von Thrustmaster oder Fanatec?
Box & Zubehör: Wenn ihr das VelocityOne Race kauft, erhaltet ihr damit ein umfangreiches, schweres Paket, in dem eine Fülle von Inhalten steckt. Unter anderem sind das der Lenkradfuß, das Lenkrad-Modul, die Pedaleinheit und die Control Unit als Hauptkomponenten.
Mit hinzu kommen noch zehn Pedal-Stabilitätspolster, ein drei Meter langes USB-Hauptkabel (USB-C zu USB-A), ein 2,5 Meter langes USB-Pedalkabel (USB-C zu USB-C) sowie ein 0,2 Meter langes VCU-Kabel. Ebenso gibt’s natürlich einen Stromadapter und eine Anleitung dazu, außerdem Werkzeug zur Einstellung und Befestigung sowie sieben Sim-Rahmen-Schrauben.
Design und Verarbeitung: Schon beim Auspacken hinterlässt das ganze System einen wertigen Eindruck. Für den geforderten Preis fühlt sich hier nichts billig oder unsauber verarbeitet an. Das Lenkrad alleine bringt 1,36 Kilogramm auf die Wage, der zugehöre Standfuß 5,62 Kilogramm. Die Systemsteuerung, die ihr an der Seite anbringt, ist dagegen mit rund 240 Gramm ein Leichtgewicht, während die Pedale noch einmal 4 Kilogramm hinzufügen.
An den seitlichen Griffflächen des Lenkrads habt ihr handgenähtes Leder, während an der Ober- und Unterseite Kunststoff in Karbonoptik verbaut ist. Mit den Fingern habt ihr währenddessen Zugriff auf zwei magnetische Hall-Effect-Schaltwippen aus Aluminium, mit zwei weiteren analogen Schaltwippen könnt ihr zum Beispiel Kupplung und Handbremse steuern.
Im Lenkradfuß ist wiederum ein "K: Drive-Kraftrückkopplungsmotor" mit Direct-Drive-Technologie und einem Drehmoment von 7,2 Nm verbaut. Aufgrund der geringen Latenz soll der das Geschehen auf der virtuellen Strecke möglichst schnell auf das Lenkrad und dessen Force-Feedback-Technik übertragen. Ebenfalls auf dem Lenkradfuß habt ihr das Race Management Display, ein digitales Dashboard für Echtzeit-Renntelemetrie sowie zur Anpassung verschiedener Einstellungen.
Auf der rechten Seite steckt ihr die (abnehmbare) VelocityOne Control Unit (VCU) an. Dadurch habt ihr schnellen Zugriff auf wichtige Fahrzeugsysteme und Einstellungsänderungen. Zwingend erforderlich ist es nicht, ihr könnt das Lenkrad entweder über den Power-Knopf am Lenkrad selbst oder über einen speziellen Knopf auf der VCU einschalten. Es macht das Ganze mit seinen verschiedenen Kippschaltern und so weiter aber noch ein Stückchen immersiver.
Bleibt noch die Pedaleinheit. Hier haben wir ein Wägezellen-Bremssystem (Dynamic Brake Tek), das mit Druck arbeitet. Es misst die Kraft, die ihr auf das Pedal ausübt, und der Bremsvorgang gestaltet sich dementsprechend, wie bei einem echten Auto. Die Pedale sind wiederum aus Aluminium und ihr könnt sie anpassen, indem ihr zum Beispiel die Kupplung absenkt oder das Brems- und Gaspedal tauscht.
Wie gesagt, ist das alles wertig und stabil verbaut, das Lenkrad fühlt sich gut in den Händen an (sofern man kein Problem mit Leder hat) und sämtliche Schalter, Pedale und so weiter sind gut und problemlos zu betätigen. In Bezug auf die Haptik und Verarbeitung entsteht so schon mal nicht das Gefühl, dass es seinen Preis nicht wert wäre.
Aufbau und Montage: Der Aufbau des ganzen Systems gestaltet sich relativ unkompliziert und ist auch dann ohne Probleme zu bewerkstelligen, wenn ihr noch nie mit solchen Dingen hantiert habt. Die Schnellstartanleitung führt euch durch alle wichtigen Punkte. Im Grunde müsst ihr nur das Lenkrad an den Lenkradstandfuß stecken, euch einen geeigneten Platz suchen, alles aufstellen und schließlich noch die Kabel anstecken.
