In Two Point Country könnt ihr jetzt auch Unis bauen: Nach dem zu Recht vom Kollegen Benjamin gelobten Two Point Hospital, legen die britischen Two Points Studios nach und lassen euch in dem Simulations-Nachfolger Two Point Campus einen aufwendigen Lehrbetrieb managen. Um genau zu sein, sind es sogar gleich ein Dutzend Universitäten, die ihr aufbauen und mit immer schmaleren Budget am Laufen halten sollt. Den mehr oder minder Lernwilligen bringt ihr dabei so wichtige Disziplinen wie Rittertum, Spionage oder Zauberkraft bei und achtet darauf, dass sich die Studierenden auf eurem Campus auch richtig wohlfühlen und untereinander soziale Beziehungen knüpfen. Lernen soll ja Spaß machen und die Unizeit immer in guter Erinnerung bleiben.
Erscheinen wird die humorvolle Aufbausimulation am 9. August auf PC und allen gängigen Konsolen, wie PS4, SP5, Xbox One, Xbox Series X/S sowie Nintendo Switch. Vorab konnte ich mich aber schon mal als Baumeister und Dekan einiger Universitäten beweisen und vier Level ausführlich anspielen. Und was soll ich sagen: Wo ist nur die Zeit geblieben? Gerade in den fortgeschrittenen Ausbauvorhaben gibt es so viel zu tun und zu beachten, dass die Stunden wie im Fluge vergehen. Schnell noch ein paar Räume upgraden, neues Personal rekrutieren, Bauland für weitere Gebäude planieren oder dafür sorgen, dass genügend Burb-Automaten in den Fluren stehen, um den Durst der Studierenden zu löschen. Mich hat das Mikromanagement und das bunte Treiben auf dem Gelände wie zu besten SimCity-Zeiten gleich an den Bildschirm gefesselt.
Wie bereits bei Two Point Hospital nehmen euch die Entwickler zu Beginn an die Hand und bringen euch die Grundlagen eines erfolgreichen Wirtschaftens in Tutorial-Levels bei. Das erste Vorhaben startet ihr in Freshleigh, einem idyllischen Ort inmitten von Grünanlagen. Das Hauptgebäude steht bereits und ihr installiert nun die Basis für den Lernbetrieb, indem ihr ein Forschungslabor für das eminent wichtige Spezialgebiet Forschologie platziert und wenigstens eine Tür einbaut und eine Tafel aufhängt. Jeder Raum hat dabei eine Mindestgröße, die es zu beachten gilt. Lasst also Platz zwischen den Zimmern, sonst müsst ihr später kostspielige Umbaumaßnahmen vornehmen, die kräftig am knappen Budget zehren.
Logisch: ohne Lehrpersonal, keine Vorlesungen. Also wird jetzt ein Dozent eingestellt, der über die Kompetenz für Forschologie – und am besten auch gleich noch für andere Fächer – verfügt und schon kann der Betrieb aufgenommen werden. Die ersten Studierenden kommen auf das Gelände, sammeln in Vorlesungen Erfahrungspunkte und sind nach kurzer Zeit extrem unzufrieden. Warum? Weil ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden und es überhaupt öde an der Uni ist. Also wird kräftig investiert: Schlafsäle mit bequemen Betten und Spinden sowie Toiletten und Duschkabinen sind das Mindeste, was benötigt wird. Dazu stellt ihr Automaten des inoffiziellen Erfrischungsgetränk-Sponsors Burb auf, platziert Münztelefone, Spielautomaten, Mülleimer und ein paar Topfpflanzen für das Seelenheil und die Zufriedenheit wächst sichtlich. Und je glücklicher die Studentenschaft, desto besser schneiden sie beim Lernen ab, was euch mehr Gebühren in die klammen Kassen bringt, mit dem ihr weiter das Angebot ausbaut.
Mit Entsetzen sehe ich meinen Kontostand schwinden, als ich neue Vorlesungssäle, Bibliotheken, Labore und Lese- sowie Entspannungsräume einrichte, neue Dozenten und Assistenten einstelle und den Außenbereich mit Parkbänken, Blumen und Hecken zu einer sozialen Begegnungsstätte ausbaue. Aber die Investitionen lohnen sich, nach dem ersten Semester sprudeln die Studiengebühren und es können zusätzliche Fächer angeboten werden, was noch mehr Lernwillige anlockt. Mit den Mehreinnahmen können jetzt auch weitere Hausmeister angestellt werden. Die sorgen nicht nur dafür, dass es immer schön sauber auf den Fluren ist, sondern reparieren defekte Technik und vertreiben immer wieder Eindringlinge, die auf dem Gelände Schaden anrichten wollen. Langsam läuft der Laden wie von allein und das Hauptgebäude platzt aus allen Nähten. Zeit, ein neues Grundstück in der Nähe zu kaufen und ein weiteres Gebäude zu errichten. Dank einer bequemen Klon-Funktion lassen sich komplette Zimmer inklusive Einrichtung mit zwei Klicks übernehmen, so spart ihr euch die Suche in den zahlreichen Untermenüs.
Im Verlauf eines Studienjahres bekommt ihr etliche Ziele vorgegeben und sollt etwa eine bestimmte Anzahl an Mitarbeiter beschäftigen, eine durchschnittliche Zufriedenheit bei Personal und Studierenden erreichen, besondere Zimmer bauen und auf eine höhere Stufe bringen oder neue Objekte freischalten. Schafft ihr möglichst viele Aufgaben, bekommt eure Universität im Laufe der Zeit eine Auszeichnung bis zu drei Sternen. Einer genügt aber schon, um sich neuen Aufgaben zu widmen und den nächsten Standort zu errichten. Dabei bleibt das Prinzip aus Bilden, Ernährung und Bespaßung der Studierenden und Erweitern des Geländes gleich, die Ziel-Anforderungen werden aber erheblich knackiger und die Geldmittel werden in beängstigender Geschwindigkeit weniger.
Aber genau das macht mir dann richtig Spaß. Ich verliere die Zeit völlig aus den Augen, wenn ich in Noblestead eine mittelalterliche Ritterschule aus dem Boden stampfen soll, an der die Schüler und Schülerinnen sich auf Turnierplätzen zu Pferde duellieren oder in Spiffinmoore mein ganz persönliches Hogwarts errichte, in dem aus Muggle Magier geschmiedet werden. Neben den schier unzähligen Optionen für Räume und Objekte, die sich zu einem florierenden Unibetrieb verbinden, gefällt mir, wie bereits in Two Point Hospital, ganz besonders der Humor.
Die hervorragende deutsche Synchronisation mit bekannten Stimmen lässt mich in einem Fort schmunzeln, überall gibt es popkulturelle Anspielungen zu entdecken und es macht mir Freude, immer wieder hereinzuzoomen und die herumwuselnden Knuddel-Figuren bei ihrem Alltag zu beobachten. Allein, wenn ein angehender Ritter in die Dusche geht, seine Rüstung ablegt und der blanke Hintern dann schamhaft verpixelt wird, komme ich aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Gut fünf Stunden habe ich in den verschiedenen Uni-Leveln verbracht und dabei bei Weitem nicht alles gesehen, was die Entwickler an Aufbau-Möglichkeiten und visuellen Gags bieten. Dazu nehme ich mir dann wohl die Sommermonate und baue mir meine perfekte Elite-Universität.