Unter anderem könnt ihr das zum Beispiel an einem Tisch tun, denn der Lenkradstandfuß verfügt über zwei flache und stabile Befestigungsklemmen. An der Seite könnt ihr eine kleine Abdeckung abnehmen und mit dem enthaltenen Montageweg die Schrauben lösen und später wieder anbringen. Guter Halt ist damit auch bei ruckartigen Bewegungen gewährleistet
Bevor ihr die Pedaleinheit aufstellt, solltet ihr sicherstellen, dass ihr die richtigen Pads auf der Unterseite anbringt, denn es gibt vier Stück für Teppichböden und noch einmal vier, die sich euer für Parkett, Vinyl oder Laminat eignen.
Alternativ nutzt ihr zum Beispiel einen Sim-Rig oder verwendet den hauseigenen VelocityOne Stand von Turtle Beach, um dort alles sicher und stabil anzubringen.
Wie schon erwähnt, könnt ihr das System über die Power-Taste am Lenkrad oder den Engine-Start-Button am VCU einschalten. Dann dauert es noch einen kurzen Moment, bis das System hochfährt und ihr die Plattform auswählt, mit der ihr das Lenkrad verwenden möchtet.
Über die PC- oder Mobile-App Turtle Beach VelocityOne Tuner App könnt ihr wiederum Einstellungen am System vornehmen, etwa im Hinblick auf Vibrationen, Drehmoment und Bremsverhalten, und außerdem die Firmware des Geräts aktualisieren. Achtet bei der Installation und Einrichtung einer neuen Version nur darauf, nichts am Gerät zu drücken oder zu bewegen, da es sonst zu Fehlern kommen kann, was einen Reset erforderlich macht. Am besten einfach davon fernhalten, solange ihr es aktualisiert.
Betrieb: Das Race Management Display auf dem Lenkradstandfuß ist auf jeden Fall ein nützliches Hilfsmittel. Ihr könnt euch dort nicht nur verschiedene Telemetriedaten zu Spielen anzeigen lassen, sondern ebenfalls ein paar Einstellungen vornehmen. Ihr wählt Profile aus, belegt Tasten um, passt die Beleuchtung an und so weiter. Da braucht ihr dann nicht zwingend die App.
Bei der Pedaleinheit könnt ihr unter anderem per App oder über das Lenkrad-Display Einstellungen an den Hall-Effect-Sensoren oder an den Wägezellen-Sensoren vornehmen. Ebenso sind Anpassungen der Pedalplatten in vertikaler und horizontaler Richtung möglich. Über den Federmechanismus passt ihr auch noch auf Wunsch den Widerstand der Kupplungs- und Gaspedale an. Kurz gesagt: Hier präsentiert sich das VelocityOne Race recht flexibel und bietet viele Möglichkeiten.
Die Pedaleinheit wiegt zwar ein bisschen was, aber das bedeutet leider nicht, dass sie in allen Szenarien absolut rutschfest auf dem Boden steht. Besonders dann, wenn ihr viel Kraft ausübt. Die ist auch erforderlich beim verbauten System, sodass die Pedaleinheit unter Umständen leicht nach vorne kippt oder rutscht. Was jedoch nur ein Problem darstellt, wenn sie einfach so auf dem Boden steht. Habt ihr sie an einem Sim-Rig, Standfuß oder irgendwie anders befestigt, sodass sie sich nicht bewegen kann, fällt dieses Problem weg. Ihr könnt sogar Pedaleinheiten anderer Hersteller verwenden, sofern diese sich per USB-Kabel entweder an einen PC oder an den Lenkradstandfuß anschließen lassen.
Essenziell für den Betrieb ist die VelocityOne Control Unit zwar nicht, aber ein schönes Extra, das für etwas mehr Immersion sorgt. Mit den Kippschaltern, Drehreglern und so weiter könnt ihr zum Beispiel Dinge wie das ABS an- oder abschalten, Beleuchtung und Scheibenwischer aktivieren oder ähnliche Einstellungen vornehmen. Ganz witzig, das auf Knopfdruck tun zu können, aber wie gesagt, essenziell ist das nicht. Wenngleich Sim-Fans vermutlich eher dazu tendieren, es auch zu verwenden, wenn es schon mit dabei ist. Ihr könnt das gute Stück übrigens sowohl rechts wie auch links anbringen.
Performance: Auf der virtuellen Strecke liefert das VeloctiyRace eine überwiegend überzeugende Leistung ab, getestet habe ich es unter anderem mit Assetto Corsa Competizione und F1 24. Das Force Feedback überträgt die Details der verschiedenen Strecken und Untergründe gut aufs Lenkrad und man spürt auf jeden Fall die Kräfte, die beiden ganzen Vorgängen auf das Fahrzeug wirken, am Lenkrad. Dementsprechend muss man schon ein wenig Kraft aufwenden, um die Fahrzeuge um die Kurven zu lenken. Wenn man das nicht gewohnt ist, spürt man das danach durchaus dezent in den Armen.
Gleichermaßen spürt ihr auch andere Aspekte wie ein Ausbrechen des Hecks, Aquaplaning und so weiter. Somit habt ihr nicht nur die visuellen Anhaltspunkte auf dem Bildschirm, die euch das vermitteln, sondern spürt es gleichzeitig am Lenkrad. Wobei die 7,2 Nm ja noch längst nicht das Höchstmaß sind, was Lenkräder zu bieten haben. Je nach Lenkrad geht das bis zu 27 Nm und erfordert entsprechende Kraftaufwendung. Insofern eignet sich das Turtle Beach VelocityOne Race auch ganz gut als Set für den Einstieg – trotz des Preises.
Ansonsten fühlen sich die verschiedenen Schalter, Buttons, Schaltwippen und Pedale ziemlich gut an und sind gut platziert, um sie ohne große Verrenkungen erreichen zu können. Das Lenkrad liegt gleichermaßen gut in den Händen und lässt sich angenehm halten und bewegen. Wer möchte oder in einer Situation ist, in der man die Pedaleinheit vielleicht nicht vernünftig einsetzen kann, hat die Möglichkeit, auch die analogen Schaltwippen als Ersatz für Gas und Bremse zu verwenden. Das habe ich zum Beispiel in F1 24 ausprobiert und es klappte dort ziemlich gut. Inwieweit ihr in den jeweiligen Spielen auf Realismus setzt oder noch verschiedene Hilfen aktiviert, ist so oder so wieder eine Sache für sich.
Von Haus auf hat das VelocityOne Race übrigens einen eher kurzen Pedalweg. Andere, aber auch teurere Systeme sind da flexibler und ermöglichen individuelle Anpassungen, ich würde jedoch sagen, dass man hiermit genauso gut zurechtkommt, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt. Eine kurze Eingewöhnungsphase braucht es bei einem neuen Lenkrad(system) ja immer, bevor man sich wie Zuhause fühlt.
Zu kaufen gibt es die Turtle Beach VelocityOne Race unter anderem bei Amazon.de, Alternate.de oder auch direkt bei Turtle Beach.
Turtle Beach VelocityOne Race - Fazit
Mit seinem VelocityOne Race ist Turtle Beach ein gelungenes Lenkrad-Debüt geglückt. Klar, das alles geht noch viel detaillierter und professioneller, aber auch entsprechend teurer. Doch 700 Euro sind ja mitnichten wenig Geld und ihr bekommt dafür ein wirklich sehr gut funktionierendes System mit eingebundenem Bildschirm und der optionalen VCU, die euch bestimmte Funktionen auf Knopfdruck ausführen lässt. Die virtuellen Wagen lassen sich mit dem Lenkrad prima über die Pisten steuern und sie vermitteln dabei ein gutes Gefühl für das jeweilige Vehikel, die im Spiel wirkenden Kräfte und Untergründe. Kurzum: Es fühlt sich sehr gut an.
Der einzig größere Kritikpunkt ist, dass die Pedaleinheit bei zu starken Bewegungen dezent verrutschen oder nach vorne kippen kann. Wenn möglich, sollte sie also entsprechend befestigt oder so hingestellt werden, dass das nicht so einfach passieren kann. Ansonsten machen aber sowohl investitionswillige Einsteiger als auch erfahrene virtuelle Rennfahrerinnen und Rennfahrer, die nicht noch ein gutes Stück mehr Geld ausgeben möchten, wenig falsch mit dem VelocityOne Race.
Turtle Beach VelocityOne Race | |
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